

Die Kunst, ein Weißbier gut einzuschenken
Sebastian Fasthuber in FALTER 41/2015 vom 09.10.2015 (S. 36)
Die Kunstfigur Austrofred, eine Erfindung von Franz Adrian Wenzl, hat eine steile Entwicklung hinter sich. Als Freddy-Mercury-Verschnitt mit Austropop-Faible gab der Mann aus der oberösterreichischen Provinz anfangs den Möchtegern-Rockstar. Der blöde Ausgangsschmäh, Queen-Hits mit STS- und Fendrich-Texten zu versehen, hat sich als erstaunlich tragfähig erwiesen.
Und nicht nur das: Austrofred avancierte inzwischen auch zu einer Edelfeder ersten Ranges, wovon Bücher wie sein Briefwechsel mit Mozart („Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben“) oder der Abenteuerroman „Hard On“ zeugen.
Weil so gewichtige Werke Anlauf benötigen, schiebt der selbsternannte Champion zwischendurch einen Sammelband ein. Zuletzt hat der vielseitige Künstler im Sommer übrigens ein Badetuch mit seinem Konterfei veröffentlicht, als zweiter heimischer Performer nach Hansi Hinterseer.
Als Freiberufler ist Austrofred eben auch ein Mann mit Geschäftssinn, der darauf schaut, dass regelmäßig etwas reinkommt. Im ersten Anlauf konnte er mit den hier versammelten Texten, darunter auch ein „im Auftrag der Wiener Kinoprogrammzeitschrift Falter“ verfasster, nur 5000 Euro lukrieren, wie er erzählt – für jemanden, der regelmäßig spendierfreudige Hochzeitsgesellschaften rockt, kein Geld.
Ehrlich ist in diesem Kontext auch der Titel „Pferdeleberkäse“. Dieses Buch betreibt Restverwertung. Doch was soll’s, wenn die Qualität stimmt. Und gerade auf der Kurzstrecke läuft Austrofred zu großer Form auf, nützt schnöde Auftragsarbeiten für philosophische Höhenflüge. In „Quattro Stagioni“ entwirft er gleich drei schöne Pizza-Gleichnisse (das treffendste: „Der Mensch ist wie eine Pizza Calzone – man sieht nicht in ihn hinein“).
In „I bin i“ konfrontiert er die Fans mit seinen intimsten Gedanken und Unsicherheiten: „Wieso jubeln diese vielen Leute mir zu und nicht vielleicht dem Kellner da hinten? Ist es nicht auch eine herausragende Leistung, wenn einer ein Weißbier gut einschenkt?“ Austrofred: ein Großer, der Mensch geblieben ist.