Die Liebe unter Aliens

Erzählungen
272 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783630873190
Erscheinungsdatum 26.09.2016
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Luchterhand
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Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 | DE-81673 München
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Kurzbeschreibung des Verlags


Ausgezeichnet mit dem Georg-Büchner-Preis 2018.
Ein Ausflug ans Meer soll ein junges Paar zusammenführen. Ein Nachtportier fühlt sich heimlich zu seiner Halbschwester hingezogen. Eine Unidozentin flieht vor einer gescheiterten Beziehung und vor der Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein japanischer Professor verliebt sich in eine Göttin.Kunstvoll erzählt Terézia Mora in »Die Liebe unter Aliens« von Menschen, die sich verlieren, aber nicht aufgeben, die verloren sind, aber weiter hoffen. Wir begegnen Frauen und Männern, die sich merkwürdig fremd sind und zueinander finden wollen. Einzelgängern, die sich ihre wahren Gefühle nicht eingestehen. Träumern, die sich ihren Idealismus auf eigensinnige Weise bewahren. Mit präziser Nüchternheit spürt Mora in diesen zehn Erzählungen Empfindungen nach, für die es keinen Auslass zu geben scheint, und erforscht die bisweilen tragikomische Sehnsucht nach Freundschaft, Liebe und Glück.

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ISBN 9783630873190
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FALTER-Rezension

Es steht schlimm um Tom und Tim

Ulrich Rüdenauer in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 29)

In „Die Liebe unter Aliens“ setzt Terézia Mora ihre alltäglichen Protagonisten einem Belastungstest aus

„Jetzt bist du also Rentner.“ Masahiko Sato trifft diese Erkenntnis zwar nicht aus heiterem Himmel, aber doch mit voller Wucht. Rente, das bedeutet ein Übermaß an verfügbarer Zeit. Zwar hat der emeritierte Professor Pläne – Bücher schreiben natürlich, vielleicht sogar kleine Erzählungen –, aber erst einmal ist da etwas, mit dem er nicht zurechtkommt: der gewöhnliche Alltag. Professor Sato lebt zusammen mit seiner Frau Vera in Berlin, die beiden sind ein glückliches Paar, das sich einstmals in Japan beim Tangotanzen kennengelernt hat. Und nun also diese Leere, ein merkwürdiges Innehalten der Zeit, die immerzu gerast ist und nun plötzlich zur Herausforderung wird.
So wie dem Professor ergeht es auch einigen anderen Figuren aus Terézia Moras Erzählband „Die Liebe unter Aliens.“ Es kommt der Punkt, an dem sie der Lebensüberdruss packt, an dem sie durch die Stadt streifen, an Schaufenstern kleben bleiben, überraschende Entdeckungen machen oder einem Dieb in entlegene Stadtgebiete nachlaufen, um dabei festzustellen, dass sie ihr Ziel schon lange aus den Augen verloren haben. Es pocht etwas in ihnen. Das Herz pumpt noch genug Blut durch den Körper, aber zugleich scheinen sie bereits eine gewisse Lähmung zu verspüren.

Zuletzt hat Mora mit zwei Romanen über einen Durchschnittsangestellten und seine Begegnung mit der Tragik des Lebens ihre große erzählerische Kraft unter Beweis gestellt. „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und „Das Ungeheuer“ hießen die beiden brillanten Bücher, letzteres trug der Autorin 2013 den Deutschen Buchpreis ein. Über die Hauptfigur Darius Kopp heißt es darin: „Für etwa eine Minute war Kopp außerstande, mehr von der Welt zu begreifen, als was er von ihr unmittelbar erfuhr.“
Auch die meisten der traurigen Protagonisten aus Moras jüngsten Werk befinden sich in einem Unmittelbarkeitstaumel – und falls sie Pläne für die Zukunft haben, kollidieren diese meist ungeschützt mit dem harten Boden der Realität. Die Titelgeschichte erzählt von einem jungen Paar, Tim und Sandy, zwei Kindern eigentlich noch, die ein bisschen haltlos sind, zumindest aber ohne Vergangenheit, in die sie sich flüchten könnten. Sie lernen sich in einer „Einrichtung“ kennen und halten aneinander fest. Das ist ihre kleine Utopie. Bis Sandy eines wunderschönen Tages verschwindet, keine Spuren hinterlässt, keine Nachricht. Tim, der Koch werden will, sucht nach ihr; er sucht zusammen mit der älteren Ewa, die seine Ausbilderin ist und die sich ein wenig verantwortlich fühlt für ihn. Tim wartet, er verzweifelt, und ganz am Ende wird auch er verschwunden sein.

Es passiert nicht viel in dieser Erzählung, aber umso mehr zwischen den Figuren, die auf subtile Weise miteinander verbunden sind. Die Geschichte einer ersten Liebe wird kontrastiert durch die schon lange bestehende Beziehung von Ewa und Dolf – die kurze Euphorie hier, das enttäuschte Sehnen da. Und schließlich eine Fremdheit und Ferne, die kaum zu überwinden ist.
Moras alltägliche Helden sind nicht selten sehr allein mit ihren Gefühlen. Sie analysieren sich nicht, auch wenn sie versuchen, ihrem Leben und ihren Wünschen auf die Spur zu kommen – zuweilen mit einer rührenden Unbeholfenheit, wobei sie stets Gefahr laufen, zu scheitern oder auf der Suche nach Nähe noch ein wenig weiter aus der Welt hinausgeschleudert zu werden. Tom zum Beispiel. Tom hatte als Kind einen Freund gleichen Namens; die Freundschaft endete irgendwann, oder sie verflüchtigte sich – eine längst vergangene Geschichte.
Inzwischen hat Tom einen Sohn, mit dessen Mutter er nicht mehr zusammenlebt; er sieht den Jungen nur alle paar Wochen. Was das bedeutet und was das Zerbrechen dieser Liebe mit ihm angestellt hat, das wird von Mora ganz nebenbei erzählt, knapp und doch so, dass ein Bild dieses Menschen entsteht. Durch einen Brief erfährt Tom vom Tod seines Jugendfreundes. So setzt die Erinnerung ein und das Verlangen, in Erfahrung zu bringen, wie das Leben des anderen Tom verlaufen ist: „Was nützt einem ein Grab, ein Grab kann nicht reden. Er wollte jemanden von den Verwandten wiedersehen, gerne eine Schwester, um mit ihr über den anderen Tom zu reden. Was heißt das: ,ist verstorben‘? Plötzlich und unerwartet? Nach langer/kurzer Krankheit? Unter tragischen Umständen? Und überhaupt: wie hat er die letzten 25 Jahre gelebt?“ Das Treffen mit der jüngeren Schwester ist allerdings eine Lektion in Desillusion: Es fehlen die Worte, es fehlt alles, was aus den Phrasen eine Geschichte machen könnte. Mora erzählt davon, wie verzweifelt ihre Figuren sich nach einer Lebenserzählung sehnen.
Und was passiert mit Masahiko Sato, dem melancholischen Professor aus der letzten und zehnten Geschichte des Bandes? Im Schaufenster einer Reinigung entdeckt er einen kleinen Altar mit einem Holztäfelchen, „wie man sie in buddhistischen Tempeln verkauft. Zwei Hand hoch, eine Hand breit, goldener Grund und darauf: ein Bildnis der Göttin der Barmherzigkeit. Kannon, die die Töne der Welt wahrnimmt.“

Masahiko erkennt diese Bildtafel, sie stammt aus einem Tempel, in dessen Nähe er aufgewachsen ist. Er ist verstört, wird zurückkatapultiert in seine Kindheit, aber auch gebannt von dem Anblick der Frau, der die Reinigung gehört. Ein unglaublicher Zufall führt die beiden schließlich zusammen, und man weiß nicht, welche Folgen diese Begegnung haben wird – nur, dass eine Ahnung von Glück in die Leere des Masahiko Sato einbricht; es streift ihn so unerwartet, wie das Unglück einen unerwartet streifen kann. So werden in den Geschichten Terézia Moras die Zwischentöne der Welt hörbar.

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