

Sebastian Fasthuber in FALTER 43/2021 vom 27.10.2021 (S. 34)
Schmucklose Sprache und aneinander gereihte Hauptsätze dominieren die aktuelle Literaturproduktion. Der Debütroman der 31-jährigen österreichisch-schweizerischen Autorin Sarah Kuratle wirkt in diesem Umfeld mit seinem märchenhaften und etwas altertümlichen Ton fast wie ein literarisches Alien. Lässt man sich jedoch auf diese lyrisch-sinnliche Prosa und das gemächliche Tempo ein, entfaltet „Greta und Jannis“ einen beträchtlichen Reiz.
Was Kuratle hier erzählt, ist der Zeit enthoben. Der Text führt in ein abgelegenes Dorf im Gebirge. Greta kümmert sich dort gemeinsam mit ihrer Großtante in deren Haus um Kinder, die sonst niemanden haben. Es ist auch die Geschichte von zwei Liebenden, die nicht richtig zueinander finden können, weil ihre Vergangenheit das nicht ermöglicht. Bildreich und assoziativ geschrieben, wird es manchmal sogar surreal. Eine außergewöhnliche neue Stimme.