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Kurzbeschreibung des Verlags
Was sind eigentlich die viel beschworenen westlichen Werte? Wann entstand die Idee des freien Individuums, auf der unsere Gesellschaft bis heute basiert? Das anregende, große historische Zeiträume überspannende Buch gibt überraschende Antworten auf zentrale Fragen der abendländischen Identität.
Mehr denn je geraten unsere bisher für selbstverständlich gehaltenen westlichen Werte unter Druck. Der sich rasant ausbreitende islamische Fundamentalismus, aber auch das autoritäre China treten als machtvolle Antipoden zum westlichen Liberalismus, zur Idee der Freiheit und des Rechts des Individuums auf die Bühne der Weltgeschichte. Vor diesem Hintergrund nimmt Larry Siedentop die Geschichte der Entstehung unseres westlichen Wertesystems neu in den Blick. In einem nahezu zwei Jahrtausende überspannenden Bogen erzählt er von den entscheidenden philosophischen Wendepunkten. Ein großer geschichtlich-philosophischer Wurf, der zeigt, was den Westen ausmacht – und einmal mehr zu Bewusstsein bringt, dass nur, wenn wir uns selbst verstehen, ein fruchtbares Gespräch mit anderen Kulturen möglich ist.
Der säkulare Liberalismus steht unter Beschuss. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler, Historiker und Philosoph Larry Siedentop mahnt per Langessay die Europäer, ihrer Wurzeln zu gedenken.
Diese liegen in puncto Liberalismus nicht etwa in der klassischen Antike, meint Siedentop. Denn Religion wandte sich hier nicht an den Einzelnen, sondern an die patriarchale Familie, und diese war mythologisch eng an Stamm und Stadt gebunden. Deswegen gab es keine strikte Trennung von Privatem und Öffentlichem, Ungleichheit zwischen den Menschen wurde als Naturgegebenheit verstanden.
Den eigentlichen Ursprung des Liberalismus macht Siedentop in der frühchristlichen, insbesondere paulinischen Lehre vom Menschen als im Glauben an Christus freien und gleichen Wesen aus. Die Basis des Zusammenlebens sollte nach dieser nicht Polis und Familie sein, sondern Liebe und damit Freiwilligkeit.
Die frühen Kirchen waren deswegen auch vor allem Wohlfahrtseinrichtungen. Die mönchischen Bewegungen lebten die neuen Potenziale der Innerlichkeit regelrecht theatralisch aus, trachteten nur nach individuellem Seelenheil und wurden damit zum Modell einer neuen Gesellschaft, die auf egalitärer, individueller Willensentscheidung beruhte. Arbeit, in der Antike verachtet, wurde nobilitiert.
Überraschender als das ist Siedentops Darstellung, inwiefern der Kerngedanke der Gleichheit – das sich frei (zum Glauben) entscheidende Einzelwesen – die Entwicklung der mittelalterlichen Gesellschaften bestimmte.
Das ist glanzvolle historische Essayistik, doch man kann die Geschichte auch anders erzählen. Das Liebesgebot war ursprünglich jüdisch, den Universalismus hat Paulus zwar gegen die jüdisch-christliche Fraktion im Urchristentum durchgesetzt, damit jedoch die Heidenmission gerechtfertigt, also harsche Ungleichheit geschaffen.
Siedentop muss vor allem kleinreden, dass die Idee der Gleichheit der Menschen älter als das Christentum ist. Sophisten entwickelten sie, die Kyniker (die alle menschlichen Satzungen verachteten) und die Stoa bauten sie aus.