Herrschaft

Die Entstehung des Westens
624 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783608983562
Erscheinungsdatum 13.03.2021
Genre Sachbücher/Geschichte
Verlag Klett-Cotta
Übersetzung Susanne Held
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HerstellerangabenAnzeigen
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
produktsicherheit@klett-cotta.de
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Kurzbeschreibung des Verlags


Von Babylon bis zu den Beatles, von Moses bis #MeToo


Wie wurde der Westen zu dem, was er heute ist? Welches Erbe schlägt sich in seiner Gedanken- und Vorstellungswelt nieder? Mit unvergleichlicher Erzählkunst schildert Tom Holland die Geschichte des Westens ausgehend von seinem antiken und christlichen Erbe.


Dabei zeigt er, dass genuin christliche Traditionen und Vorstellungshorizonte auch in unserer modernen Gesellschaft sowie ihren vermeintlich universellen Wertesystemen allgegenwärtig sind – sogar dort, wo sie negiert werden: etwa im Säkularismus, Atheismus oder in den Naturwissenschaften. Holland schlägt einen großen erzählerischen Bogen von den Perserkriegen, den revolutionären Anfängen des Christentums in der Antike über seine Ausbreitung im europäischen Mittelalter bis hin zu seiner Verwandlung in der Moderne. In packenden Szenen schildert der Autor welthistorische Ereignisse und zeichnet in lebendigen Porträts die zentralen Akteure oder auch die Antagonisten des Christentums (u. a. Jesus, Paulus, Abaelard und die Heilige Elisabeth, Spinoza, Darwin, Nietzsche und die Beatles). Über große zeitliche Distanzen hinweg macht Holland Verknüpfungen und Parallelen aus und zeigt auf diese Weise, wes Geistes Kind die westliche Kultur noch immer ist.

Stimmen zum Buch:


»Tom Hollands neues Buch ist der Höhepunkt seiner Erzählkunst. Ein Meisterwerk historischer Darstellung.«
John Gray, New Statesman


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ISBN 9783608983562
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FALTER-Rezension

Vom Kreuzestod bis zur #MeToo-Bewegung

Alfred Pfoser in FALTER 11/2021 vom 17.03.2021 (S. 41)

Im englischen Sprachraum hat „popular history“ Tradition. Tom Holland (nicht zu verwechseln mit dem derzeitigen Hauptdarsteller der Blockbuster-Serie „Spider Man“) ist heute einer ihrer bekanntesten Vertreter. Viele seiner Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt. Er begann seine Schriftstellerkarriere als Verfasser von (ebenfalls übersetzten) Vampirromanen, bis er die Geschichte als seine besondere Leidenschaft entdeckte – und hier wiederum die Religionsgeschichte. Wieso, so scheint Hollands Überlegung zu sein, diesen Stoff den Theologen und Kirchenhistorikern überlassen, wenn ihr Stoff, ihre Ideen und Debatten so voller Dramen und bewegender Geschichten stecken? Neben der Geschichte der persischen Invasion im alten Griechenland und über die Römerzeit beschäftigte sich Holland mit dem Islam und dem Aufstieg des christlichen Europas um 1000 nach Christus.

Jetzt legt er mit „Herrschaft“ einen großen Aufriss über die Geschichte des Christentums von den Anfängen bis heute nach. Das ist kein kleiner Spaziergang in einem übersichtlichen Terrain, sondern eine mehr als 2000 Jahre währende Zeitreise, auf der sich immerfort die großen Fragen stellen: Wo ist Gott? In welcher Beziehung steht er zu den Menschen? Was ist ein gottgefälliges Leben? Mit mächtigen Schritten durchquert Holland die christliche Geschichte, von den subversiven Ursprüngen über den kühnen Opfermut der römischen Märtyrer und die fruchtbaren innerchristlichen Schismen im Mittelalter bis hin zur Religionskritik der Neuzeit und Gegenwart, von Friedrich Nietzsches Diktum „Gott ist tot“ bis zu Richard Dawkins’ Buch „Der Gotteswahn“ (2006). Hollands Großgeschichte kann auch mit feinen, lebendigen Zeichnungen der Heiligen punkten: Paulus, Augustinus, Peter Abelard, Katharina von ­Siena oder Franziskus von Assisi strahlen als kantige, starke Gestalten.

Das Buch beginnt bei der Kreuzigung Christi und erörtert die Frage, weshalb sich die Römer bei ihm dieser qualvollsten aller Todesarten bedienten. In der Regel hingen die Opfer zur Einschüchterung tagelang am Kreuz und wurden schließlich in einem Massengrab außerhalb der Stadtmauern verscharrt. Jesus zählte zu den bevorzugteren Opfern, weil er, wie im Neuen Testament geschildert, nach sechs Stunden vom Kreuz abgenommen und von Freunden in einem Einzelgrab bestattet werden konnte.

Fast 2000 Jahre später, nach chronologisch geordnetem Durchlauf, landen wir in der Gegenwart, wo Holland das christliche Erbe aufspürt – auch da, wo man es nicht unmittelbar vermuten würde. Er beschreibt die Idee der allgemeinen Menschenrechte, die Black-Lives-Matter-Proteste, aber auch die #MeToo-Bewegung als im Kern christlich inspiriert. In ihnen leben die Ideen und Einflüsse des Christentums in säkularisierter Form weiter. Ein einprägsames Beispiel sind für ihn die Beatles, die in einer weltweiten TV-Liveschaltung „All You Need Is Love“ trällerten und damit globale Begeisterung auslösten. Das Fazit: „Der Einfluss des Christentums auf die Entwicklung der Zivilisation des Westens war so tiefgreifend, dass er unsichtbar geworden ist.“

Wieso war das Christentum so erfolgreich, einst und jetzt? Spätestens ab dem dritten Jahrhundert nach Jesu Tod waren alle anderen Religionen in der Defensive, meint Holland, sie wurden im europäischen Raum nach und nach verdrängt und ersetzt. Die Botschaft, die Paulus und die anderen Apostel verbreiteten, war radikal und universell, war befreiend und revolutionär: Aus Verzweiflung machte das Christentum Hoffnung, aus Verwundung Heilung. Egal welcher Ethnie und egal welchen Geschlechts, jeder hatte nach der neuen Lehre das göttliche Gesetz in sich. Die damals vorherrschenden Religionen hatten nichts Vergleichbares anzubieten. Der Himmel des alten Griechenlands war besetzt von Göttern, die sich wenig um die Menschen kümmerten und oft als Vergewaltiger und Diebe hervortraten. Im Persischen und Römischen Reich zimmerten sich Kaiser und Könige, Sieger und Helden eine Religion, die ganz auf ihre Autorität zugeschnitten war.

Das Christentum war kein einheitliches Gebilde, es gab immer erbitterten, oft tödlichen Streit, der Sezessionen und langjährige blutige Konflikte hervorbrachte. Holland macht uns nachdrücklich darauf aufmerksam, dass im Verlauf der Geschichte wiederholt und grosso modo zwei Varianten christlicher Lehre aneinandergerieten. Die Donatisten gegen die Caecilianisten, die Fundamentalisten gegen die Pragmatiker, die Apokalyptiker gegen die Angepassten, die reine Lehre gegen die Ökumene. So konnte es passieren, das zwei so gegensätzliche Bewegungen wie der Ku-Klux-Klan und die schwarze Bürgerrechtsbewegung gleichermaßen das Kreuz als ihr Symbol verwendeten.

Man kann über den Autodidakten Holland die Nase rümpfen. Und natürlich auch über dieses Buch. Er packt zu vieles in seine Geschichten, er kümmert sich mehr um Stil und Drama als um historische Einordnung, er beschäftigt sich mehr mit der Oberfläche als der Tiefe des Themas. Weder interessieren ihn methodische noch religionssoziologische Reflexionen, noch den „Kulturkampf“ der Kirche des 19. und 20. Jahrhunderts gegen Säkularisierung und Moderne noch der gegenwärtige Zustand der Kirchen. Im Schlussteil geht vor lauter agnostischer Begeisterung für das Christentum die Differenzierung vollends verloren. Das Etikett „christliches Erbe“ wird so schnell vergeben, dass sich auch Atheisten und Freidenker, nicht einmal Karl Marx sich ihm entziehen können. Trotzdem bietet Hollands Studie allen, die mehr vom Christentum verstehen wollen, eine wunderbar anregende Lektüre.

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