

Ungleichheit, wohin man schaut
Gerlinde Pölsler in FALTER 48/2016 vom 02.12.2016 (S. 27)
Die „Unberührbaren, Ausgegrenzten, Ausrangierten“, gefangen in einem „Geflecht aus Demütigung und Entwürdigung“ (Günter Wallraff). Jene „im Abseits, (…) die immer zu spät kommen, weil sie gar nicht kommen müssen, nichts und niemand wartet ja auf sie, nein, auch kein Job“ (Elfriede Jelinek). Und dann die Jungen, die keine Zeit haben, an den Ruhestand zu denken – „täten sie es, würden sie sich sorgen, wie viel sie anhäufen müssten, um sich im Alter ein anständiges Leben (…) leisten zu können“ (Joseph E. Stiglitz). Den Sammelband „Ungleichheit“, herausgegeben von Gerfried Sperl, sollte man sich nicht gerade zu Gemüte führen, wenn man einen schlechten Tag oder Geldsorgen hat. Vieles darin ist deprimierend – aber das haben gewichtige Themen so an sich. Inhaltlich wie stilistisch sind die Texte ausgezeichnet, und manches stimmt doch zuversichtlich: Weltweit wird die Kluft zwischen Arm und Reich kleiner, weiß der Ökonom Branko Milanović – denn „nichts reduziert Ungleichheit so sehr wie Migration“.