Zebra im Krieg

Roman nach einer wahren Begebenheit
288 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783701717521
Erscheinungsdatum 15.02.2022
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Residenz
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Residenz Verlag GmbH
Mühlstraße 7 | AT-5023 Salzburg
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Kurzbeschreibung des Verlags

Liebevoller Vater und wütender Hassposter: Paul ist beides, und als er im Netz bloßgestellt wird, kämpft er um seine Würde, Familie – und sein Leben.

Mit der Geschichte von Paul Sarianidis gelingt Vladimir Vertlib in „Zebra im Krieg“ ein meisterhaft ironischer, jedoch stets von Zuneigung und Humanität erfüllter Blick in menschliche und politische Abgründe: Paul lebt mit seiner Familie in einer vom Bürgerkrieg heruntergewirtschafteten osteuropäischen Stadt am Meer. Als er arbeitslos wird, verstrickt er sich immer tiefer in die wüsten Debatten, die in den Sozialen Medien toben. Doch eines Tages wird Paul von Boris Lupowitsch, einem Rebellenführer, den er im Internet bedroht hat, verhaftet. Lupowitsch rechnet mit ihm vor laufender Kamera ab. Paul wird verhöhnt und gedemütigt, das Video millionenfach gesehen. Wie kann er mit dieser Schande weiterleben?

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FALTER-Rezension

Ein Troll im anschwellenden Sirenengesang

Sebastian Gilli in FALTER 11/2022 vom 16.03.2022 (S. 13)

Wie konnte es nur so weit kommen?“ Eine Frage, die, wenn tatsächlich Krieg ausbricht, Verzweiflung und Ohnmacht ausdrückt. Selten kommt es vor, dass ein aktueller Roman von den gegenwärtigen Kriegsnachrichten der außerliterarischen Wirklichkeit derart schnell eingeholt und überholt wird wie im Fall von „Zebra im Krieg“. Es ist das auf einer wahren Begebenheit beruhende jüngste Werk Vladimir Vertlibs über einen Bürgerkrieg in einer fiktiven Stadt im Osten Europas.

Wir begegnen der Hauptfigur Paul Sarianidis und seiner zwölfjährigen Tochter Lena, an die er während eines nächtlichen auf- und abschwellenden Sirenenalarms („Ein Krieg im Stimmbruch“) die eingangs formulierte Frage stellt.

In der Ferne schlagen Raketen ein, es herrschen Angst und Verdunkelungspflicht. Pauls Frau hat als Ärztin Dienst im Krankenhaus und steht dem Krieg, der von den Behörden verharmlosend als „erweiterte Polizeiaktion“ bezeichnet wird, zunächst noch abgebrühter gegenüber.

Doch am nächsten Morgen wird Paul verhaftet. Niemand weiß, warum. Erst als er dem Rebellenführer Boris Lupowitsch gegenübersitzt, ahnt Paul die Gründe für sein Verhör. Er ist nämlich nicht nur ein (aufgrund der Kampfhandlungen am Flughafen arbeitsloser) Flugzeugingenieur, sondern auch eine nicht ganz unbekannte Figur in den sozialen Netzwerken.

Pauls anfängliche Leidenschaft, dies und jenes zu kommentieren, artete in Empörung, Wut und Hass aus. Der tragikomische Held, zugleich liebevoller Vater und Hate-Speech-Troll, gerät aus der Bahn. Das Wort Abschaum kommt häufig vor. Lupowitsch will sich nun für Beleidigungen und Drohungen gegen ihn rächen und filmt Paul, während sich der in die Hose macht.

Das Video geht viral, Paul ist gedemütigt und hinfort für jedes Kind als der „Pisser“ identifizierbar. Ob ihm Abdul und Abdullah aus der Patsche helfen können? Die beiden Internet-Halunken, die plötzlich als „Helfer“ auftauchen, wollen Paul mit manipulativen Youtube-Gegenvideos rächen und eine neue Identität verpassen: „Im Netz werden Sie zum Widerling und zum besten Schwiegersohn der Welt – je nachdem.“

Pauls Geschichte ist die Geschichte einer Radikalisierung in einer empathielosen (digitalen) Welt. Schon in seiner Schulzeit war Paul verprügelt und gequält worden. Nun, als Erwachsener, findet er auf Facebook ein Ventil für seine früheren Demütigungen und teilt selbst aus. „Am liebsten würde er sein Handy zücken, auf Facebook gehen und jemanden demütigen.“ Aber er hat Abdul und Abdullah, und vor allem seiner Familie, versprochen, nichts mehr zu posten.

Wenn die auktoriale Erzählinstanz in „Zebra im Krieg“ darüber sinniert, wie in früheren Zeiten gelacht und gescherzt worden war, wohingegen heute alle nur mehr „verbissen“ und wie Zombies auf die Displays ihrer Smartphones starren würden, dann ergeht sie sich auch in Gemeinplätzen. Zugleich sind es die wesentlichen Fragen, die der Roman stellt. Ist die in den ­sozialen Medien um sich greifende Aggression das Vorspiel zu einem echten Krieg? Welche Konsequenzen hat es, wenn dort regelmäßig „rote ­Linien“ überschritten werden? ­Wohin führt der Hass?

Vladimir Vertlib, 1966 im heutigen Sankt Petersburg geboren, hat seine fiktive Kleinstadt an der „Peripherie Europas“ situiert, ihr aber keinen Namen gegeben, wohl um Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu erheben. Eine verwinkelte Altstadt fällt zum Meer hin ab, die andere Seite des Hügels heißt „La-alot“ und ist ein altes jüdisches Viertel. Einst war die Hafenstadt Anziehungspunkt und Schmelztiegel verschiedener Kulturen, heute ist sie wirtschaftlich und kulturell heruntergekommen.

Seit 1981 lebt Vertlib in Österreich, zehn Jahre zuvor war er mit seiner Familie nach Israel emigriert, hatte dazwischen in Italien, den Niederlanden und in den USA gelebt. Wer so viel von der Welt gesehen hat, vermag auch den Blick auf diese zu schärfen, was sich in „Zebra im Krieg“ in detailreichen und realistischen Schilderungen eindrucksvoll manifestiert.

Zum Beispiel in jener Szene der „rituellen Entsorgung“, in der eine skandalumwitterte Theaterregisseurin (die sich den sozialen Netzwerken verweigert) von Fanatikern in eine Biomülltonne voller Wespen geschmissen wird. Paul, der zufällig vorbeikommt, landet ebenfalls in dieser, weil er wieder einmal als „Pisser“ identifiziert worden ist.

So überzeugend der beschreibende, kurzweilige Berichtstil ist, die Dialoge sind es nicht. Die Figuren sprechen trotz widriger Umstände eine umständliche, gestelzte Sprache. Paul spricht nicht nur die Regisseurin mit „Gnädige Frau“ an. Das Bemühen, den Schrecken des Krieges mit Humor zu begegnen, sozusagen leichtfüßig vom Schweren zu erzählen, geht nicht auf. Der Schmerz, den Paul, seine Familie und andere Stadtbewohner im Angesicht des Krieges angeblich empfinden, wird nicht spürbar, bleibt vielfach bloße Behauptung, und Vertlib gelingt es nicht, an die sprachliche Kraft seiner großen Erzählungen „Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur“ (2001) oder „Am Morgen des zwölften Tages“ (2009) anzuschließen.

Und welche Rolle spielt das titelgebende Zebra? Dem ausgebombten Zoo entflohen, steht es in der Stadt herum, und: „Niemand fotografiert das Tier mit dem Handy!“ So weit konnte es also kommen.

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Lesekränzchen-Rezensionen
Das Lesekränzchen im FALTER-Buchclub ist ein Format, um gemeinsam Bücher zu lesen und zu besprechen.
Das Buch lässt mich auch nach dem zweiten Teil etwas ratlos zurück: Auch im zweiten Teil gibt es
spannende Szenen - wie jene im Amtsgebäude. Und endlich taucht das versprochene Zebra auf. Und
das mehrmals. Das Zebra wird negiert, dafür werden Straßenhunde erschossen.

Viele Analogien, die hier verwoben werden, vielleicht zu viele, um noch den Faden durch die Geschichte
zu finden. Eine Geschichte, die ein bisschen an den Haaren herbeigezogen wirkt. Weil wieso setzt sich
Paul plötzlich für seine Nachbarn ein? Wirklich, weil er endlich einmal etwas richtig machen will? Man
nimmt es ihm nicht ab. Und man zweifelt, dass irgendwer so handelt und damit seine Familie in richtige
Schwierigkeiten bringt.

Das Traurigste nach der Lektüre des Buches allerdings ist: Die Schrecken des Krieges sind nur auf den
ersten und auf den letzten Seiten klar erkennbar. Aber vielleicht ist genau das das Wesen des Kriegs. (Rezension von Günter F.)
Mich lässt die Geschichte ambivalent zurück.

Die bellenden Hunde, das Zebra ebenso. Die erwähnte Schwarz-Weiß-Symbolik finde ich passend, das
Bellen der Hunde steht eventuell für auffällige, laute Ablenkungen, es ist einschüchternd, daher sieht
man weg, in diesem Fall Paul, ohne sich detaillierter um die Vorgänge zu kümmern.

Dies ist ja in einer derart unübersichtlichen Lage auch schwer möglich. Der Roman war interessant zu
lesen, dennoch bleibt Vieles offen. (Rezension von Ulrike T.)
Der Roman "Zebra im Krieg" von Vladimir Vertlib weckt keine Sympathien.
Ein Krieg, ein Machtwechsel in einem Land, das stark an die Ukraine und ihre momentane Lage erinnert,
ein Mann, der versucht seiner Tochter in dieser Situation Sicherheit zu geben, strauchelt.

Wie verhält man sich, wenn die Unsicherheiten groß sind, die Stabilität verloren geht?

Mit viel Symbolik, einem Stil, der an Romane von Kafka erinnert, wird das Gefühl der Zerrissenheit, der
Ohnmacht und der Klarheit, dass Krieg und Konflikte selten das Positive der Menschlichkeit
hervorbringen, vermittelt.

"Zebra im Krieg" ist in seiner Aktualität erschreckend, beinahe scheint es, als hätte der Autor in seine
Glaskugel geblickt und bereits eine Vorahnung der aktuellen Geschehnisse erhalten.

Das Buch ist ein "Antikriegs-Roman", der Leser bleibt zurück mit der Frage, wie er selbst sich in
manchen Situationen verhalten würde, vielleicht auch mit dem unangenehmen Gefühl, dass dies wohl
nicht so leicht zu beantworten wäre.

Fazit: Der Roman hat mich herausgefordert, angestrengt, tageweise wurde er auch ignoriert. Die
Themen Krieg, der Umgang mit sozialen Medien, Verantwortung und Haltung forderten mich zum
Nachdenken auf. Trotz allem lesenswert! Ein Buch ohne Helden... nichts ist so schwarz-weiß wie ein
Zebra! (Rezension von Sabine R.)
Paul ist Flugzeugingenieur, verheiratet mit einer Ärztin, Vater einer Teenagertochter und sein Land ist im
Bürgerkrieg. Seit er arbeitslos ist, verbringt er viel Zeit vor dem Computer und ist süchtig danach
geworden, Beiträge zu kommentieren und andere zu beschimpfen.

Dummerweise erwischt er dabei einen der neuen Rebellenführer.

Als diese Pauls Stadt erobern rächt sich der Rebellenführer. Er lässt Paul abholen, bedroht ihn, so lange
bis Paul sich in die Hose macht. Das Video davon geht viral, Paul wird wieder frei gelassen.

So weit so gut. Doch nun würde man annehmen, dass Paul alles daran setzen würde, sich und seine
Familie in Sicherheit zu bringen oder wenigstens möglichst unauffällig zu bleiben. Nicht so Paul. Der
wendet sich an zwei zwielichtige Typen, die ihm helfen sollen, seinen Namen rein zu waschen.

Und so geht es weiter. Es ist Krieg, doch der bleibt irgendwie steril und nicht greifbar, Pauls größte Sorge
ist immer noch das Video (sehr realistisch, wenn man mit seiner Familie mitten im Krieg sitzt!), der
Roman bewegt sich irgendwo zwischen Gesellschaftskritik, Satire, kafkaesker Erzählung und realer
Darstellung des Alltags in einer umkämpften Stadt, legt sich aber nicht wirklich fest und als Leserin fragt
man sich ständig, was das nun wieder soll.

Es gibt ein paar sehr gelungene Szenen, in denen z.B. beschrieben wird, wie es dazu kam, dass er so
süchtig danach wurde, im Internet zu kommentieren, auch eine Szene mit seinen jüdischen Nachbarn
gefiel mir sehr gut. Insgesamt fehlte mir eine Linie, ein Ziel, es gab zu viele verschiedene Ansätze, die
sich für meinen Geschmack leider nicht zu einem Ganzen fügten.

Schade, ich mag den Autor und hatte mehr erwartet. Zebra im Krieg konnte mich leider nicht
überzeugen. (Rezension von Petra G.)
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