Claudines Elternhaus

Roman
von Colette
176 Seiten, Hardcover
€ 24.7
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ISBN 9783552075016
Erscheinungsdatum 18.02.2025
Genre Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Verlag Zsolnay, Paul
Übersetzung Elisabeth Edl
Nachwort von Elisabeth Edl
Sammlung Besser lesen mit dem FALTER - Die Bücher zum Podcast Folge 101-
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

»Man bewundert an Colette eine Lebendigkeit, die es bei keinem männlichen Schriftsteller gibt.« Simone de Beauvoir

Colette ist unvergleichlich. Die Frau, die heute neben Flaubert und Proust steht, beginnt als Enfant terrible: Ihre provozierenden »Claudine«-Romane veröffentlicht der Ehemann unter seinem Namen; später sorgt ihr freizügiges Leben für Skandale. In »Claudines Elternhaus« schreibt Colette ihre eigene Geschichte: Kindheit und Jugend in dem kleinen burgundischen Dorf, eine zärtliche, ironische Hommage an Eltern, Geschwister, an Handwerker, Honoratioren, Schulkameraden und nicht zuletzt die geliebten Tiere. »Claudines Elternhaus« erzählt davon, wie ein kleines Mädchen zu Colette wird – das wunderbare Selbstporträt einer großen Schriftstellerin.

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ISBN 9783552075016
Erscheinungsdatum 18.02.2025
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FALTER-Rezension

Hommage an eine rebellische Mutter

Stefanie Panzenböck in FALTER 27/2025 vom 04.07.2025 (S. 29)

Eine Formulierung wie "fröhliche Stummheit", mit der die Schriftstellerin Colette in "Claudines Elternhaus" ihre Kindheit in einem burgundischen Dorf beschreibt, ist nur eine von vielen sprachlichen Kostbarkeiten, die sich in diesem Roman aus dem Jahr 1930 versammeln. Detailverliebt im besten Sinn, schlängeln sich die perfekt modellierten Sätze durch den Garten und die bisweilen abgründigen Biografien der Familienmitglieder.

Die formidable Neuübersetzung Elisabeth Edls folgt dem zauberhaften Erleben des Mädchens zwischen vielen Tieren und einem Bruder, der Grabinschriften für fiktive Tote erfindet. Im Zentrum steht die Mutter, die dem Pfarrer Paroli bietet und in deren Messbuch Dramen von Corneille abgedruckt sind.

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Schwalben im Haar und mit der Katze per Sie

Klaus Nüchtern in FALTER 13/2025 vom 28.03.2025 (S. 29)

Zugegeben, als Vogelfreund ist der Rezensent Partei: Ein Roman, in dem der April als anarchisches Fest besoffener Buchfinken und Stieglitze beschrieben wird, in dem zahme Schwalben im Haupthaar der juvenilen Heldin hausen und ein Uhu als polternder Komtur auf dem Dachboden spukt, kann kein schlechter sein. "La Maison de Claudine", so der Originaltitel, war Anfang der 1920er-Jahre als Vorabdruck in diversen Zeitschriften, danach in Buchform erschienen. Als er 1930 in seiner erweiterten und finalen Form veröffentlicht wurde, der auch die aktuelle Neuübersetzung folgt, war die Verfasserin, die 1873 geborene Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, nur noch "Colette" und eine fixe, auch von ihren nur wenige Jahre älteren Kollegen André Gide und Marcel Proust anerkannte literarische Größe.
Zunächst waren die autobiografisch grundierten Romane mit einer jungen Titelheldin namens Claudine um die Jahrhundertwende herausgekommen. Allerdings unter dem Pseudonym von Colettes erstem Gatten, dem Literaten Henry Gauthier-Villars, der das Schreibtalent seiner Frau zu fördern und auszubeuten wusste.

Zwei Jahrzehnte später begab sich die Schriftstellerin, die inzwischen auch als skandalumwitterte Varietékünstlerin für Furore gesorgt hatte, noch einmal auf die Suche nach der verlorenen Zeit ihrer Kindheit und Jugend. "Claudines Elternhaus" ist eine unverstellt nostalgische, nie aber sentimentale Hommage an das Landleben im Burgund. Darin artikuliert die namentlich nur im Titel genannte Ich-Erzählerin ihre "melancholische Abneigung gegenüber etwas, das ich Häuser ohne Tiere nenne": "[d]iese Klötze ohne Gärten, diese Wohnungen ohne Blumen, wo keine Katze miaut hinter der Esszimmertür, wo man vor dem Kamin auf kein Zipfelchen Hund tritt, der herumliegt wie ein Teppich, diese von allen Hausgeistern verlassenen Gemächer, in denen die Hand auf der Suche nach wohliger Wärme gegen Marmor stößt".

Solch Bedürfnis nach Wärme mag in Zeiten, da die kühlen Autointrospektionen der grotesk adorierten Annie Ernaux als State of the Art autofiktionalen Schreibens abgefeiert werden, verdächtig erscheinen. Und tatsächlich könnten das Temperament der beiden Autorinnen und die Temperierung ihres Schreibens kaum gegensätzlicher sein. Wo die Literaturnobelpreisträgerin von 2022 ihr Herkunftsmilieu mit dem Besteck der Soziologie seziert, da präsentiert Colette ihr Personal in einem geradezu märchenhaft anmutenden Licht -allen voran ihre Mutter "Sido", der sie auch in dem gleichnamigen Roman von 1929 ein Denkmal setzte. Colettes Vater Leopold, der im Sardinischen Krieg gegen Österreich ein Bein verloren hatte und sich im Zivilleben als Steuereinnehmer verdingte, bewies privat im Umgang mit Geld allerdings wenig Geschick, weswegen sich die Familie gezwungen sah, das geliebte Haus inmitten des üppig wuchernden Gartens in Saint-Sauveur zu verlassen.

Nichtsdestotrotz bewahrte die Tochter auch Papa Leopold im Roman ein warmherziges Angedenken. Die sarkastisch-liebevollen Geplänkel, die die Eltern einander liefern, belegen eindrücklich die Dialogkunst Colettes, die auch noch das Scheitern ihres Vaters sowohl bei der Herstellung von Schokokaramellen als auch bei der Bekämpfung von Maulwurfsgrillen mit liebevoller Ironie beschreibt.

Vor allem aber ist "Claudines Elternhaus" ein Glanzstück des Genres "Mutterroman", das seit geraumer Zeit wieder Hochkonjunktur hat. Im Vergleich etwa mit Mama Meyerhoff, die als beängstigend kregle Best-Agerin auf dem Rasentraktor durch den jüngsten Roman ihres Sohnes Joachim brettern muss, ist Colettes Mutter Sido die wesentlich glaubhaftere Figur: Mit Anfang 70 von Krankheit gezeichnet und von Haushaltsunfällen versehrt, registriert sie den eigenen Verfall mit dem ihr eigenen Stoizismus und trockenem Humor. Gerne beobachtet sie vom Bett aus, wenn ein Trauerkondukt an ihrem Haus vorüberzieht -freilich nicht ohne Kritik am üppigen Blumenschmuck zu üben: "Für eine so alte Dame, dieses Massaker an jungen Blumen " Der Respekt vor und die Liebe zu allem, was wächst und sprießt, kreucht und fleucht, kläfft und faucht -mit der wahrlich wehrhaften Wildkatze Bâ-Tou ist die Protagonistin selbstverständlich per Sie -, treibt in dieser berauschend wortreichen und klangvollen Prosa Blüten hervor, denen Elisabeth Edls kongeniale Neuübersetzung zusätzlich Strahlkraft verleiht, sodass etwa das schwerfällige "Die Schwalben schießen schreiend über der Rinderherde auf und ab, die an der Tränke steht" aus der über 90 Jahre alten deutschen Erstübersetzung zu einem metrisch funkigen "die Schwalben jagen und kreischen über dem saufenden Vieh" hochgepimpt wird.

"Langeweile verdirbt!", ruft die herzensgebildete und in den Scharmützeln mit ihrem ganz persönlichen Feind, dem örtlichen Pfarrer, so herrlich renitente Mama Sido einmal aus. "Welche Moral hält stand gegen die Langeweile?" Colettes Roman verbläst diese wie eine frische Frühlingsbrise -eine Brise wider alle Verderbnis.

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