
Sebastian Fasthuber in FALTER 46/2009 vom 11.11.2009 (S. 21)
Der Westen hat gewonnen. Was manche Kollegen aus Osteuropa nostalgisch an früher denken lässt, nutzt Alek Popov für eine satirische Generalabrechnung, die weder West noch Ost schont. Die bevorzugten Opfer des Bulgaren stellen seine Landsleute und ihre kapitalistischen Bemühungen in fernen Ländern dar. Zum Roman "Mission: London" wurde er durch seine Tätigkeit als Kulturattaché in Großbritannien inspiriert; in "Die Hunde fliegen tief" beobachtete er die "Bizniz"-Versuche eines Brüderpaars; in "Für Fortgeschrittene" nun verpackt er seinen tiefschwarzen Humor in Storys, die mit der Tür ins Haus fallen. Wenn hier in Bulgarien eine "interinstitutionelle Kommission für kulturelle Integration" ein New-York-Stipendium zur "Heranführung junger Künstler an die Herausforderungen in einem globalen kulturellen Kontext" vergibt, endet der Trip schon mal mit Pornos und Spaghetti aus der Dose im Sozialbau.
Dezent geht anders. Popov erzählt grell, handlungsstark und voll irrwitziger Wendungen. Man sollte nicht überdosieren und nur einen Text pro Sitzung lesen. So konsumiert, sind die Geschichte vom Sandler, der in seiner Matratze Millionen versteckt, oder die von einer fatal endenden E-Mail-Bekanntschaft höchst amüsant.


