

Juliane Fischer in FALTER 16/2022 vom 20.04.2022 (S. 31)
Im fiktiven Krimmwing, wo das Wirtshaus "Zum grausamen Weib" heißt, siedelt Anna Herzig ihr Provinzporträt an; Fitnessstudio, Boutique und Stripklub gib es hier aber auch. Im Mittelpunkt stehen die einzelnen Bewohner: der schlagende Vater, der davongelaufene Nigerianer, die alleinstehende Teenagermutter, bettnässende, tieftraurige, grausame Kinder. Zügig erzählt Herzig über mehrere Jahrzehnte von den Steinlachners, den Rathbauers und den Wastingers -in mal zärtlichem, mal rauem, mal boshaftem Ton.
Sie sind im falschen Körper oder zur falschen Zeit, auf dem falschen Hof oder mit der falschen Hautfarbe geboren. Wir lernen Herr und Frau Österreicher als sehr hinterrücks und heuchlerisch kennen. Und als nachtragend: "Jedes Dorf hat ein kollektives Gedächtnis und Krimmwing im Besonderen ist eine Erinnerungsmaschine."