

Kirstin Breitenfellner in FALTER 11/2022 vom 16.03.2022 (S. 33)
Der Maler und Grafiker Rudolf Schönwald gehört aufgrund eines stupenden Gedächtnisses zu den hervorragenden Zeitzeugen. 1928 als Sohn österreichischer Eltern in Hamburg geboren, zog er 1934 auf der Flucht vor den Nazis nach Salzburg, lebte ab 1938 in Wien und floh 1943 nach Budapest. Die Nürnberger Gesetze hatten ihn und seinen Bruder zu "Halbjuden" erklärt. Da es Ungarn als einzigem besetztem Land möglich war, "die Judenvernichtung zu einem beträchtlichen Teil zu torpedieren", überleben Schönwald, sein Bruder und die Mutter. Der Vater, ein Tyrann mit bipolarer Störung, hatte 1939 Suizid begangen.
Breiten Raum nehmen Anekdoten der Wiener Kunstszene der 1950er-Jahre ein, die Schönwald und sein Intimus Alfred Hrdlicka kräftig aufmischten. In Form gebracht von Erich Hackl, spricht hier ein lakonischer, kraftvoller Erzähler.