„Ich hatte keine Brüste mehr.“ Mit dieser drastischen Zustandsbeschreibung ihres Körpers stellt sich Klarissa als erzählendes Ich vor. Wo früher der „kontaminierte Busen“ war, lässt sie sich einen Oktopus tätowieren, der leitmotivisch die Handlung durchzieht. Auf Silikonimplantate verzichtet die eigenwillige junge Frau. Dieses Statement verwirrt die traditionell lebende Bevölkerung auf der Insel Ei. Von dort stammt Klarissa und dorthin kehrt sie zurück. Es erwarten sie ungeahnte Veränderungen.
Die 1984 in Eisenstadt geborene Autorin Katharina Köller spielt in ihrem thematisch beeindruckenden Debütroman durch, was es heißt, wenn global-kapitalistisches Profitdenken unter dem Deckmantel grüner Windrad-Energie natürlich gewachsene Infrastruktur willkürlich zerstört. Sprachlich arbeitet Köller mit literarischen Eigenheiten und entwirft klare Bilder, die ins Symbolische abtauchen.
Sebastian Gilli
in
FALTER 14/2021 vom 09.04.2021 (S. 32)