Sachbuch-Bestenliste Mai 2023

Afrika und die Entstehung der modernen Welt

Eine Globalgeschichte | »Das ist wirklich ein Buch, das die Welt auf den Kopf stellt.« Deutschlandfunk Kultur
512 Seiten, Hardcover
€ 36
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783608986679
Erscheinungsdatum 18.03.2023
Genre Sachbücher/Geschichte/Regionalgeschichte, Ländergeschichte
Verlag Klett-Cotta
Übersetzung Karin Schuler, Andreas Thomsen, Thomas Stauder
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
produktsicherheit@klett-cotta.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags



Sachbuchbestenliste der ZEIT



SPIEGEL-Bestseller


In dieser fesselnden Darstellung erkundet Howard W. French die zentrale, aber absichtlich vernachlässigte Rolle Afrikas und der Afrikaner bei der Entstehung von Wirtschaftssystemen und politischem Denken unserer modernen Welt. Souverän und aufrüttelnd zeigt der Autor, wie die tragische Beziehung zwischen Afrika und Europa, die im 15. Jahrhundert begann, unsere Moderne hervorbrachte.


Die Geschichte Afrikas ist lange in die entlegendsten Winkel unserer globalen Geschichte verbannt worden. Doch was ist, wenn wir statt dessen Afrika und die Afrikaner in den Mittelpunkt unseres Denkens über die Ursprünge der Moderne stellen? In einer mitreißenden Darstellung, die mehr als sechs Jahrhunderte umspannt, deutet Howard W. French die Erzählung vom mittelalterlichen und ins Licht der Geschichte tretenden Afrika grundlegend neu. Dabei zeigt er, wie der ökonomische Aufstieg Europas und die Verankerung der Demokratie im Westen ebenso wie die Durchsetzung der so genannten Ideale der Aufklärung aus Europas entmenschlichendem Umgang mit dem »schwarzen« Kontinent erwuchsen. In packenden Schilderungen spürt der Autor den Lebensläufen wichtiger afrikanischer Persönlichkeiten nach: von unvorstellbar reichen mittelalterlichen Kaisern, die mit dem Nahen Osten und darüber hinaus Handel trieben, über die Stammesfürsten des Kongo, die den europäischen Mächten im 17. Jahrhundert heldenhaft die Stirn boten, bis hin zu den ehemaligen Sklaven, die die Haitianer aus der Leibeigenschaft befreiten und dem Lauf der Geschichte eine andere Richtung gaben. Eine kraftvolle Neudeutung der Weltgeschichte, deren neues Verständnis unserer gemeinsamen Geschichte uns auffordert, sich dieser Vergangenheit zu stellen, um eine andere Zukunft gestalten zu können.


»Eine ebenso schmerzhafte wie notwendige Lektüre, die demütig werden lässt.«
New York Times Book Review


»Howard Frenchs Buch ist die unglaublich wichtige Neuerzählung einer Geschichte, von der Afrika und die Afrikaner lange bewusst ausgeschlossen wurden: Das Buch macht ihre Rolle als Hauptakteure bei der Entstehung der Moderne sichtbar – eine unentbehrliche Lektüre für alle, die sich für Weltgeschichte interessieren.« Amitav Ghosh


 »Ein Schwarzer Journalist deutet die moderne Geschichte neu, indem er Afrika den ihm zustehenden Platz im Zentrum des Geschehens zurückgibt ...“ Kirkus


»Um die Welt zu verstehen, in der wir heute leben, ist dieses Buch unverzichtbar.« Sven Beckert, Autor von King Cotton. Eine Globalgeschichte des Kapitalismus


»… ein großartiges, eindringliches und packendes Buch … Es ist keine angenehme oder tröstende Lektüre, aber es ist wunderbar geschrieben, ein wahres Meisterwerk.« The Observer


»Eine packende ... Darstellung der grausamen Ursprünge der globalen Wirtschaft.«, Publishers Weekly


»Die lang nachhallende Wirkung dieser atemberaubenden Arbeit auf die gängige Darstellung afrikanischer und afroamerikanischer Geschichte kann man mit Worten kaum beschreiben ... Absolut empfehlenswert!«, Monique Martinez, Library Journal


Mehr Informationen
ISBN 9783608986679
Erscheinungsdatum 18.03.2023
Genre Sachbücher/Geschichte/Regionalgeschichte, Ländergeschichte
Verlag Klett-Cotta
Übersetzung Karin Schuler, Andreas Thomsen, Thomas Stauder
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
produktsicherheit@klett-cotta.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Baumwolle, Zucker und Blut

Oliver Hochadel in FALTER 12/2023 vom 24.03.2023 (S. 32)

Afrika war für den deutschen Philosophen Hegel ein „Kinderland, das jenseits des Tages der selbstbewussten Geschichten in die schwarze Farbe der Nacht gehüllt ist“. Heutzutage gilt der sogenannte „dunkle Kontinent“ vielen als Garant für schlechte Nachrichten; Korruption, Bürgerkrieg und Hungersnot scheinen endemisch zu sein. Geschichte, so der häufige Tenor, habe sich anderswo ereignet, an Afrika sei der Fortschritt vorbeigegangen.

Wie soll man einem solch metaphysisch verkleideten Rassismus entgegentreten? Howard W. French liefert mit „Afrika und die Entstehung der modernen Welt“ eine argumentationsstarke Gegenerzählung. Wobei das erste Wort des Titels zu präzisieren wäre. „Afrika“ steht hier für die Westküste von Ghana bis Angola, wo die Europäer zunächst ihre Gier nach Gold und dann nach Sklaven befriedigten. French erzählt keine afrikanische, sondern eine transatlantische Geschichte. Gut so!

Damit folgt er nämlich dem Tenor der neueren Globalgeschichte. Demnach verstellt der Blick auf einzelne Nationen oder Regionen den Blick auf dynamische Wechselwirkungen zwischen den Kontinenten, die seit dem 15. Jahrhundert das Zeitalter der ersten Globalisierung einläuteten. „Die Entstehung der modernen Welt“ lässt sich ohne die intensiven wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Westeuropa, Westafrika und Amerika, insbesondere der Karibik, nicht verstehen.

Die Schaffung eines ungeheuren Reichtums basierte auf der gewaltsamen Verschleppung von etwa 12,5 Millionen Afrikanerinnen und Afrikanern, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert die Überfahrt über den Atlantik überlebten. Das Buch ist gespickt mit Wirtschaftsdaten, die einen staunen lassen. Zucker aus Brasilien, Jamaika und Haiti machte lange Jahre einen Großteil der Staatseinnahmen in Portugal, England und Frankreich aus und übertraf im Wert die Edelmetallimporte aus Südamerika. Oder die Steigerung der amerikanischen Baumwollproduktion: 1790: 680 Tonnen; 1800: 16.500 Tonnen, 1820: 76.000 Tonnen, 1860: 900.000 Tonnen. Das weiße Gold aus den Südstaaten wurde zum Turbo für die industrielle Revolution in den Fabriken Großbritanniens. Diese „afrikanischen“ Produkte trieben also die Integration der Weltwirtschaft entscheidend voran. French betont auch die „Modernität“ der ausbeuterischen Plantagenwirtschaft. Gerade kleine Inseln wie São Tomé oder Barbados spielten eine entscheidende Rolle für die Herausbildung kapitalistischer Wirtschaftsformen: Arbeitsteilung, Spezialisierung, Synchronisierung der Abläufe und Buchführung.

Der Atlantikhandel wurde einerseits zur Geißel Afrikas (durch Bevölkerungsverluste und politische Fragmentierung) und andererseits zum Wohlstandsmotor und Modernitätsbeschleuniger für Europa. Er prägte über Jahrhunderte maßgeblich die europäische Kultur und Politik. Der karibische Zucker etwa veränderte die europäischen Konsumgewohnheiten im 17. und 18. Jahrhundert grundlegend. Ein Großteil der militärischen Auseinandersetzungen der westeuropäischen Mächte drehte sich um die fetten Erträge der amerikanischen Kolonien ­und den dafür notwendigen „Nachschub“ an afrikanischen Menschen.

French, ein afroamerikanischer Autor und preisgekrönter Journalist, war lange Jahre Auslandskorrespondent der New York Times, unter anderem in Westafrika und der Karibik. Er beklagt eindringlich, dass afrikanische Geschichte in diesem transatlantischen Sinne in den Schulbüchern kaum vorkommt: „Der Westen erklärt seinen Weg in die Moderne, indem er Afrika aus dem Bild tilgt.“ French sagt dies mit Blick auf die USA, aber in Europa sieht es diesbezüglich wohl noch schlechter aus. Es fehle auch an einer materiellen Erinnerungskultur. Bei seinen Besuchen in Elmina (Ghana), auf Sao Tomé, in Nordbrasilien und im Mississippi-Delta stößt French kaum auf explizite Hinweise, etwa Denkmäler, die das begangene Unrecht dokumentieren. Stattdessen wird etwa auf der Evergreen Plantation in Louisiana – jener Farm, auf der Quentin Tarantino „Django Unchained“ drehte, also der ausbeuterische Rassismus gezeigt wird – den Touristen weiterhin das Bild des harmonischen Miteinanders von weißen Herren und schwarzen Sklaven vermittelt.

Eindringlich schildert French das unsägliche Leid der versklavten Menschen. Von dem Moment an, ab dem sie auf einer Zuckerplantage zu arbeiten begannen, hatten sie im Schnitt nur noch fünf bis sieben Jahre zu leben. Er betont aber auch immer ihre Handlungsmöglichkeiten. Die Sklaven wussten dank ihrer transatlantischen Kommunikationsnetzwerke über politische Ereignisse oft schneller Bescheid als ihre Peiniger. Sie waren immer mehr als nur Opfer und erhoben sich häufig. French hebt den erfolgreichen Aufstand der Sklaven in Haiti hervor (1791–1804), die nacheinander mehrere französische und englische Heere schlugen und die zweite Republik in der westlichen Hemisphäre gründeten – im Gegensatz zu den USA aber die Gleichheit der Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe postulierten.

French stützt sich auf die neueste Literatur und hat eine Unmenge an Daten und Fakten zusammengetragen, doch manchmal verliert er sich ein wenig in Details. Auch läuft er mitunter Gefahr, alles durch seine transatlantische Interpretationsschablone verstehen zu wollen, also monokausale Erklärungen hervorzubringen. Asien kommt in seiner Globalgeschichte praktisch nicht vor. Hier kommen politischer Aktivismus (Anklage) und Geschichtswissenschaft (Analyse) einander ins Gehege. An Frenchs These, der kardinalen und nach wie vor weitgehend ignorierten Bedeutung der Afrikaner für die Entstehung der modernen Welt, ändert das nichts.

weiterlesen