

Kirstin Breitenfellner in FALTER 35/2013 vom 30.08.2013 (S. 36)
Diese Texte seien keine Schönwettergeschichten und dennoch nicht ohne Komik, stimmt der Klappentext die Leser ein. Tatsächlich legt Nadine Kegele mit "Annalieder" zwölf kurze Erzählungen vor, die es in sich haben. Man könnte sie spröde nennen, würde Kegele sich nicht eines bewusst ungeschminkten, alltagssprachlichen Stils befleißigen. Man ist immer gleich mittendrin – und muss sich vieles selbst erschließen. Ihre Frauengestalten sind Leidende in einer Welt ohne Auswege, von der sie keinen Abstand zu haben scheinen und die sie deswegen auch nicht gelassen oder mit Humor nehmen können. Eine Frau schneidet sich in die Brustwarze, eine andere muss zur Hochzeit der jüngeren Schwester; der Bräutigam ist ihr Geliebter. Den Inhalt vieler dieser Erzählungen nachzuerzählen fällt selbst bei aufmerksamer Lektüre schwer. Zurück bleibt ein Eindruck von einer Schreibbewegung, die schon ihr Thema gefunden hat, aber noch nicht ihre endgültige Gestalt.