Schweben

Roman
192 Seiten, Hardcover
€ 23.7
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ISBN 9783552075207
Erscheinungsdatum 18.03.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Zsolnay, Paul
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Amira Ben Saouds atmosphärisch dichtes Debüt ist »ein mit gespenstisch ruhiger Seele geschriebener Roman über die existenziellen Zerreißproben der Menschen«. Clemens J. Setz

Gewalt scheint nicht mehr zu existieren, der Klimawandel längst vollzogen. Eine bedrohliche Gelassenheit liegt über der abgeschotteten Siedlung, in der sie lebt. An ihren eigenen Namen hat sie keine Erinnerung mehr. Sie verdient ihr Geld damit, andere Frauen zu imitieren, deren Angehörige nicht mit dem Verlust der Geliebten, der Ehefrau, der Tochter zurechtkommen. Während eines neuen Auftrags gerät ihre Welt ins Wanken: Wer ist diese Emma, die sie spielt? Weisen seltsame Phänomene am Rand der Siedlung auf deren Untergang hin? Und warum ist sie selbst so besessen davon, eine andere zu sein? Amira Ben Saoud gelingt ein fesselndes Debüt, das schwebend leicht grundsätzliche Fragen nach Identität und Beziehungen stellt und danach, was wir uns selbst vorspielen.

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ISBN 9783552075207
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FALTER-Rezension

Heute bin ich Emma

Lina Paulitsch in FALTER 12/2025 vom 21.03.2025 (S. 18)

Es gibt nicht viel zu tun in der vollkommen abgeschotteten Siedlung. Die Häuser sehen alle gleich aus, das Schwimmbad hat geschlossen, auch das Museum soll einem Wohnblock weichen. Jede Erinnerung ans Davor muss zerstört werden, so will es „das System“. Nur die Jugendlichen tun, was streng verboten ist: Sie verprügeln einander bis zur Bewusstlosigkeit.

Es ist eine brutale und dennoch reizvolle Welt, die Amira Ben Saoud in „Schweben“ entwirft. Der Roman spielt mehrere Jahrhunderte nach dem Klimawandel: Die Temperaturen sind wieder kühler und die Menschen desillusioniert. „Man hatte entschieden, dass die ‚permanente Verbundenheit‘, die früher auf der Welt geherrscht haben musste, nur ins Chaos führte. Dass es besser war, in kleinen Einheiten organisiert zu sein und nicht zu wachsen“, erzählt die Protagonistin, deren Gedächtnis nur mehr bruchstückhaft funktioniert. Ihren eigenen Namen hat sie längst vergessen.

Die junge Frau hat sich auf eine spezielle Dienstleistung, sogenannte Begegnungen, spezialisiert. Sie schlüpft in die Identität fremder Menschen und hilft so den Angehörigen über deren Verlust hinweg. Meistens buchen sie Männer, die sich eine Art Reenactment ihrer Exfreundin wünschen. Ganz analog, ohne KI, imitiert sie Kleidungsstil, Mimik und Gestik.

In lakonischem Ton und fast kindlicher Sprache erzählt die Autorin aus der Perspektive einer Frau, die vor sich selbst auf der Flucht ist. Denn ihr Leben als Verwandlungskünstlerin begann nicht freiwillig. Ihr einstiger Vorgesetzter, ein Tischler, umgarnte die 17-Jährige, lud sie zum Essen ein und integrierte sie ins Familienleben. Nach einiger Zeit verstand sie, was er von ihr wollte: seine Tochter Iris ersetzen, die mit ihrem Freund die Eltern verlassen hat. Als der Sohn sie sexuell missbraucht, flieht sie die Familie, die sie ihrer Würde und der eigenen Identität beraubt hat.

Eines Tages erreicht die Protagonistin, mittlerweile 31 Jahre alt, eine Anfrage von einem gewissen Gil. Der Mann sucht ein Double seiner aufsässigen Frau Emma, die sich ihm widersetzt, ihn gereizt und verführt hat. „Ich verlängerte die Qual einer kaputten Beziehung und ließ mich dafür bezahlen; Hilfe im eigentlichen Sinne war das keine.“

Die latent depressive und schnippische Emma hatte es in der monotonen Gated Community der Siedlung nicht mehr ausgehalten und diese verlassen, was einem schweren Tabubruch gleichkommt. Niemand weiß, ob sie noch am Leben ist. Angeblich, so erzählt es das System, sterben jene, die ins Exil gehen.

Die Protagonistin übernimmt den Namen der abgängigen Ehefrau, pumpt sich mit Proteinpulver auf, um sich dieser auch äußerlich anzugleichen. Das eigene Privatleben bleibt dabei auf der Strecke, ihren jüngeren Liebhaber sieht sie nur mehr sporadisch. Obsessiv beschäftigt sie sich mit Emmas Verbleib, deren Zweifel sich auf sie übertragen. Die Grenze zwischen der, die sie werden soll, und jener, die sie ist, weicht sich immer mehr auf. Vielleicht, beginnt sie zu ahnen, gibt es ja doch ein Leben da draußen.

„Schweben“, das sich liest wie eine bedrückend-dystopische Truman Show, ist das literarische Debüt von Amira Ben Saoud, die davor als Kulturjournalistin für The Gap und den Standard tätig war. Die eher brave Sprache und die vielen Konjunktive irritieren zunächst, ehe sie sich als Stilmittel einer wandelbaren Erzählerin erweisen. Nüchterne Beschreibungen passen zu einer jungen Frau, die zu sich selbst auf Distanz geht, um eine andere werden zu können. Und sie verleihen dieser Geschichte eine ganze eigene, weder übernatürlich noch technoid anmutende Mystik.

Gegen Ende des Romans entwickeln die Menschen die titelgebende Fähigkeit zu schweben. Was das bedeutet, sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Als Leserin möchte man es unbedingt wissen. Und bleibt gefesselt bis zum Schluss.

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