
Gerlinde Pölsler in FALTER 20/2019 vom 15.05.2019 (S. 34)
Der Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte widmet sich der Autor Ludwig Laher in seinem neuen Essayband: Was macht die „Aura“ jener Orte aus, in denen ein später „großer Sohn“ seinen ersten Schrei tat? (Um die Geburtsorte großer Töchter schert sich nämlich kaum jemand; die Gedenktafel für Rosa Luxemburg wurde im Vorjahr abmontiert.)
Während Braunau auf den Namen Hitler allergisch reagiert, nutzt das 15 Kilometer entfernte Marktl die Tatsache, dass der spätere Papst Benedikt XVI. hier geboren wurde, auch kommerziell geschickt aus. Laher berichtet von „Geburtshäusern“, die gar keine sind (wie bei Martin Luther), sowie von bedenklichen Inszenierungen (etwa im Engelbert-Dollfuß-Museum). Manchmal formuliert der Autor etwas umständlich, in Summe aber legt er einen amüsanten und informativen Streifzug von Bach bis Brecht, von Einstein bis Musil vor.


