

Einmal Feminismus mit dem Holzhammer, bitte!
Barbaba Tóth in FALTER 43/2025 vom 22.10.2025 (S. 30)
Das Buch "Das Pen! smuseum" war schon ein Skandal, bevor es überhaupt erschienen ist. Weil die beiden Herausgeberinnen und Chefautorinnen Mareike Fallwickl und Eva Reisinger einen queeren Feminismus vertreten, eine der ursprünglich vorgesehenen Gastautorinnen - Gertraud Klemm -aber eher den klassischen, wurde diese nach einem Social-Media-Shitstorm kurzerhand aus dem Buch gestrichen. Eine peinliche Aktion, allen voran für den Verlag, aber auch für Fallwickl und Reisinger - und im Nachhinein gesehen völlig unnötig.
Denn worum geht es im "Pen!smuseum"? Es ist eine lose zusammenhängende Sammlung von Texten, die alle um ein Thema kreisen: Wie befreit sich frau aus ihrer Abhängigkeit? Einige Protagonistinnen bilden das fixe Ensemble in diesem Reigen aus sehr unterschiedlichen Textformen.
Da gibt es die hochschwangere Frauenärztin, die mithilft, dass polnische Frauen zu einer Abtreibung kommen, und gleichzeitig dringend Sex braucht, bevor sie niederkommt, und sich das mit nur ein wenig schlechtem Gewissen auf Tinder organisiert. Da ist die Kunstlehrerin, die ihren Werber-Ehemann nicht mehr aushält. Zur Rache fotografiert sie seinen schlaffen Penis, immer wieder. Daraus entsteht die buchtitelgebende Ausstellung. Sie trennt sich von ihm und verwirklicht ihren Lebenstraum als Künstlerin.
Die Figuren sind mitunter gar holzschnittartig, die Handlungen zum Teil karikiert, um nicht zu sagen plump - müssen zwei Frauen tatsächlich den Typen, der sie als Teenager immer blöd angegangen ist, zur Strafe entmannen? Aber im Spiel mit Textsorten entstehen auch sprachwitzige Lesemomente, wenn etwa eine Dating-Episode von Reisinger nur über Whatsapp-Einträge erzählt wird. Berührend ist Fallwickls innerer Monolog einer dreifachen Mutter, deren Alltag sich wie Treibsand anfühlt. Die Gastbeiträge sind literarisch schwächer, Gertraud Klemm hätte dem Buch sicher gut getan.