An den Mond

Gedichte
96 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783701715053
Erscheinungsdatum 02.09.2008
Genre Belletristik/Lyrik
Verlag Residenz
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Residenz Verlag GmbH
Mühlstraße 7 | AT-5023 Salzburg
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Kurzbeschreibung des Verlags

SPRACHGEWALTIG UND MIT FEINER IRONIE widmet sich Julian Schutting den großen Themen der Literatur: Was macht ein Gedicht zu einem Gedicht, wie behandelt man politische Themen, ohne in humanitäre Banalitäten abzugleiten, und wie lassen sich heutzutage noch Naturgedichte schreiben? „An den Mond“ ist die exemplarische Verdichtung von Schuttings Poetik. Wider jegliche Zeitströmung besingt er Ophelias Wasserbett, nimmt er auf Schillers Nänie Bezug und lässt Lieder durch tobende Meere rauschen. In raffinierten Kompositionen entführen uns Julian Schuttings Gedichte in eine Welt, die dem Geist der Aufklärung verpflichtet ist, der Sinnlichkeit und der Lust an der Sprache. Diese Verbeugung vor der Dichtung ergibt ihrerseits große Dichtung und wer sich darauf einlässt, dem erschließt sich die Macht des Wortes. Doch zu ernst meint er es auch nicht und so kann man sich mit Vergnügen in die Irre führen lassen.

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FALTER-Rezension

An den Mond von einem andern Holz

Erich Klein in FALTER 47/2008 vom 21.11.2008 (S. 32)

Julian Schuttings Gedichtband "An den Mond" beginnt mit der sieben Seiten langen Frage an Ophelia: "Was bringt dich dazu … die von dir ertränkte Liebe / flutend weiterzusingen?" Die Antwort folgt auf hochgetöntem Versfuß. Schließlich ertönt aus dem alten Haus deutscher Hymnen und Oden die selbstkritisch-skeptische Gegenfrage an die heutigen Dichter: "Tja, was unsereins Vor-sich-Hindichtendes unter Gedichten versteht" – Banalitäten.
Himmel ist vermutlich das häufigste Wort in Schuttings Gedichtwelt zwischen Dachstein und Hölderlins Wahnsinn – bis die Wörter sich schließlich verdrehen: "dich himmlisches Kinde, / umschwirren fahnenflüchtig die Schwannen". Irgendwann verhaspelt sich schließlich der dichterische Gedankenflug von Himmel zu Himmler. Folgerichtig beginnen Schuttings "politische Gedichte" mit einem forschen Verdikt: "Worüber man nicht reden kann – / darüber haltets die Goschn." Gezetert wird auch hier in gehobenem Ton, neben den täglichen Bombardements der Weltpolitik kommen auch vaterländische Stilblüten des Ungeists zur Sprache. In "Ariels Geist" führt eine rabiate Assoziationskette von "Dreck am Stecken" zum Alten Testament und zur Umdeutung des Namens Muzicant in "Gottesherd".
Beschleunigung der Sprache bis zur Atemlosigkeit ist das Hauptmerkmal von Schuttings Dichtung der letzten Jahre, vor allem in den Naturgedichten: "Erkeuche, erschwitze / dir Berggipfel, hatze auf Bergeshöhen dahin, / bis dir Erschöpfung, Hunger und Durst / im Almrausch der dünnen Luft Bilder bescheren …"
Immer wieder umkreist wird vor allem Franz Schubert – die Diagnose über die "stolzen Monumente der Großen vieler Epochen" lautet kulturpessimistisch und zugleich verschmitzt: Sie lagern "wie Äpfel auf Kellerstellagen". Im letzten Gedicht spricht Schutting in einer geradezu gotteslästerlichen Vision, von der nicht ganz klar ist, ob es sich um einen Druckfehler oder einen Neologismus aus Dialekt handelt, die "Weltferne Mondin" direkt an: "wenn doch das Ausbleiben des Messias / seit tausend und abertausend bluttriefenden Jahren / demnächst dem Ende sich neigt, / mit dem Abvent (sic!) des göttlichen Kindes".

Zu Gott oder den Göttern redet auch Evelyn Schlag in ihrem Gedichtband "Sprache von einem anderen Holz", befindet sich aber mit Zeit, Ewigkeit und Geschichte nicht so ganz auf Du: "Die gesamte Griechische Geschichte gehört uns nicht."
Monumental ist der Anspruch dieser Dichtung dennoch – Evelyn Schlag hat ihn in Essayform zuletzt mehrfach folgendermaßen definiert: Werde zeitgenössische Lyrik auch immer wieder der "Unverständlichkeit" geziehen, so sei der gleichsam therapeutische Effekt der Dichtung, die "sirrt, schockiert-erfreut, uns reizt", nicht weniger als "der neue Mensch".
Dessen Erschaffung erfolgt bei Schlag auch durch Beschwörung klassischer Kunstwerke. An einem Selbstporträt Dürers wird dabei keck ein Detail identifiziert – "vielleicht ein praller Hodenball". In Frank Lloyd Wrights Fallingwater-Haus will das lyrische Ich "weinen oder wohnen"; in einem schönen Zyklus über St. ­Petersburg, der "erfundensten Stadt der Welt", überlässt es sich merkwürdiger Ekstase.
Ingeborg Bachmanns "Böhmen-liegt-am-Meer-Gedicht" wird nach mehrfacher Lektüre hingegen dezidiert weggeschoben: "Ingeborg es reicht." Zwar weiß sich das dichterische Weltgewissen auf Reisen zwischen walisischen Parks, den USA und italienischen Städten immer wieder "in Verzug mit meinem Mitleid" – schließlich erfolgt aber dennoch der Befund: "Ich bin persönlich und ich bin bei mir an Bord."
Bei Evelyn Schlag ist alles wortgewandt, wenig resignativ und unaufdringlich, selbst wenn sie die "conditio divina" bedichtet. Am besten ist sie alltäglich, wenn man genau hinhören muss: "Es war ruhig und lang. / Die Sonnen dehnten sich auf den Dächern. / Neben dem Traktor konnte man flüstern." Allein die Mehrzahl der Sonne reicht für Verstörung!

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