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Kurzbeschreibung des Verlags
Ein Wolf im Wald, ein geplanter Hotelbau auf einer Alm, ein kleines Dorf und dazwischen fünf Jugendliche – manche von ihnen kennen sich, manche lernen sich erst kennen und manche wollen sich eigentlich nicht mehr kennen. Anhand der Schicksalsgemeinschaft dieser fünf jungen Menschen zeigt Autorin und Künstlerin Agi Ofner welch tiefen Keil ein gesellschaftlich aktuelles Thema zwischen Freundschaften treiben und wie schnell Überzeugung fanatische Züge annehmen kann. Facettenreich sind sie, die Gründe für Mitläufertum, ebenso sehr wie die Gründe für Gegenpositionen.
„Ambiguitätstoleranz“ ist der Fachbegriff dafür – eine gegenteilige Position in ihrem Wert anzuerkennen, auch wenn man ihr aus ebenso wichtigen Gründen nicht zustimmen kann. Pro Wolf oder gegen ihn? Pro Hotelbau oder gegen ihn? Oder gar keine Meinung haben, weil eigene Probleme gerade wichtiger und dringender sind? Und noch dazu: Ist es manchmal sogar heikel, überhaupt eine Meinung zu haben …?
Rasant und vielschichtig ist dieser Roman auch erzählt. Abwechselnd aus der Sicht aller fünf Jugendlichen, in knappen Kapiteln formuliert, gepaart mit Stimmen aus Medien und Wissenschaft. Ein außerordentlicher Roman, der die Komplexität des Zusammenlebens sowie die Herausforderung von Demokratie anschaulich vor Augen stellt und sich dabei wie ein wildes, abenteuerliches Road-Movie liest.
Auszeichnung:
Kröte des Monats November 2025 der Stube Wien
Im Jugendbuch dominieren derzeit Fantasy-Romane mit einer simplifizierenden Darstellung von Gut und Böse sowie eine erzieherisch angehauchte Fiktion, die Jugendliche in vorgegebene Meinungen einzuspuren versucht. Von diesem Trend hebt sich Agi Ofners zweiter Jugendroman "Problemwölfe" wohltuend ab - und weiß dabei mit einem klug und komplex gebauten Plot eine atemberaubende Spannung aufzubauen.
Dabei beginnt er mit einer trockenen Begriffsdefinition: "Pluralismus. Innerhalb einer Gesellschaft, eines Staates [in allen Bereichen] vorhandene Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander bestehender und miteinander um Einfluss, Macht konkurrierender Gruppen [ ] (Duden). Oder: Ein Wolf taucht auf und spaltet einen Ort." Mit diesem Oder ist die Handlung eröffnet.
Die sich widersprechenden Meinungen der Bevölkerung des in den österreichischen Alpen liegenden Dorfes zum Raubtier Wolf gibt Ofner am Beginn einzelner Kapitel wieder. Etwa: "Ich hab Angst um meine Ponys. (Uschi, Ärztin)","Ein guter Schuss löst das Problem. (Manuel, Angestellter)", "Wenn die Buchungen stimmen, hab ich mit dem Wolf kein Problem. (Inga, Investorin)".
Ebenso unterschiedlich sind die fünf Hauptfiguren des Romans, zwischen deren Perspektive die Autorin gekonnt wechselt:
die Aktivistin Marlene, die nicht nur den Hotelbau am Sonnberg und den Abschuss des Wolfs verhindern, sondern auch noch gleich die Welt retten will; ihre beste Freundin Amal, die sich lieber aus Dingen raushält; Saskia-Mattea, die zur Gruppe stößt, als sie von ihrer Skifreizeit abhaut, um nicht im schneelosen Matsch spazieren gehen zu müssen; Jonas, der frisch zugezogen ist und noch keine Freunde hat -sowie Rudi, der Sohn des Schafzüchters, der die Herde seines Vaters vor dem Eindringling Wolf zu schützen versucht. Sie alle treffen sich im Schneesturm auf dem Berg, wo die sture Marlene verletzt in einem Zelt liegt
Agi Ofner, Jahrgang 1989, wuchs in der Steiermark auf und studierte Sprachen sowie Grafik Design in Wien. Sie hat erfolgreiche Bilderbücher vorgelegt und wurde 2020 für ihren ersten Jugendroman "Nicht so das Bilderbuchmädchen" mit dem Österreichischen Kinder-und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.
Für "Problemwölfe" hat das Multitalent selbst die Illustrationen beigesteuert: Aus mit schwarzer Tusche aufgetragenen Linien, Klecksen und Flecken "schälte" sie mit Marker, Buntstift und Pinsel Wölfe heraus - vergleichbar mit ihrem Erzählverfahren, in dem sie die Wahrheit aus den verschiedenen Perspektiven ihrer Protagonisten herauszuarbeiten oder vielmehr in deren Aufeinandertreffen sichtbar zu machen versucht. Ein lebenskluges und unterhaltsames, aber auch politisches Buch.
FALTER-Rezension 