Das Risikoparadox

Warum wir uns vor dem Falschen fürchten
608 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783596198115
Erscheinungsdatum 23.01.2014
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Verlag FISCHER Taschenbuch
Herausgegeben von Klaus Wiegandt
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S. Fischer Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags

Was uns wirklich bedroht und wie wir richtig damit umgehen

Nahezu täglich bringen uns die Medien neue Hiobsbotschaften: steigende Kriminalität, Vogelgrippe oder Elektrosmog. Wird unser Leben nicht immer gefährlicher, unsicherer, risikoreicher? Ortwin Renn, der international anerkannte Risikoforscher und renommierte Technik- und Umweltsoziologe, sagt: nein. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt beständig, in vielerlei Hinsicht geht es uns immer besser. Wie fürchten uns, so Renn, vor „falschen“ Gefahren, verschließen aber die Augen vor Risiken, die uns und unsere Nachwelt erheblich bedrohen. Renn zeigt, welches diese sind, warum wir sie unterschätzen und wie wir im Sinne der Nachhaltigkeit verantwortungsvoll damit umgehen können.

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ISBN 9783596198115
Erscheinungsdatum 23.01.2014
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FALTER-Rezension

Fürchtet euch vor dem Richtigen!

Sebastian Kiefer in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 35)

Weltrettung I: Ortwin Renn analysiert die gefühlten und tatsächlichen Risiken und wartet mit umständlichen Lösungen auf

Der Untertitel ist redundant: Jeder weiß oder sollte wissen, dass sich die Menschen hierzulande meistens "vor dem Falschen fürchten": eher vor Schweinepest und Pestiziden im Essen, Terrorismus, Triebtätern oder Flugreisen und weniger davor, was die meisten tatsächlich umbringt: Rauchen, Alkohol, falsche Ernährung und Bewegungsarmut.
Letztere sind für zwei Drittel bis drei Viertel der vorzeitigen Todesfälle verantwortlich, während der Infektionstod in entwickelten Staaten trotz Aids und Krankenhausinfektionen nachrangig wurde und Umweltschäden nur in Schwellenländern eine ernste Gefahr darstellen.

Dass diese dennoch in der Volksseele so präsent sind, liegt am Erfolgskalkül der Medien. Der mit entsprechenden Ängsten oft einhergehende Glaube an "Natürlichkeit" erscheint paradox: Die allermeisten Todesfälle durch Lebensmittelgenuss beispielsweise werden durch natürliche Erreger ausgelöst.
Wenngleich nichts prinzipiell Neues, hat man diese Fakten selten so klar und ausgewogen dargestellt gelesen wie bei dem Umweltsoziologen Ortwin Renn, der nebenher auch in die Tücken der Statistik und der Kausalzuschreibung einführt. Wir leben nicht in einer "Risikogesellschaft" (U. Beck), sondern in einer "Risikowahrnehmungsgesellschaft", daher muss über Psychologie reden, wer über Risiko spricht.
Renn entfaltet eine umfassende Psychologie der Informationsgewinnung und Bewertung von Risiken mit dem Ziel größerer "Risikomündigkeit". "Framing"-Effekte, Mechanismen unserer Sinnprojektion, sozialen Konformitätsdruck, Selektions- und Aufbereitungsmechanismen von Suchmaschinen, die wachsende Schwierigkeit, die Glaubwürdigkeit von Informationsquellen zu bestimmen, die Beziehung von Risikoabschätzung, Wertbesetzung und dem Gefühl, Gefahren handelnd beeinflussen zu können – alles möchte Renn abdecken.
Auch das gelingt ihm, bei gewissen Redundanzen, didaktisch vorbildlich. Ob, wie Renn glaubt, das Fortwirken archaischer Verhaltensmuster oder einfach Faulheit als Ursache dafür geltend gemacht werden kann, dass die meisten Menschen auf Einzelereignisse und medial dramatisch aufbereitete Sensationen und Schicksalsschläge fixiert sind und immer einen Schuldigen brauchen, sei allerdings dahingestellt. Renn jedenfalls diagnostiziert eine prinzipielle Wahrnehmungsschwäche für gesamtsystemische Risiken.
Die Moderne bringt komplexe, sich zunehmend autonomisierende und daher schwer steuerbare Systeme hervor, die mit anderen Systemen vernetzt sind. Die Finanz- und Eurokrise gab hierfür Anschauungsunterricht. Als Paradebeispiel eines systemischen Risikos kann das Ökosystem gelten: Es betrifft den Einzelnen nicht direkt, die Veränderungen geschehen nahezu unsichtbar und schleichend, und dafür fehlen uns die Sensorien.

Auf den zweiten 300 Seiten seines Buches versucht Renn alles zu präsentieren, was er sich über die moderne Welt denkt, was ihre Gefahren sind und mit welchen Theoriemodellen und Kriterien sie zu retten sein könnte. Resilienz sei wichtiger als Effizienz; soziale Gerechtigkeit müsse Vorrang vor Ressourceneffizienz haben, Lebensqualität vor Wohnstandard. Dieser Teil hat mit dem Buchtitel kaum noch etwas zu tun und mutiert eher zu einem weiteren "Soziologenbuch" mit Diagnosen und Rezepten zum Steuern und Verbessern der krisengeschüttelten Welt.
Renn wirft seine zuvor gelehrte Skepsis gegenüber Expertenmeinungen, Statistiken und Prognoseszenarien über Bord: So illusionär der Gemeinverstand, so gesichert ist für ihn der Common Sense der Wissenschaftler, der Klimaforscher zuvörderst. Doch so sicher wie Renn sind sich heute nicht einmal die meisten Klimaforscher, und über die Möglichkeit einer "Green Economy" lässt sich trefflich streiten.
Am Ende steht ein aus vielen Tabellen, Schemata und Theoremen zusammengesetztes Rettungskonzept, das hoffentlich niemand in die Praxis umzusetzen versucht: Es würden vor allem Berge von Protokollpapier unzähliger Konferenzen und Gremien von "Experten" dabei herauskommen.

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