Geld!

Hardcover
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ISBN 9783701715718
Erscheinungsdatum 23.08.2011
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Residenz
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HerstellerangabenAnzeigen
Residenz Verlag GmbH
Mühlstraße 7 | AT-5023 Salzburg
info@residenzverlag.at
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der Kapitalismus ist ein weites Land

Das Leben ist nur eine Chance, und Georg Asamer hat sie genützt: Er hat es zum Eigner einer höchst erfolgreichen Werbeagentur gebracht. Als er mit seinem Protegé Andy Sykora einen Nachfolger installiert, muss er erkennen, dass er alt geworden ist – die Geschäftsstrategien haben sich geändert. Auch Hans Falenbruck, eine Zufallsbekanntschaft von Sykora, Erbe eines Schweizer Pharmakonzerns, geht mit der Zeit: Er reist nach Wien, um von hier aus die Eroberung der Ostmärkte zu betreiben. Irma Wonisch wieder, Tochter aus gutem Haus, eine alte Liebe von Falenbruck, tut sich mit Tom Loschek zusammen. Der aufstrebende Broker weckt mit aparten Investitionsideen den Abenteurergeist, der sie alle verbindet.Peter Rosei führt uns in die Brennkammer jener Welt, wo auf Umwegen und doch fast gesetzmäßig jenes Klima entsteht, in dem sich zerstörerische Wünsche mit
himmelstürmenden Hoffnungen paaren. „Geld!“ ist ein lakonischpackendes Buch, ein scharfsinnigböses Puzzle mit komödiantischen Zügen.

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ISBN 9783701715718
Erscheinungsdatum 23.08.2011
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FALTER-Rezension

Das Geldvermehren kennt kein Jenseits

Karl A. Duffek in FALTER 41/2011 vom 14.10.2011 (S. 12)

Peter Rosei schildert in dem Roman "Geld!", wie Männer aus bescheidenem Milieu Karriere machen

Manche Vorankündigung ebenso wie der schreiende Titel legen zunächst die Befürchtung nahe, man müsse sich einmal mehr auf eine gnadenlose Geißelung des neoliberalen Kapitalismus gefasst machen. Man erwartet einen Thesenroman, der in politisch korrekter Manier die bösen Verursacher der gegenwärtigen Finanzkrise vorführt.
Peter Roseis jüngster Roman ist davon freilich weit entfernt. Wohl steht am Ende, ein wenig unvermittelt, ein Finanzierungsprojekt, das den fatalen US-amerikanischen Kreditpraktiken auf dem Immobilienmarkt sehr ähnelt, doch stellen die ökonomischen Verhältnisse, mit denen sich der Autor in Essays wiederholt kundig auseinandergesetzt hat, nicht den Kern des Buches dar. Sie bilden bloß die Folie für ein Geflecht von Individuen, ihr Handeln und ihre Einstellungen, ihre Ambitionen und Enttäuschungen im gegenwärtigen Wirtschaftsleben.

Roseis besondere Kunst besteht darin, die
Widersprüchlichkeit dieser Figuren weder einzuebnen noch zu übertreiben. Sie sind geprägt von den dominanten Vorstellungen von Erfolg und Glück in unserer Zeit, erfüllen diese auch und beziehen daraus ihren Selbstwert, meist aber um den Preis eines ungern eingestandenen Verlustes.
Da ist einmal der Chef einer Werbeagentur, der versucht, sein Altern zu kaschieren, nicht zuletzt vor sich selbst. Kommen ihm seine Füße gerade noch recht lächerlich vor, bemüht er sich umgehend um positives Denken: "Sie sahen gar nicht so übel aus für sein Alter, immer noch rosig und von einer Art pummeliger Festigkeit oder Feistheit des Fleisches – richtige Nichtstuerfüße eigentlich; Kinderfüße; Füße eines Spaziergängers oder die eines Weiberhelden."
Im Büro gibt er sich jovial, stilisiert sich zum einfühlsamen Vorgesetzten, der er nicht ist – "(...) ein angenehmer Chef, immer für ein Späßchen zu haben, burschikos und voller Schwung. (…) Dass seine Angestellten ihm im Grund genommen herzlich gleichgültig waren, fiel kaum ins Auge."
Seine vermeintliche Dynamik kann er letztlich nicht aufrechterhalten. Mehr und mehr drängt die jüngere Generation nach. Als es dann in seiner Residenz in Hietzing ans Sterben geht, verlieren für ihn die Werte eines ausschließlich am Beruf orientierten Lebens jede Bedeutung.

Die neue Generation wird verkörpert durch Andi, einen klassischen sozialen Aufsteiger. Die Eltern sind Wirtsleute aus Hernals, ihre Wünsche richten sich auf einen Schrebergarten oder ein neues Auto, um nach Jesolo auf Urlaub zu fahren. Der ehrgeizige Sohn kann studieren, seine Herkunft wird ihm zusehends peinlich. Beim Eintritt in die Werbeagentur wird ihm schließlich empfohlen, doch bitte seinen Vorstadtdialekt abzulegen.
Rasant macht er Karriere, wird Assistent des Chefs und übernimmt nach dessen Tod die Firma. Die Hochzeitsreise führt in die Südsee, gespeist wird nun beim angesagten Italiener oder Japaner. Die Eltern werden nicht mehr besucht, sie bekommen zum Geburtstag ihr Geschenk samt Glückwunschkarte zugeschickt. Gewohnt wird im Botschaftsviertel nahe dem Belvedere. Andi nennt sich jetzt Andy.
Vorzüglich beschreibt Rosei diesen Werdegang und die damit verbundenen Veränderungen in Selbstverständnis und Habitus. Andy entwickelt eine besondere Verbissenheit im Streben nach beruflichem Erfolg, umgibt sich mit den dazugehörigen Attributen einschließlich einer schönen Frau und verbrämt all dies mit einer schwurbeligen Pseudophilosophie, die den eigentümlichen Sentenzen des alten Chefs jedenfalls im Gestus durchaus ähnelt.
Derart unterläuft der Autor auch die billige Gegenüberstellung von verantwortungsvoller älterer Unternehmergeneration und rücksichtslosem Jungmanagertum, selbst wenn Selbstgefälligkeit und Profitdenken eine neue Dimension gewinnen. Als der ans Totenbett gefesselte Vorgänger sentimental wird und behauptet, er hätte immer alles gut machen und geliebt werden wollen, bricht es aus Andy heraus: "Du hast doch selbst immer verkündet: Was im Geschäft einzig zählt, ist der Erfolg und sonst gar nichts."
Im Grunde sind alle Charaktere des Buches Getriebene. Sie folgen einer Systemlogik, die sie nie verlassen. Blitzen da und dort Erinnerungen, Zweifel am Sinn des Ganzen oder Sehnsüchte jenseits des Geldvermehrens auf, werden sie weggewischt oder kompensiert: "Erinnerte er sich zurück, wie und wer er selber (…) einmal gewesen war, kollerte ihm wohl das eine oder andere Detail, die eine oder andere Geschichte wie von irgendeinem grauen, wirren und vergessenen Stapel im Hintergrund her, er empfand dabei aber gleich das unabweisbare Gefühl, dies alles sei wertloser Plunder, unnützes und tatsächlich unbrauchbar gewordenes Zeug, das wohl einmal mit ihm zu tun gehabt, zu ihm gehört hatte, jetzt aber belanglos geworden war (...)."

Am zwingendsten gelingen Rosei in diesem Roman die Porträts der Aufsteiger. Mag sein, dass die eigene kleinbürgerlich-proletarische Herkunft des Autors seinen Blick dafür besonders schärft. Die subtilen Effekte beim Erklimmen der sozialen Leiter ebenso wie die nicht zu beseitigenden Spuren der früheren Verhältnisse werden in jedem Fall vorzüglich skizziert. Eine weitere besondere Qualität des Buches findet sich im Evozieren der jeweiligen Topografie. Ob es das Café Landtmann, die Simmeringer Hauptstraße oder die Südsee ist, Rosei vermag als präziser Beobachter das Spezifische des jeweiligen Orts zu erkennen und als Kontext der handelnden Personen sinnfällig zu machen.
Oft wünscht man sich, dass ein guter Lektor ein Buch ordentlich eingekürzt hätte. Beim vorliegenden Roman gilt eher das Gegenteil.

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