Und Federn überall

Roman - Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025
352 Seiten, Hardcover
€ 24.7
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ISBN 9783630877457
Erscheinungsdatum 29.08.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Luchterhand
Sammlung Deutscher Buchpreis 2025
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HerstellerangabenAnzeigen
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 | DE-81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
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Kurzbeschreibung des Verlags


Wie bleiben wir menschlich, wenn das Leben immer härter wird? Der neue Roman der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin. Eine Kleinstadt in der norddeutschen Provinz. Sechs Menschen, die ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Ein Tag, der alles verändert.


Nebel liegt über den Feldern und dem Kanal. Es ist, als ob der Winter nicht zu Ende gehen will in der kleinen Stadt Lasseren im Emsland. Hier auf dem platten Land ist jahrein, jahraus nicht viel los. Wer Arbeit sucht, kommt an Möllring nicht vorbei, dem riesigen Geflügelschlachthof am Stadtrand. Für eine Handvoll Menschen beginnt dieser Montagmorgen mit großen Erwartungen. Sonia, alleinerziehende Mutter, hofft auf einen Job weit weg vom Hühnchen-Zerlege-Fließband. Für die junge Ingenieurin Anna steht mit dem Testlauf eines neuen Automatisierungsverfahrens bei Möllring so gut wie alles auf dem Spiel. Merkhausen wiederum, verlassener Ehemann mit einem Faible für Polinnen und zuständig für die Prozessoptimierung im Schlachtbetrieb, fiebert einem Date am Abend entgegen. Und dann ist da noch der geflüchtete Afghane Nassim, der sich in eine Affäre mit der zwanzig Jahre älteren Justyna verstrickt und fest daran glaubt, dass seine Gedichte die deutschen Beamten erweichen werden. Um diese zu übersetzen, ist Roshi, deutsch-iranische Autorin, extra aus Köln angereist. Als ein rücksichtsloser Fahrradfahrer dem sehbehinderten Mann mitten im Ort den Blindenstock kaputt fährt, bringt Nassim es mithilfe des örtlichen Radiosenders nicht nur zu lokaler Berühmtheit. Er bringt auch die Menschen dazu, der eigenen Wahrheit ins Auge zu sehen. Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi taucht ein in das Leben einer kleinen Stadt im Emsland und verknüpft die Geschichten von sechs Menschen zu einem mitreißenden Gesellschaftsroman über die Frage: Wie bleiben wir menschlich, wenn das Leben immer härter wird?

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ISBN 9783630877457
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FALTER-Rezension

Von Hühnern und Menschen

Stefanie Panzenböck in FALTER 42/2025 vom 15.10.2025 (S. 6)

Wir sind Robinson Crusoes ohne Inseln“, lautet die erste Zeile des Gedichts „Entdecker der Trauer“. „Verloren in unserer Einsamkeit, sehnsüchtig aufeinander wartend, / dass wir uns wiederfinden, / weder ein Boot noch ein Meer“, heißt es dort weiter. Das Poem stammt vom afghanischen Lyriker Zia Ghassemi, wie im Anhang von Nava Ebrahimis Roman „Und Federn überall“ nachzulesen ist. Auf den 340 Seiten davor heißt der Verfasser allerdings Nassim. Er ist ebenfalls ein afghanischer Dichter. Als Flüchtling, der langsam erblindet, hofft er auf Asyl und glaubt, dies mithilfe seiner Gedichte leichter erreichen zu können.

Nassim, der in besonders ernsten Situationen besonders unpassende Witze reißt, ist einer von sechs Protagonistinnen und Protagonisten in Ebrahimis aktuellem Roman. „Und Federn überall“ erzählt einen Tag im Leben besagter Hauptfiguren, die alle in der emsländischen Kleinstadt Lasseren im Nordwesten Deutschlands wohnen. Im Zentrum des Geschehens steht die riesige Geflügelfabrik Möllring, in der 400 Hühner pro Minute geschlachtet werden. Die kurzen Kapitel sind jeweils einer Perspektive gewidmet, wobei sich die höchst unterschiedlichen Biografien der höchst unterschiedlichen Akteure im Laufe der Handlung immer mehr ineinander verwickeln.

Wegen des schwachen Endes, so viel sei verraten, muss man den Roman nicht lesen. Der Weg dorthin jedoch ist jede Minute wert. Ebrahimi taucht in Geschichte und Geschichten ein, beschreibt empathisch, spannungsreich und bisweilen humorvoll die Nöte der einzelnen Personen, die für eine ganze Gesellschaft stehen. Dass dabei Federn, der Schlachthof und die verhärtete Hühnerbrust („wooden breast“), die es am Fließband auszusortieren gilt, als Metaphern herhalten, ist stimmig.

Zu Beginn kommt Roshanak, das Alter Ego der Autorin und wie diese deutsch-iranische Schriftstellerin, ins Emsland, um Nassim bei der Übersetzung seiner Gedichte zu helfen. Der wiederum ist mit seinen Gedanken bei Justyna. Die beiden haben sich ineinander verliebt, können sich jedoch nicht vorstellen, zusammenzubleiben: Eine Beziehung zwischen einem afghanischen Asylwerber und einer älteren polnischen Haushaltshilfe hat hier wenig Aussicht auf Toleranz.

Über eine Dating-Website, auf der polnische Frauen und deutsche Männer in Kontakt treten, hat Justyna ein Rendezvous vereinbart. Merkhausen, ein Manager der Geflügelfabrik, bestellt sie gleich zu sich ins Büro, um gockelhaft seinen Erfolg auszustellen. Ihn beschäftigt außerdem ein Konflikt mit der ehrgeizigen jungen Unternehmerin Anna Seiwerth, die die Produktion optimieren und die Frauen am Fließband überflüssig machen soll.

Die stärkste Figur ist die Fabrikarbeiterin Sonia, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Sie will es sich verbessern und sich für die Lohnverrechnung bewerben. Als jedoch der Streit mit ihrer pubertierenden Tochter eskaliert, sperrt sie das Mädchen ein und verlässt die Wohnung. Am Ende bricht alles über ihr zusammen.

Das reale Vorbild für den fiktiven Ort Lasseren ist Haren, Sitz der Emsland Frischgeflügel GmbH von Möllring’schem Ausmaß. Viel interessanter ist jedoch der historische Hintergrund, den Ebrahimi gekonnt einbaut. Nach 1945 hieß Haren für kurze Zeit einmal Maczków. Die britische Militärregierung wies die deutsche Bevölkerung an, die Stadt vorübergehend zu verlassen und Platz zu machen für polnische „Displaced Persons“, die nicht mehr in ihre alte Heimat zurückkehren konnten oder wollten. 1948 gaben die Briten die Stadt schließlich an die deutschen Bewohner zurück. Die polnischen Familien mussten gehen.

Ebrahimi hat mit diesem historischen Verweis einen idealen Rahmen für ihren Roman gefunden – eine eindrucksvolle Parabel über die Angst vor Vertreibung und die Suche nach Heimat.

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