Dostoevskij in Focus

Textlexikographie und Phraseologie (russisch / deutsch)
338 Seiten, Buch
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ISBN 9783700133650
Sprache Deutsch, Russisch
Erscheinungsdatum 31.05.2005
Genre Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft/Slawische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft
Verlag Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften
Herausgegeben von Evelyn Breiteneder, Dmitrij Dobrovol'skij
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Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2 | AT-1010 Wien
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Kurzbeschreibung des Verlags

Diese Publikation im 'Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften' ist das Ergebnis einer mehrjährigen Kooperation im Bereich der Text- und Autorenlexikographie zwischen der 'Österreichischen Akademie der Wissenschaften' (ÖAW) in Wien und der 'Russischen Akademie der Wissenschaften' (RAW) in Moskau. \nDer wissenschaftliche Sammelband vermittelt in sechs Original-Beiträgen in russischer Sprache innovative linguistische Einsichten, die im Rahmen der Arbeit am Dostoevskij-Wörterbuch" am 'Institut für russische Sprache' der RAW und im Austausch mit der "Kommission zur Herausgabe eines Textwörterbuches der Fackel (FACKELLEX)" an der ÖAW gewonnen wurden. Der Band enthält die deutschen Übersetzungen aller Beiträge. Der Themenkreis des Sammelbandes ist jedoch insbesondere auch für die Literaturwissenschaft von Interesse, weil die Analyse literarischer Texte mit linguistischen Methoden für die Dostoevskij-Forschung neue Möglichkeiten eröffnen kann.\n\nDer inhaltliche Zusammenhang der einzelnen Beiträge des Sammelbandes wird durch eine gemeinsame Zielsetzung gewährleistet, nämlich die Erarbeitung linguistischer Grundlagen für die lexikographische Darstellung verschiedener Facetten literarischer Texte. In den einzelnen Beiträgen werden folgende Themen behandelt: \n(1) Konzeption des "Dostoevskij-Wörterbuchs", das als eine Reihe von aufeinander abgestimmten Wörterbüchern konzipiert wurde, von denen jedes einzelne sich mit einem bestimmten Aspekt der spezifischen Sprachverwendung des Autors befasst und die in Summe eine Art von Hypertext bilden; \n(2) Erarbeitung operationeller linguistischer Kriterien für den Begriff des Idioms, darunter des Autorenidioms; dies ist die Voraussetzung für die lexikographische Beschreibung des Idiomatik eines Autors; \n(3) Besonderheiten des Idiomgebrauchs in den Werken von Dostoevskij; \n(4) Phraseologie in Puökins Prosa; die Funktion dieses Beitrags in der Gesamtdarstellung besteht vor allem darin, eine Vergleichsbasis für die Untersuchung der Phraseologie von Dostoevskij zu liefern; \n(6) Aufbau des Basiswörterbuchs zur Sprache Dostoevskijs.\n\nDer Band ist mit verschiedenen Indices versehen. Er richtet sich an eine breite Öffentlichkeit, eben nicht nur an ein Fachpublikum von Slawisten, Germanisten, Lexikographen, Phraseologieforschern, Literaturwissenschaftlern u. a., sondern auch an eine allgemein kulturell interessierte Leserschaft. Die vorliegende Publikation erscheint zweisprachig, um die interessierten Leser sowohl im deutsch- als auch im russischsprachigen Raum zu erreichen und um eine der akademischen Tradition beider Länder entsprechende, adäquate Vorstellung von den erzielten Ergebnissen zu vermitteln.\n\nBesonderheiten der Buchgestaltung\nAusgangspunkt und Hauptschwierigkeit für die graphische Gestaltung des Buches war die schwierige Darstellung der deutschen Übersetzungsvarianten literarischer Zitate. Während im russischen Fachtext die Beispieltexte die jeweiligen Thesen "belegen" und das Verständnis für den Leser erleichtern, belegen diese Zitate in der deutschen Übersetzung primär die Problematik der literarischen Übersetzung und erschweren gerade dadurch das Verständnis der linguistischen Argumentation. Die philologisch notwendige Angabe verschiedener Varianten von Übersetzungen der Zitate aus den Texten Dostoevskijs machte den deutschen Fachtext beinahe unlesbar. \nDie graphischen Gestalter des Bandes, Ursula Aichwalder und Hermann Strobl (a_u_s), haben die deutschen Zitatvarianten und Fußnoten jeweils auf die rechten Seiten im Buch ausgelagert und durch Verbindungslinien mit Verweisziffern eine übersichtliche, seitenübergreifende Textarchitektur geschaffen. Der durch die Vorgaben der Wissenschaftler graphisch gesehen völlig unruhige Textfluss (ausufernde Gliederungssysteme und Text-Hierarchisierungen, Absatzinflation, Texteinzüge, Tabellen, Sonderzeichen u.a.) wurde von den Graphikern reguliert und stabilisiert, indem der Text für den Satz linksbündig eingerichtet wurde, oft unter Einbeziehung unorthodoxer typographischer Maßnahmen, so etwa die fortlaufende vertikale Setzung von Klammern und Punkten bei Aufzählungen oder die Absatzmarkierung durch Links-Dehnung des ersten Buchstaben des ersten Wortes im Absatz mit Underscore (zB "D__ie" oder "B__eide"). \nIm Registerteil wird diese Linksbündigkeit des Satzes bewusst aufgehoben, die alphabetische Struktur wird räumlich betont, es entstehen eigenwillige Textlandschaften, die das Nachschlagen operativ nicht behindern, jedoch die visuelle Routine der Register-Wahrnehmung durchbrechen. Jeder Beitrag im Buch beginnt mit der Legende der Schriftauszeichnungen für den jeweiligen Beitrag. Die in wissenschaftlichen Sammelbänden üblichen Kopfzeilen mit der Angabe des jeweiligen Beitragstitels werden zitathaft beibehalten: Auf den rechten Buchseiten finden sich jeweils der erste Buchstabe des ersten Wortes und die Oberlängen der Buchstaben aus den Titelwörtern des Beitrages. Auf diese Weise entsteht eine auffällige Codierung der Seiten, die minimalistisch jedoch die Funktion der Kopfzeilen erfüllt. \n\nDas Buch hat einen russischen (122 Seiten) und einen deutschen (218 Seiten) Textbereich mit jeweils eigener Seitenzählung. Die beiden Buchblöcke sind an ihren Rückseiten (U4), zusammengeklebt, ein Buchblock ist dabei um 180? gedreht; dadurch hat das Buch im Prinzip zwei Vorderseiten (U1) zum Aufblättern, die gemeinsame Rückseite (U4) liegt etwa in der Mitte des Buches. Der Band wurde in der Buchbinderei Gutmann in Graz als Schweizer Broschur gebunden, wobei der fadengeheftete "Buchblock" im russischen Textbereich nur auf einer Seite in den Einband eingehängt wurde, dieser Teil des Buchrückens trägt den Rückentitel "Dostoevskij in Focus". Der Buchrücken im deutschen Textbereich liegt ohne Umschlag "offen": Bogensignatur und die türkisfarbene Fadenheftung bleiben gewollt sichtbar, das Buch lässt sich durch diese Bindetechnik flach aufschlagen (180?), um so die Verbindungslinien zwischen Text und "rechtsseitig" ausgelagerten Textstellen darstellen zu können. Durch beide Buchblöcke und die russische Vorderseite ist mittig ein 3mm Loch gebohrt, das den Focus gestalterisch visualisiert, der Band hat einen dunkelroten Farbschnitt. \nDer Buchumschlag zeigt einen Ausschnitt der in Wiener U-Bahn-Stationen typisch schwarzgrauen Wände mit den Kalkablagerungen des Regenwassers, die mitunter auch als Fäkalablagerungen der Tauben interpretiert werden. In der Station "Schottenring" der Linie U4 lag in der Arbeitswirklichkeit des Jahres 2004 die Station zum Umsteigen für Buchherausgeber und Buchgestalter, oft hat man sich zufällig dort getroffen. Für die Entstehung des Bandes symbolisiert dieses Bild das Umsteigen von wissenschaftlicher und künstlerischer Praxis, aber auch den Kontrast und den plötzlichen, unmotivierten "Umstieg, den Dostoevskij mit seinen Texten der Weltliteratur eingeschrieben hat. Der Übersetzerin Svetlana Geier ist es gelungen, diesen für deutschsprachige Leser unbekannten Dostoevskij zu fokussieren.

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ISBN 9783700133650
Sprache Deutsch, Russisch
Erscheinungsdatum 31.05.2005
Genre Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft/Slawische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft
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Herausgegeben von Evelyn Breiteneder, Dmitrij Dobrovol'skij
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FALTER-Rezension

Jan Tabor in FALTER 33/2005 vom 19.08.2005 (S. 51)

Ein Buch wie ein Bauwerk

Anmerkungen zur Architektur. Diesmal: Eine versenkbare Seebühne als Hommage an Archimedes und eine zweisprachige wissenschaftliche Publikation als Layoutsensation.

So wie das griechische Amphitheater eine Auszeichnung des Hanges ist, der es trägt, so ist das Seetheater die Auszeichnung des Seeufers. Kürzlich war ich in Lunz am See, der Bildhauer Hans Kupelwieser stammt von dort - ein toller Architekt!

Kupelwiesers Seebühne zeichnet sich durch futuristische Ästhetik, archaische Einfachheit und sportlich-kulturelle Doppelnützlichkeit aus: Wenn auf der Badeseebühne gerade nicht musiziert wird und das Wetter es zulässt, kann rundherum gebadet werden. Sollte es regnen, so wird das Dach, das sonst an den Stufen im Hang liegt und die Popos der Badenden wärmt (das Wasser im Lunzer See soll kalt sein), in die Höhe gehoben - einfach nach dem Prinzip des archimedischen Hebels: Mit einer Wasserpumpe wird in die Behälter am Ende des Daches so lange Seewasser hineingepumpt, bis sich das Treppendach hebt und in die richtige Flugdachlage kippt. Wenn die Saison dann vorüber ist, wird die Bühne, ein Alufloß, mit Seewasser geflutet und in die Tiefe versenkt. Dort überwintert sie. Wenn die Zugvögel zurückgekehrt sind, wird das Wasser aus der 4-Kammer-U-Boot-Bühne gepumpt. Sie taucht auf. Das Gesetz des Archimedes stimmt, ich bin dabei gewesen.

Als ich das Badtheater/Theaterbad von Kupelwieser gesehen habe und die Wasserwellen, auf denen die Pontonbühne schaukelt, die Bäume auf dem Ufer und die Hügel um den See, ist mir ein Satz des amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau eingefallen: "Für den Vogel ist der ganze Baum die Vorhalle des Nestes. Das Nest, das der Baum trägt, ist für den Baum eine Ehre."

Für die Künstler auf der Bühne in Lunz, meist Jazzmusiker, ist der See die Vorhalle und die Seebühne die Ehrenbezeugung für das Ufer und das Ufer eine Auszeichnung für den Ort, dessen Namen der See trägt. Und das Sommerfestival "wellenklänge" ist eine Auszeichnung für den Sommer und für die Bühne, und die Bühne ist eine Auszeichnung für Archimedes.

Ein Buch, das wie ein Bauwerk ist, dessen Konstruktion, Tektonik und Architektur sich erschließen, sobald man genau hinsieht: "Dostoevskij in Focus". Obwohl Dmitrij O. Dobrovol'skij, der Hauptautor, das Buch, das sein Hauptwerk ist, selbst als "das langweiligste Buch auf der Welt" bezeichnet, wurde sein Erscheinen im Juni mit einer MAKnite gefeiert. MAKnite ist ein erfolgreicher Versuch, das Museum für angewandte Kunst zu beleben, indem man den Geist der Avantgarde beschwört.

Der Titel dieses derart geehrten Buches ist in englischer Transkription und versal geschrieben. Das Doppelbuch (die russische Version ist reziprok hinzugefügt) ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Österreichischen und der Russischen Akademie der Wissenschaften an den Projekten "Wörterbuch der Fackel" und "Dostoevskij-Wörterbuch". Im Vordergrund stehen Fragen der Phraseologie.

Dass das MAK mit der Präsentation dieser literaturwissenschaftlichen Arbeit durch die Omnipräsenz seines Adabei-Direktors nun auch das Literaturhaus oder eine andere einschlägige Institution bedrängen möchte, ist ein unbegründeter Verdacht. Das MAK erfüllte mit der Vorstellung seine ureigenste Aufgabe, denn das Buch ist eine Layoutsensation, eines der schönsten Bücher, die in Österreich je erschienen sind, ein Kulturereignis, ein Kunstbuch, ein Kultbuch, eine Hommage an Fjodor Dostojewski und den kürzlich verstorbenen Möbeldesigner Hermann Strobl, der sich selbst "Möbelbauer" zu nennen pflegte; vielleicht auch eine Hommage an Max Bill und dessen radikal einfache, manifestartige Buchgestaltungen aus den Dreißigerjahren. Auch Bill war ein Möbelbauer.

Zusammen mit Ursula Aichwalder bildete Hermann Strobl das Team a-u-s, dessen Spezialität handgemachte Holzmöbelunikate waren, die - abseits jeder Handwerkerromantik - durch mannigfaltige Präzisionen gekennzeichnet sind: emphatische Bearbeitung, tadellose Zweckbestimmung, vollkommene Formgebung. Taktil und sinnlich. Ultimative Artefakte: Besser und zeitloser geht es nicht. Maximale Gediegenheit aus einem Undergroundgeist, den die beiden Möbelbauer verkörperten.

Sie waren weitgehend unbekannt, als sie Peter Noever vor mehr als zehn Jahren beauftragte (gelobt sei diese Tat!), im Rahmen der MAK-Erneuerung die Gestaltung der Bibliothek zu übernehmen. Die MAK-Bibliothek gilt als die schönste zeitgenössische in Wien. Die Zweit- beziehungsweise Gleichschönste ist jene in der Akademie der Wissenschaften am Jesuitenplatz in Wien. Sie stammt ebenfalls von a-u-s.

Als Aichwalder und Strobl an der Neueinrichtung der Akademiebibliothek gearbeitet hatten, wurden die beiden Möbelbauer gefragt, ob sie sich trauen würden, eine überaus schwierige Publikation zu gestalten. Schwierig an sich, bereits rein inhaltlich betrachtet. Dazu zweisprachig, mit deutsch transkribierten russischen Wörtern im deutschen Text, mit Unmengen von unterschiedlich gearteten Fußnoten, Anmerkungen, Erklärungen und Hinweisen.

a-u-s, mit Aufträgen keineswegs verwöhnt, sagten sofort zu. Entstanden ist ein Unikat mit einem originellen Layout. Ein Manifest der Präzision der grafischen Erfassung der Textinhalte und des intelligenten Umgangs mit dem, was man wegen der oft äußerst mühevollen Handhabung zu Recht Fußnotenapparat nennt.

Im deutschsprachigen Teil des Buches werden die russischen Begriffe und Wendungen mit den dazugehörigen nummerierten Fußnoten mittels dünner Linien gleichsam herausgeholt und auf die gegenüberliegende Seite transportiert, um übersetzt, betrachtet und erklärt zu werden. Die Linien und in der Folge die einzelnen Seiten variieren grafisch entsprechend der Anzahl der Fußnoten (in den einzelnen Zeilen) und der sich daraus ergebenden Dichte der Anmerkungen. Die Fußnotenseiten erinnern an Partituren. Der wissenschaftliche, tatsächlich sehr komplizierte Text wird, sobald man die Fußnote als einen Schlüssel zum Einstieg verwendet, unversehens spannend, verständlich. Über das Layout liest man sich in den Inhalt hinein.

Das Fußnotenlayout und die vielen anderen typografischen Einfälle, mit denen das Buch immer wieder aufs Neue überrascht, stellt die Publikation mit einem Werk der typografisch orientierten konkreten Poesie gleich. Das Bemerkenswerte ist vor allem, wie weit die Gestaltung des Buches von a-u-s mit der Gestaltung der Möbel von a-u-s übereinstimmt. Als wären Fußnotenlinien Fugen. Als wären Texte Texturen - und von Texturen gehen alle Gestaltungen von Aichwalder/ Strobl aus. Das andere, die Form, die Funktion oder die Sinnlichkeit, gesellt sich gleichsam von selbst hinzu. Diese Behauptung kann überprüft werden. Die Bibliothek aufsuchen. Jene im MAK oder jene in der Akademie. Gleich welche, beide sind die Schönsten. Dort "Dostoevskij in Focus" zu verlangen nicht vergessen.

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