
Großwildjagd in Afrika, jetzt auch mit gutem Gewissen
Sebastian Fasthuber in FALTER 7/2024 vom 14.02.2024 (S. 29)
Fünf Tiere sind es, die Großwildjäger besonders reizen, da sie schwer zu jagen sind: Afrikanischer Elefant, Nashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard. Nur ein Nashorn fehlt Hunter noch auf die "Big Five". Der US-Amerikaner ist mit Börsengeschäften und Immobiliendeals reich geworden.
Von seinem Großvater bereits als Kind in die Materie eingeführt, sieht er sich - sein Name ist Programm - in erster Linie als Jäger: "Für ihn ist die Jagd ein physischer Kampf zwischen Mensch und Tier, der so ausgeglichen wie möglich sein muss, eine Zermürbungsschlacht, die sowohl vom Jäger als auch vom Wild absolutes Durchhaltevermögen erfordert: ein langsames Spiel des Auflauerns und Entwischens, zur Not tagelang, bis es dem Jäger gelingt, so dicht an die Beute heranzukommen, dass es möglich ist, sie aus der Nähe mit einem einzigen, gut gezielten Schuss zu erlegen."
Seit Hemingway ist die Jagd in der Literatur kein wirkliches Thema mehr gewesen. Durch Herumklicken im Netz kam die niederländische Autorin Gaea Schoters zufällig damit in Berührung -und erkannte darin einen spannenden Stoff.
"Trophäe" ist eine durch Mark und Bein gehende Lektüre, die ins Herz der Finsternis führt. Weil Wilderer die Nashornjagd vereiteln, macht Hunters Guide ihm einen anderen Vorschlag: Ob er von den "Big Six" gehört habe? Damit ist die Jagd auf einen Menschen gemeint.
Schoeters hat eine fantastische Stilparodie geschrieben. Über Seiten gelingen ihr fesselnde Schilderungen vom Anpirschen und von wilder Natur, die für Hunter lediglich ein großer Abenteuerpark ist. Das tatsächliche Afrika und das Leben der Menschen in den umliegenden Dörfern interessieren ihn kein bisschen. Müssen sie auch nicht, wie er findet, bezahlt und spendet er doch mehr als genug, um mit gutem Gewissen auf die Jagd gehen zu können.
Nach diesem Roman ist einem schwindelig. Literatur, die etwas wagt, vermag das zu bewirken.



