

Innovationen aus Riegersburg, Schrems und Zwettl
Karin Chladek in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 47)
Ökologie: 36 heimische Ökopioniere bzw. umwelt- und sozialverträgliche Firmen im Porträt – eine Leistungsschau
Die österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer, die Daniela Müller und Eva-Maria Repolusk in ihrem Buch porträtieren, sind in den unterschiedlichsten Sparten tätig: Druckereibetreiber, Architekten, Künstler, Winzer, Brauer, Köche, Kaufleute, Designer, Hoteliers u.v.m.
Einiges haben sie jedoch gemeinsam: den festen Willen, andere Wege zu gehen als die Mainstream-Wirtschaft, Leidenschaft für das eigene Tun, eine meist enge Verbundenheit mit der Region und eine Orientierung an anderen Zielen als rein monetärem Gewinnstreben. Sie sind offen für ungewöhnliche Kooperationen – etwa mit Künstlern – und Querbezüge.
Umwelt- und sozialverträgliches Handeln und Produzieren ist ihnen allen ein Anliegen. Manche sind auch im internationalen Raum tätig und international bekannter als hierzulande, manche konzentrieren sich auf ihre Region und auf Österreich.
36 teils sehr bekannte, teils in der breiten Öffentlichkeit auch weniger bekannte Pioniere dessen, was man "nachhaltiges Wirtschaften" nennt, werden vorgestellt, begleitet von liebevollen Bildern der Fotografin Eva-Maria Repolusk.
Wie die Autorinnen im Vorwort betonen, mögen weder sie selbst noch ihre Interviewpartner den Begriff "Nachhaltigkeit". Möglicherweise, weil dieser nach wie vor von vielen als schwammig empfunden wird, oder auch, weil in den letzten Jahrzehnten Missbrauch damit getrieben wurde.
Anhand der Porträts der kleinen und mittleren Betriebe und der jeweiligen Gründerpersönlichkeiten von B (wie Reinhard Backhausen) bis Z (wie Josef Zotter) wird jedenfalls klar, was Nachhaltigkeit nicht ist – einzelne mehr oder weniger PR-wirksame Aktionen abseits des Kerngeschäfts, in dem "business as usual" betrieben wird.
Die Meister der eigenen Wege trifft man vorrangig in ländlichen Regionen, die sie inzwischen oft prägen. So ist das steirische Riegersburg als Sitz des Chocolatiers Josef Zotter fast schon bekannter als für die Festung vor Ort, und das niederösterreichische Schrems wird unweigerlich mit den "Waldviertler"-Schuhen von Heini Staudinger assoziiert. Sie alle haben klein angefangen, mit wenigen Produkten und oft als One-Man- oder One-Woman-Show.
So auch der "Sonnentor"-Gründer Johannes Gutmann, der vor etwas mehr als 20 Jahren die Kräuter einiger ihm bekannter Bauern noch selbst auf dem Marktplatz von Zwettl verkaufte. Heute beschäftigt Gutmann rund 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich und im Ausland.
Nun sind Kräuter nicht lebensnotwendig, doch die örtliche Nahversorgung ist es. Im kleinen Ort St. Thomas am Blasenstein im oberösterreichischen Mühlviertel konnte durch ein Bürgerbeteiligungsmodell mit einem engagierten Vereinsvorstand der Fortbestand des einzigen Lebensmittelgeschäfts gesichert werden.
Auch im großstädtischen Bereich gibt es Pioniere, die hohe Ansprüche an ihre Produkte und ihre Wirtschaftsweise stellen: Vieles, was mit Design zu tun hat, ist auf großstädtischem Boden gewachsen.
So hat sich das Team des Fair-Trade-Modelabels "Göttin des Glücks" in Wien gefunden, und auch die Mann- und Frauschaft, die unter dem Namen "Das Goldene Wiener Herz" originelle und authentische Souvenirs wie Weingläser, Porzellanbecher und Postkarten herstellt, arbeitet in der Bundeshauptstadt.
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Porträtierten KMUs, kleine und mittlere Unternehmen, wie sie prägend für die österreichische Wirtschaft sind. Die meisten sind Start-ups, von Gründerpersönlichkeiten dominierte Unternehmen oder manchmal auch Familienunternehmen mit langer Tradition.
Gerade für sie gehen Umwelt- und Sozialverträglichkeit oft Hand in Hand mit Innovation: Der Einsatz modernster Technik ist etwa für Reinhard Backhausen und Ernst Gugler sogar der Schlüssel dazu. Der renommierte Textil- und der Druckereiunternehmer setzen auf das Cradle-to-cradle-Prinzip, um Stoffe oder Printprodukte herzustellen, die vollständig wiederverwertbar sind.
Mutmachergeschichten in Zeiten der Wirtschaftskrise, darüber, wie man es anders – und einfach besser – machen kann.