Total Recall Revisited

Die besten Stories
346 Seiten, Taschenbuch
€ 15.5
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Mehr Informationen
Reihe Fischer Klassik
ISBN 9783596905782
Erscheinungsdatum 26.06.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag FISCHER Taschenbuch
Nachwort von Thomas von Steinaecker
LieferzeitLieferbar in 6 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
S. Fischer Verlag GmbH
Hedderichstraße 114 | DE-60596 Frankfurt am Main
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Kurzbeschreibung des Verlags

Nirgendwo kann man Philip K. Dick so gut kennenlernen wie in seinen Stories. Visionär sah er in ihnen die Probleme unserer Gegenwart voraus, und unter seinem Röntgenblick werden die »Dachbalken des Universums« sichtbar, wie er selbst verwundert notierte.
Unser Band versammelt die besten, wichtigsten und einflussreichsten seiner Stories. Ein Nachwort des Science-Fiction Kenners und Autors Thomas von Steinaecker vervollständigt den Band.

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Reihe Fischer Klassik
ISBN 9783596905782
Erscheinungsdatum 26.06.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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Nachwort von Thomas von Steinaecker
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FALTER-Rezension

Paranoia heißt jetzt Realismus

Klaus Nüchtern in FALTER 33/2014 vom 13.08.2014 (S. 30)

Bald jeder ist ein potenzieller Terrorist: Philip K. Dicks unerwartet aktuelle SF-Story "Minority Report" ist neu aufgelegt worden

Geheimen Dokumenten der US-Regierung zufolge, die dieser Tage publik wurden, erfasst die US-Datenbank von "bekannten oder mutmaßlichen Terroristen" insgesamt rund 680.000 Menschen. Während die Stärke von Al-Kaida auf rund 50.000 Mitglieder geschätzt wird, umfasst die bei weitem größte Gruppe 280.000 Verdächtige und besteht originellerweise ausschließlich aus Leuten, denen keinerlei Verbindung zu einer Terrororganisation nachgewiesen werden kann. Zugleich haben die Vereinigten Staaten mehr Verdächtige auf ihre Flugverbotsliste gesetzt als je zuvor: Derzeit sind es 47.000 Personen, Präsident Barack Obama hat George W. Bush längst ausgestochen.
Aber warum den Verdächtigen bloß die Ein- oder Ausreise verweigern? Man könnte die Neugierigen Staaten von Amerika (NSA) doch wesentlich sicherer machen, wenn man potenzielle Terroristen gleich einsperrte, noch bevor diese überhaupt eine Chance haben, ein Verbrechen zu begehen.
Dieses System – man nennt es "Precrime" ("Prä-Verbrechen") – existiert seit über einem halben Jahrhundert. Als literarische Fantasie wohlgemerkt. Philip K. Dicks 1956 erstmals veröffentlichte Science-Fiction-Erzählung "Minority Report" beschreibt ein Regime, in dem außerhalb der Kriege, die geführt werden, kaum noch Menschen getötet werden, weil die "Täter" geschnappt werden, "noch bevor sie ein Gewaltverbrechen begehen können. Also ist die Tat an sich rein metaphysisch."
In der von Dick beschriebenen Gesellschaft existiert "ein Straflager voller Pseudoverbrecher", die dort aufgrund der Prognosen sogenannter Präkogs einsitzen. Dank ihres hypertroph entwickelten "Psi-Lappens" sind Präkogs in der Lage, einen begrenzten Ausschnitt der Zukunft zu erfassen. Der Rest des Gehirns dieser "lallenden Idioten" verkümmert – eine Behinderung, die vom System der Post-Verbrechensbekämpfung in Kauf genommen und für die Abschöpfung von Informationen genutzt wird: "Ein Großteil ihrer Daten ist wertlos für uns – für unsere Tätigkeit schlicht und einfach irrelevant. Die geben wir an die zuständigen Behörden weiter. Dafür beliefern die uns dann wieder mit ihren Daten."

Der Bezug zu den Datenstaubsaugern, den die diversen Geheimdienste im Dienste der angeblichen Terrorprävention angeworfen haben, ist mit Händen zu greifen. Stanislaw Lem hat Dick überaus geschätzt und diesen als einen "Visionär unter Scharlatanen" bezeichnet. Und doch sollte vorsichtig sein, wer die prognostische Potenz von dessen Werk preist. Die Grundfrage der Science-Fiction lautet Dick zufolge: "Was wäre wenn?", und sobald ein SF-Autor einigermaßen systematisch mit diesem Coniunctivus Potentialis operiert, wird er gar nicht umhinkönnen, gewisse Erkenntnisse und Errungenschaften von Kybernetik, Kommunikationstechnologie, Quantenphysik oder Kognitionswissenschaften "vorwegzunehmen".
Was Dick von den meisten seiner Kollegen unterscheidet, sind der Erfindungsreichtum und die Intelligenz, mit denen er ganz konventionelle SF-Sujets wie Zeitreisen, Telepathie und kosmische Invasionen verarbeitete, sein immer wieder aufblitzender Humor, seine tiefe Melancholie und das ungewohnt wache Interesse, mit dem er die gesellschaftlichen, sozialen und "humanitären" Aspekte des (kommunikations-)technologischen Fortschritts verfolgte.
Dass sich Dick von der chromblitzenden Oberfläche der SF nie hat blenden lassen, ist wohl einer der Gründe, dass er seit 30 Jahren der wichtigste Stofflieferant des SF-Kinos ist: von Ridley Scotts Meilenstein "Blade Runner" (1982), dessen Premiere er knapp nicht mehr erlebte, über Paul Verhoevens "Total Recall" (1990), Steven Spielbergs Verfilmung des "Minority Report" (2002), Richard Linc­laters "A Scanner Darkly" (2006) und John Woos "Paycheck" (2003) bis zu George Nolfis "The Adjustment Bureau" (2011) mit Matt Damon in der Hauptrolle.

Bis auf "Blade Runner", der auf dem Roman "Do Androids Dream of Electric Sheep?" (1968) basiert, liegen allen genannten Filmen Kurzgeschichten zugrunde, und deren cineastischer Transfer hat auch dazu geführt, dass die soeben erschienene Best-of-Auswahl "Total Recall Revisited" den "Minderheiten-Bericht" im englischen Originaltitel anführt (ansonsten aber die Übersetzungen verwendet, die seinerseits in der 2001 abgeschlossenen Ausgabe "Sämtlicher SF-Geschichten" bei Haffmans erschienen sind). Unter anderen finden sich dort die post-apokalyptische Paranoiaparabel "Variante zwei" oder das todtraurige "Foster, du bist tot", in der die Themen Sicherheitstechnologie und soziale Selektion auf eine für Dick ganz typische unglamouröse und realistische Weise verknüpft werden.
Im Unterschied zur Filmversion, die unter anderem um eine traumatische Familiengeschichte ergänzt wurde und mit dem literarischen Original außer der Ausgangskonstellation – der Polizist John Anderton, der selbst in der Abteilung Precrime arbeitet, wird als zukünftiger Mörder eines ihm unbekannten Mannes identifiziert – nur noch sehr wenig gemein hat. Dicks "Minority Report" ist weniger Plädoyer für die menschliche Handlungsfreiheit und Kritik an einem System, das sich verselbstständigt hat (eine solche leistet eher die zauberlehrlingshafte Parabel "Autofab"), als eine Art Mental-Thriller, der auf dem Umstand beruht, dass jede Voraussage den Verlauf ihrer Prognose verändert, sobald die involvierten Personen davon erfahren.
In der Geschichte handelt Anderton denn auch genau umgekehrt als im Film. Dicks Protagonist ist ein Befürworter von Precrime und verteidigt das System (gegen eine Intrige des Militärs), indem er dessen Prognose erfüllt: Er erschießt kurzerhand den General, der Precrime in Verruf bringen möchte. So etwas ist Tom Cruise, der im Film die Hauptrolle spielt, natürlich nicht erlaubt.

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