

Sebastian Fasthuber in FALTER 44/2018 vom 31.10.2018 (S. 28)
Nach jahrelanger Krankheit kommt der Held von „Troll“ mit 20 aus der Klinik. Vor der Verblödung hat ihn dort Johanna gerettet, die nur eines mehr liebt als russische Literatur – Heroin. Gemeinsam beschließen sie, gesund zu werden und einer großen Mission zu folgen: Sie sagen den von Firmen, Parteien und militanten Gruppierungen bezahlten Internet-Meinungsmachern den Kampf an. Dafür müssen sie zuerst selbst Trolle werden.
Der Slowake Michal Hvorecky siedelt die Geschichte in einem osteuropäischen Land in naher Zukunft an, wo ein „Informationskrieg“ herrscht. Ein neues Regime ist an der Macht, doch die Menschen trauern dem verblichenen, grausamen „Anführer-Vater“ und sogar dem schwachen „Anführer-Sohn“ hinterher. „Troll“ verdichtet aktuelle politische und gesellschaftliche Tendenzen zu einer glaubhaften Schreckensvision. Konsequent: Auch die schmucklose Sprache bietet keinen Trost an.