Das kalte Licht der fernen Sterne

224 Seiten, Hardcover
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Reihe Debütromane in der FVA
ISBN 9783627002244
Erscheinungsdatum 15.02.2016
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Frankfurter Verlagsanstalt
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Frankfurter Verlagsanstalt GmbH
Arndtstraße 11 | DE-60325 Frankfurt am Main
literatur@fva.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Das Städtchen unweit von Moskau, in dem Nastja aufwächst, hat bessere Tage gesehen. Es sind die 1980er Jahre und die Bewohner hausen zwischen Eimern und Einweckgläsern, Plumpsklo und Gemüsegarten, trinken bitteres Bier und selbstgebrannten Schnaps, beschimpfen und vergnügen, lieben und schlagen sich. Umgeben von Geschichten voller Poesie und Gewalt, Tragik und Humor, zerschlagenen Hoffnungen und unverhofftem Glück erlebt Nastja ihre eigenen Abenteuer. Sie geht auf Streifzug mit den »drei Schlampen«, Lena mit dem Oberlippenbart, Dina mit dem Vater im Knast und Oksana, der Expertin für Schwangerschaftsabbrüche, verbringt lange Abende in Sergejs Scheune und träumt von Thomas Anders – bis sie sich in den ukrainischen Soldaten Dima verliebt und ihr Leben eine Wende zu nehmen verspricht ...

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ISBN 9783627002244
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FALTER-Rezension

„Abtreibung ist bei uns eine Art Reifeprüfung“

Kirstin Breitenfellner in FALTER 11/2016 vom 18.03.2016 (S. 16)

Anna Galkina erzählt von einer russischen Jugend in den 1980er-Jahren, in der von der Perestroika nicht viel zu sehen ist

Es fängt ganz harmlos an. Eine Frau kehrt nach 20 Jahren zurück an den Ort ihrer Kindheit, das Haus ist abgerissen, aber den alten Zaun gibt es noch. Und langsam kommen die Erinnerungen zurück. In Gedanken schreitet sie ihr Haus ab. Es gab dort „allerlei Volkskunst“, „unzählige Lyrikbände“, einen „uralten Holzbrunnen“. Danach kommen die Nachbarn an die Reihe, und auch das Kurzkapitel, das den Jahreszeiten gewidmet ist, hat wenig Überraschendes zu bieten. „Der Frühling duftet nach Maiglöckchen, nach Moos, nach modrigem Holz, nach Tau und feuchter Erde, nach Flieder und Jasmin, nach Mimose, nach Geheimnissen, nach Sehnsucht.“ Und so weiter.
Bereits auf Seite 50 angekommen, fragt man sich, was der Verlag an dem Manuskript gefunden haben mag, als sich das Blatt plötzlich wendet. Auf einmal erscheint der laue Beginn wie eine notwendige Aufwärmphase, die einen auf das, was da noch folgen soll, vorbereitet.

Das kleine Städtchen unweit von Moskau, in dem vor der Revolution Adelige und die Moskauer Boheme Erholung suchten und wo die Kirche in eine Brotfabrik umfunktioniert wurde, erweist sich nach und nach als das Gegenteil der zunächst beschworenen Idylle: als höllisches Provinzkaff mit verfallender Infrastruktur, zerrütteten Familien und verwahrlosten Alkoholikern. Auch in der Familie der heranwachsenden Ich-Erzählerin Nastja, die ihre dunklen Locken von einem unbekannten Vater mit dem fremden Namen Akbar geerbt hat, geht es rund. „Ab und zu streiten wir uns. Meine Oma nennt es Skandal. Manchmal versucht meine Mutter, mich mit bloßen Händen zu erwürgen.“

An deutsch schreibenden Russinnen ist der Büchermarkt nicht arm. Sie haben etwas zu erzählen, weil sie aus nächster Nähe Dinge miterlebt haben, die man sich hierzulande schwer vorstellen kann. Anna Galkina kam 1996 mit ihren Eltern nach Deutschland, studierte Informatik, arbeitete als Software-Testingenieurin, Malerin und Fotografin und publizierte mehrerer Kunstbücher.
Mit „Das kalte Licht ferner Sterne“ legt sie ihren Debütroman vor, der in den 1970er- und 1980er-Jahren angesiedelt ist, also auch während der Perestroika, die einmal kurz erwähnt wird. Über das Konzert von Modern Talking mit Thomas Anders, an den Nastja ihr Teenagerherz verloren hat, lässt sich das Jahr 1987 ermitteln.
Politik spielt in dieser düsteren Beschreibung der Sowjetkultur, in der Privilegien schamlos ausgenutzt und Kinder und Frauen verprügelt werden, bis das Blut spritzt, keine Rolle. Das Sagen haben die Väter, die Lehrer und die unmittelbaren Vorgesetzten, die ihren Frust an den Untergebenen auslassen. Gewalt gehört zu diesem Alltag genauso dazu wie Sadismus und Exhibitionismus.
Mit der zunehmenden Brutalität des Geschilderten verändert sich auch die Sprache des Romans. Die Sätze werden kürzer, der Stil wird lapidarer und sarkastischer, die Lektüre geht unter die Haut und gräbt sich in die Eingeweide. Das Mädchen Nastja bewegt sich durch diese Welt ohne Angst und Scham, es beteiligt sich nicht an den Alkoholexzessen, freundet sich aber mit minderjährigen Prostituierten an – Oksana, Dina und der schönen Lena, die von einer grausamen Clique in einem veritablen Opferritual gequält und gedemütigt wird und später in einer brennenden Scheune umkommt.

Sie erlebt eine zarte Liebe mit dem ukrainischen Soldaten Dima, der erbarmungslos verprügelt wird und mit dem sie sich versteckt. Sie wird schwanger und treibt ab, obwohl sie ihr Leben lang von einem Baby geträumt hat. „Reiß dich zusammen“, sagt ihre Mutter. „Wenn du erwachsen genug bist, um Sex zu haben, dann stehst du auch das durch.“
Und die Tochter gibt ihr recht: „Verhütungsmittel sind Mangelware, sowjetische Kondome sind kein Antibaby-, sondern ein Antisexmittel. Nur unfruchtbare Frauen treiben in unserem Land nicht ab. Abtreibung ist bei uns eine Art Reifeprüfung.“
Zum Schluss zieht das Mädchen mit seiner Mutter und dem neuen Stiefvater nach Riga. Ihre Kindheit ist vorbei. Sie wird auch in der Leserschaft noch länger nachhallen.

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