Meine Mutter hätte es Krieg genannt

192 Seiten, Hardcover
€ 22.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783608501957
Erscheinungsdatum 16.09.2023
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Verlag Tropen
Übersetzung Christian Försch, Amelie Thoma
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
produktsicherheit@klett-cotta.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags



»Der Fall Politkowskaja steht symbolhaft für die Pressefreiheit« Angela Merkel


Am 7. Oktober 2006 wird die Journalistin Anna Politkowskaja vor ihrer Wohnung in Moskau ermordet. Es ist das tragische Ende einer jahrzehntelangen Verfolgung durch den russischen Staatsapparat. Auf einen Schlag wird Anna Politkowskaja zur weltweiten Symbolfigur für den Kampf um Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Kritikerinnen von Putins Russland. In diesem Buch erzählt ihre Tochter erstmals die ganze Geschichte ihrer Mutter: persönlich, bewegend und erschreckend aktuell.
Als Anna Politkowskaja starb, war ihre Tochter Vera 26 Jahre alt. Mit diesem Buch setzt sie dem Vermächtnis ihrer Mutter ein Denkmal. Eindrücklich erzählt sie von ihrer Mutter als einem Vorbild, als einer Frau, die sich nicht einschüchtern ließ, als einer Frau, die es Krieg genannt hätte. Sie zeigt, wie deren kompromissloser politischer Kampf bis in die innersten Familienstrukturen hineinreichte, und auch, welche Schatten er warf. Vera Politkowskaja legt die Mechanismen des russischen Machtapparates offen und rückt unsere aktuellen politischen Debatten in ein neues Licht. Indem sie einen Blick zurück auf den letzten großen Russischen Krieg in Tschetschenien wirft, ergründet sie auch den Krieg unserer Tage.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Kraft der Wahrheit. Ein bewegendes Porträt und ein kämpferisches Manifest.




»Ein schwarzer Blick in die Zukunft. Schwarz wie die Farbe des russischen Öls, mit dem hierzulande die Wohnzimmer geheizt werden. Es scheint höchste Zeit, einmal genauer nachzufragen, was für ein Land das eigentlich ist, aus dem es kommt.« WDR


»Bis zu ihrer Ermordung am 07.10.2006 kannten nur diejenigen, die sich mit dem Tschetschenienkrieg befasst hatten, den Namen dieser mutigen Journalistin. Von einem Tag auf den anderen wurde ihr stets traurig-entschlossenes Gesicht zum Symbol für die Meinungsfreiheit.« Emmanuel Carrère


»Anna Politkowskajas Aufschrei hallt noch immer nach, raubt einem den Atem und rüttelt das Gewissen auf.« Roberto Saviano


Mehr Informationen
ISBN 9783608501957
Erscheinungsdatum 16.09.2023
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Verlag Tropen
Übersetzung Christian Försch, Amelie Thoma
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
produktsicherheit@klett-cotta.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

„Du wirst genauso enden wie deine Großmutter“

Kirstin Breitenfellner in FALTER 42/2023 vom 20.10.2023 (S. 34)

Am 7. Oktober 2006, dem 54. Geburtstag von Wladimir Putin, wurde Anna Stepanowna Politkowskaja am helllichten Tag im Eingang ihres Hauses ermordet. Sie war erst 48 Jahre alt gewesen. Die streitbare Journalistin hatte die Gefährlichkeit des „Systems Putin“ früh erkannt und schonungslos offengelegt. Obwohl die westlichen Medien ihre Exekution bereits damals als ein Symptom von Putins Herrschaft ansahen, hielten ihre Regierungen an der Appeasement-Politik gegenüber dem russischen Präsidenten fest.

Politkowskaja gilt heute als Symbol für eine unbeirrbar an der Wahrheit festhaltende Berichterstattung. 2007 stiftete die NGO „Reach All Women in War“ einen nach ihr benannten Preis für Frauen, die sich in Konflikten und Kriegen für die Opfer einsetzen. Im Falle Politkowskajas betraf dieser Einsatz vor allem die beiden Tschetschenienkriege von 1994–1996 und 1999–2009, die Putin von seinem Vorgänger Boris Jelzin „übernommen“ und zum Instrument des Erhalts seiner Macht ausgebaut hatte, wie Vera Politkowskaja meint.

Dass die Tochter von Anna Politkowskaja, die sich bis dato in der Öffentlichkeit eher zurückgehalten hatte, gerade jetzt ein Buch veröffentlicht, liegt an einem weiteren Krieg Wladimir Putins. Es trägt den markigen Titel „Meine Mutter hätte es Krieg genannt“ und spielt damit auf das mit Strafandrohung untersagte Wort für den Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 an.

„Meine Mutter war nie bequem“, lautet der erste Satz dieses aufwühlenden Buchs, das das Leben der so mutigen wie unerbittlichen Frau aus der Sicht einer Tochter schildert, die gewiss darunter gelitten hat, von klein auf mit Drohungen gegen ihre Eltern, aber auch die ganze Familie leben zu müssen – und die ihre Mutter trotzdem zu verstehen versucht. Mit der Unterstützung der Journalistin Sara Giudice entstand ein liebevolles Porträt einer Kompromisslosen, mühelos zwischen privater und politischer Sphäre hin und her springend, die ja auch im Leben Anna Politkowskajas nie scharf getrennt waren.

Zum Zeitpunkt der Ermordung ihrer Mutter war Vera Politkowskaja 26 Jahre alt und schwanger. Bevor sie das Land am 17. April 2022 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit ihrer 15-jährigen Tochter verließ, war diese in der Schule zum ersten Mal selbst mit Morddrohungen konfrontiert worden, weil sie den Krieg gegen die Ukraine kritisiert hatte. „,Du wirst genauso enden wie deine Großmutter‘, versprach ihr Agate, eine Klassenkameradin, und schilderte ihr im Detail, wie es passieren würde.“

Dass der Ort ihres „freiwilligen“ Exils geheim gehalten wird, ist gut so. Ebenso, dass Vera Politkowskaja, die zunächst eine Musikausbildung am Moskauer Konservatorium erhielt und zwischen 2013 und 2022 als Autorin für die Fernsehsendung „Praw!Da?“ arbeitete, mit diesem Buch sozusagen erstmals in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt.

Anna Politkowskaja hatte zeit ihres Lebens davon geträumt, Journalistin zu werden. „Es gab keinen ,Plan B‘.“ Zugute kam ihr die Perestroika genannte Öffnung unter der Präsidentschaft Michail Gorbatschows. „Sie verkörperte deren Geist vollkommen, den Wunsch nach Veränderung: Sie träumte von einer vollgültigen Demokratie, und sie träumte davon, ihren Beruf in einem freien Land auszuüben.”

Wie viele Frauen in der Sowjetunion war sie jung Mutter geworden. Sohn Ilja wurde 1978 geboren, Tochter Vera 1980.

Mit ihrem Mann, dem Journalisten Alexander Politkowski, führte sie eine von Vera als „explosiv“ bezeichnete Beziehung. Trotzdem bekamen sie gemeinsam so etwas wie ein normales Familienleben hin. Anna kochte und buk mit Leidenschaft, liebte es, Gäste zu bewirten, und genoss den Garten der Datscha, die nach Veras Flucht kaum zufällig in Flammen aufging.

Anna Politkowskaja konnte nicht anders, als sich einzusetzen. So auch 2002 als Vermittlerin im Geiseldrama in einem Moskauer Musicaltheater oder 2004 in Beslan nach der Geiselnahme an einer Schule mit hunderten Toten und Verletzten, wo sie zum Opfer eines nach wie vor ungeklärten Giftanschlags wurde.

„Sie schrieb für die Zukunft. Sie war das lebende Mahnmal für die unschuldigen Opfer des Gemetzels.“ Unzählige Male fuhr sie selbst nach Grosny, deckte Skandale auf und wurde in Moskau zu einer Anlaufstelle für die kleinen Leute, die unter dem Krieg litten – und damit auch zu so etwas wie einer persönlichen Feindin Putins.

„Wenn Vera oder Ilja mir ankündigen, dass ich Großmutter werde, dann höre ich auf, nach Tschetschenien zu fahren“, sagte Anna Politkowskaja einmal, als ihre Kinder noch zu jung waren, um daran auch nur zu denken. Es sollte genauso kommen. Nur anders, als sie es gemeint hatte.

Wer die Drahtzieher des Auftragsmords waren, darüber wird heute noch spekuliert. 2014 wurden fünf Männer schuldig gesprochen, vier davon Tschetschenen. Vera Politkowskaja ist davon überzeugt, dass Putins damaliger Schützling Ramsan Kadyrow, heute Präsident von Tschetschenien, darin involviert war.

„Ich finde, ich habe als Mutter nicht das Recht, meiner Tochter das Leben schwer zu machen.“ Dieser Satz gehört zu den wenigen Stellen, an denen Vera Politkowskaja implizit Kritik an den Prinzipien ihrer Mutter übt. Ihr von großem Respekt vor deren Vermächtnis getragenes Buch erzählt nicht nur die Biografie einer außergewöhnlichen Frau, sondern hat auch das Zeug, als Ausgangspunkt für Diskussionen über die Notwendigkeit der Aufklärung unter den Bedrohungen autoritärer Regimes zu dienen. Auch und gerade im politischen Unterricht für Heranwachsende.

weiterlesen