schreibennichtschreiben

Lyrik
96 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783708232751
Erscheinungsdatum 23.11.2009
Genre Belletristik/Lyrik
Verlag Skarabäus
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Kurzbeschreibung des Verlags

Literatur ist nicht nur Schreiben, Literatur ist auch Alltag – und macht sich darin nur selten bezahlt. Die Konkurrenz lauert: fernsehen statt schreiben, Sex statt schreiben, staubsaugen, dübeln und lesen statt schreiben. Die Lyrikerin Barbara Hundegger, eine der wichtigsten und unkonventionellsten Vertreterinnen ihres Fachs, weiß davon zu erzählen, dass das Geschäft der Dichterin nun einmal kein einfaches ist und es wesentlich mehr braucht als Zettel und Bleistift. In schreibennichtschreiben stehen sich beide Lebenswelten gegenüber, brechen aber, ganz wie in der Realität, in einem fort ineinander ein: linksseitig die wendungsreich durchgearbeitete Lexikonsprache als Sinnbild der Lebenspraxis, rechtsseitig Gedichte, welche in parallel laufender Produktion aus diesem Sprachmaterial erwachsen und die hinter den Begriffen liegenden, tief- und weitgründigen Themenlandschaften ausbreiten. Hundegger scheut dabei auch nicht zurück vor Selbstbefragung und -ironie und bringt Facetten ihres Berufes ans Licht, die dem oftmals geschönten und allzu heiligen Schreibernst entgehen.

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FALTER-Rezension

Gedichte richten gegen Cellulitis auch nichts aus

Daniela Strigl in FALTER 10/2010 vom 12.03.2010 (S. 22)

Dass Barbara Hundegger zu den besten Lyrikern des Landes zählt, beweist ihr Band "schreibennichtschreiben" einmal mehr

In der Wiener Alten Schmiede gibt es eine von Martin Prinz konzipierte Veranstaltungsreihe mit dem schönen Titel "Doppelte Buchführung. Leben und Schreiben in Zeiten der Konkurrenzgesellschaft". Darin kommt etwas zur Sprache, was sonst schamhaft beschwiegen wird: Wovon leben Schriftsteller, die keine Bestseller produzieren? Und wovon Schriftstellerinnen?
Diesen feinen Unterschied in der Verbuchung des Nichts macht jedenfalls Barbara Hundegger: "stimmen gedämpft bei anblick / des künstlers davon lebt / der davon muss der leben // stimmen spitz beim blick auf / die künstlerin wovon lebt / denn die davon kann die leben".

Von taxfreiem Bedauern und vom Taxiertwerden (der "blick auf die künstlerin" ist eben etwas anderes als der "anblick des künstlers") weiß Barbara Hundegger ein Lied zu singen, verfertigt sie doch fast ausschließlich Gedichte und tut das außerdem noch fern der Zentren des literarischen Betriebs, in Innsbruck, weshalb sie nach wie vor als Geheimtipp gilt: zu Unrecht, denn Hundegger ist eine der besten Dichterinnen des Landes. Sie schreibt, mit einer imponierenden Lässigkeit, Gedichte, die zugleich handfest sind und subtil, zupackend und zart.
Barbara Hundeggers neues Buch könnte sehr gut auch "Doppelte Buchführung" heißen. Wie, fragt sich da ein Ich, sind diese zwei Dinge unter einen Hut zu bekommen: Schreiben und Leben oder Schreiben und Von-etwas-Leben. Das ist eine verworrene, im Prinzip eher ungemütliche Beziehung, wie das Gedicht "furien verfolgen" lehrt: "dem im leben nachgehen damit du / es in der kunst aufgeben dem in der / kunst nachgeben damit es im leben / abgeben der kunst etwas aufgeben" usw.
"schreibennichtschreiben" ist ein intimes Buch, so intim, wie finanzielle Bekenntnisse nun einmal sind. Sicher, auch von "ideologien fingern nächten ersten zügen betten brüsten" ist hier mit einiger Inbrunst die Rede, aber das sind wir ja geneigt, in der Poesie für normal zu halten.
Tacheles redet die Autorin in ihrer unziemlich prosaischen Einleitung: "sns" (siehe Titel!), "facetten eines widerständigen alphabets", zählt in 26 Notaten, widerständig wohl auch, jedenfalls verkehrt, die Buchstaben von Z bis A herunter. Eine Schriftstellerin denkt darüber nach, wie man mit Preisen umgeht (Hundegger bekam u.a. den Christine-Lavant-Lyrikpreis) oder mit der kränkenden Tatsache, noch nie in Ybbs gelesen zu haben.

Widerstand setzt die Schreibende auch den Klischees von der hehren Kunstverpflichtung entgegen, wenn sie schon gegen die statistische Wahrheit, dass von allen Schriftstellern die Lyriker die kürzeste Lebensdauer haben, nichts ausrichtet. Von der einsamen Größe kann sie sich nichts kaufen: "dich für deinen teil freut auch dein bester satz nicht, wenn du knausern musst beim runden-schmeißen, bei freundesnöten, sorgenmüttern, geschwisterdramen, beim letzten sarg für deinen vater …" Unwiderlegbar ist der lakonische Eintrag unter "cellulitis": "daran ändert auch nichts dein ewigkeitstauglichstes gedicht."
Vor der Folie dieser Überlegungen zur Kostenwahrheit in der Literatur sind die Gedichte zu lesen, die einem strengen Schema unterliegen: Die Titel folgen ihrerseits einem auf den Kopf gestellten Alphabet, immer auf der linken Seite oben steht ein Gedicht im Gewand einer Existenzbilanz, das als eine Art Wortsteinbruch für drei weitere dient. Beim unermüdlichen Abschreiten der verlorenen Posten, im Politischen wie im Privaten, ergibt das Ich sich der Angst, der Resignation sogar, niemals aber der Larmoyanz.

Hundeggers Notwehrwitz beweist auch, dass sie sich selbst nicht tödlich ernst nimmt – immer ernst jedoch nimmt sie die Sprache, zu der sie kein tändelndes Verhältnis unterhält. Wir spüren "die gier den durst deines textes nach dir". Und wir sind auf der Spur "deinem allerallerletzten / diesem sauguten halben satz." So mündet das erste Gedicht folgerichtig ins letzte und zeigt, dass die Frage "schreibennichtschreiben" sich de facto nicht stellt, wenn Schreiben Leben bedeutet.

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