

Sebastian Gilli in FALTER 34/2025 vom 22.08.2025 (S. 30)
Ein früher feministischer Roman aus Norwegen wurde neu übersetzt: "Nichts wächst im Mondschein" aus dem Jahr 1948. Ein Mann berichtet von einer fremden Frau, die ihm ohne ersichtlichen Grund nachts nachhause folgt und dort ihre ganze Lebensgeschichte vor ihm ausbreitet. Die Frau, der die Autorin Torborg Nedreaas (1906-1987) keinen Namen gegeben hat, erzählt von ihrem Lehrer. Als Jugendliche hat sie sich in ihn verliebt, zweimal wird sie schwanger -doch er weist sie ab.
Der Erzählschwall, der eine Nacht und einen halben Tag lang dauert, entwickelt sich zu einer mitreißenden Lektüre um Klassenkampf und Geschlechterungerechtigkeit. Die klare, berichtähnliche Sprache der Autorin zeigt dann ihre volle Stärke, wenn bürgerliche Scheinmoral entlarvt oder Abtreibungsversuche geschildert werden.