

Bilderloses Europa
Marianne Schreck in FALTER 18/2010 vom 07.05.2010 (S. 13)
Die EU hat ein Problem: Was sie bewirkt, wird schlecht bebildert. Zu diesem Schluss kommen die Autoren des Buchs "Europäische Bilderwelten", die aus sozialwissenschaftlicher Sicht der Frage nachgehen, welche Bilder für die nationale Etablierung europäischer Politik existieren. Selbst eine EU-freundliche Berichterstattung auf Textebene – so der Tenor – spiegle sich nicht unbedingt auf Bildebene wider, weil sich Motive der Angst leichter darstellen ließen. Ein provokantes Beispiel dafür lieferte der Karikaturist Manfred Deix in der Zeitschrift profil, als er EU-Verhandler nach einem imaginierten Negativ-Votum sichtlich gealtert auf den nächsten Zug Richtung Brüssel warten ließ. EU-Bilddatenbanken wird ebenfalls ein negatives Zeugnis ausgestellt: Es handle sich vorwiegend um "Gesichtsbilder" von Politikern, die für die "gesichtslose EU" geradestehen sollen.