Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen

Roman
344 Seiten, Hardcover
€ 19.9
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ISBN 9783709972298
Erscheinungsdatum 17.02.2016
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Haymon Verlag
Übersetzung Lydia Nagel
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Kurzbeschreibung des Verlags

DIE GESCHICHTE ZWEIER FRAUEN VOR DEN AUFREGENDEN KULISSEN LWIWS UND BERLINS
Chrystyna und Solomija sind jung, klug und selbstbewusst, nur mit der persönlichen Erfüllung hapert’s noch. In ihrem Sinn für Abenteuer stehen sie Thelma und Louise in nichts nach, also beschließen die beiden Freundinnen, aus Lwiw wegzugehen. Sie machen sich auf Richtung Athen, auf halbem Weg aber bleiben sie in Berlin hängen. Zwischen aufwühlenden Affären und eigenwilligen Arbeitgebern schlagen sie sich durchs neue Leben: Es ist anders. Auch besser?

SEXUELLE BEFREIUNG STATT DEM ZWANG, ERWARTUNGEN GERECHT ZU WERDEN
Ein neuer Ort, neue Eindrücke – neue Fragen: Inspiriert von der neuen Umgebung, werden alte Gewissheiten erschüttert und Chrystyna und Solomija vor große, aber auch ganz persönliche Fragen gestellt. Wie verändern sich die Erwartungen an Liebe und Begehren, an Nähe und Freundschaft? Wie der Blick auf Sex mit Frauen und Männern? Wie gehen sie mit den Erwartungen an Frauen um, die im Patriarchat vorgesehen sind? Welche Lebenswege, in welche Zukunft wollen sie gehen? Und Freiheit – was bedeutet das überhaupt? Mutig, wach und unverblümt erzählt Natalka Sniadanko in ihrem Roman von zwei Frauen, die ausgezogen sind zu leben, und breitet den Duft der beiden Städte Lwiw und Berlin über ihre Geschichte.


Aus dem Ukrainischen von Lydia Nagel

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ISBN 9783709972298
Erscheinungsdatum 17.02.2016
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Haymon Verlag
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FALTER-Rezension

Alles besser in Little Odessa?

Tabea Soergel in FALTER 11/2016 vom 18.03.2016 (S. 21)

In ihren Romanen erzählen Natalka Sniadanko und Yelena Akhtiorskaya von Migrantenschicksalen

Da hat man geglaubt, mit Natalka Sniadankos „Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen“ einen blassen Roman über eine blasse Klavierlehrerin vor sich zu haben, die ihr Talent beim Putzen in Berlin verschwendet, nachdem die Musikschule in ihrer Heimatstadt Lwiw dichtgemacht hat. Putzanekdoten wechseln sich mit Lemberger Schnurren, Kindheitserinnerungen und länglichen Porträts irgendwelcher Bekannten ab, alles ein wenig umständlich geschildert, nichts von großer Dringlichkeit.
Und dann, nach 100 Seiten, wird schlagartig klar: Die Frau hat doch etwas zu erzählen. Und sie – denkt!
Freundliche Rezensenten unterstellen bei irritierenden Konstruktionen eher Absicht als Versagen. Doch mit Freundlichkeit kommt man hier nicht weit: Denn worin besteht der Mehrwert einer dramaturgischen Entscheidung, die bei einem nicht unbeträchtlichen Teil des Buches Vorschub leistet, die Hauptfigur – und im Übrigen auch die 42-jährige, ebenfalls aus Lemberg stammende Autorin Natalka Sniadanko – zu verkennen?

Zwischen Lemberg und Berlin
Dabei ist die Geschichte von Chrystyna, der Klavierlehrerin a.D., eigentlich ganz einfach: Berliner Arbeitstag, die Nachricht vom erweiterten Suizid der besten Freundin Solomija. In Rückblenden wird von ihrer beider Abschied aus der Ukraine und dem Neuanfang als illegale Einwanderinnen in Deutschland erzählt.
Nachdem die Protagonistin auf Seite 100 völlig unerwartet zum Leben erwacht und sich als eigenwilliger, intellektueller Freigeist entpuppt, rückt das Liebesleben der beiden Frauen in den Fokus: Nach kleinen Affären in Lemberg führt Chrystyna nun eine leidenschaftliche Beziehung mit einer taffen deutschen Anwältin, während sich Solomija aus Vernunftgründen mit dem Sohn der Greisin einlässt, die sie pflegt.
Trotz seines simplen Plots zerfällt der Roman bei der Lektüre in seine einzelnen Bestandteile: Arbeitsanekdoten, zufällig belauschte Gespräche, Reiseberichte, Zeugnisse lang aufgeschobener Vergangenheitsbewältigung und eine formal abgesetzte Binnenerzählung, deren Sinn und Zweck sich nicht so ganz erschließen will.
Zu guter Letzt erweist sich auch noch der Paukenschlag zum Einstieg, Solomijas Suizid, als literarische Finte. Und so können auch die immer wieder in den Text eingestreuten schönen, poetischen Betrachtungen nichts mehr retten; die nehmen einen zwar sehr für die Autorin ein, nicht aber für diesen Roman.

Von Odessa nach Brooklyn
Auch Yelena Akhtiorskaya stammt aus der Ukraine. Sie wurde 1985 in Odessa geboren und emigrierte Anfang der 90er-Jahre nach Brooklyn – ganz so wie die Familie in ihrem Roman „Der Sommer mit Pasha“. Er erzählt von den beiden Besuchen Pashas, des geliebten Sohns, Bruders und Onkels, in der neuen Heimat. In der Brooklyner Gemeinde Brighton Beach, auch Little Odessa genannt, überlebt dieser weltfremde Lyriker von erbärmlicher Konstitution Naturkatastrophen, taucht in die russischsprachige Exilliteratenszene ein, macht wie jeder große Dichter seiner Mutter haltlose Vorwürfe und geht seiner Familie auch anderweitig auf die Nerven.
Der zweite Teil des Romans spielt 15 Jahre später. Im Mittelpunkt stehen hier Pashas Schwester Marina, die zu einer typischen Brighton-Beach-Bewohnerin geworden ist – überarbeitet, melodramatisch, allergisch gegen Turnschuhe –, sowie ihre Tochter Frida, eine durch und durch amerikanische, todunglückliche Medizinstudentin, die in den Semesterferien am Empfang einer obskuren Arztpraxis jobbt.
Außerdem hat sich Frida in den Kopf gesetzt, die Hochzeit von Pashas Sohn zu besuchen. In Odessa widersetzen sich die Umstände natürlich auf slawisch-burleske Weise jeder Vorabplanung. Parallel zu Fridas Irrungen und Wirrungen am Schwarzen Meer folgt das Buch dem mittlerweile prominenten Dichter Pasha auf ein georgisches Literaturfestival, an dessen Ende er vielleicht ein paar Freunde verloren, dafür aber die ungeahnte Fähigkeit zur Heiterkeit gewonnen hat.

Wasser beim Kochen zusehen
„Der Sommer mit Pasha“ macht im Grunde alles richtig. Yelena Akhtiorskaya erzählt lebendig, originell und humorvoll, mit Sinn fürs Absurde und in geschickten Orts-, Zeit- und Perspektivwechseln von einer Familie, die sich am Rande des Nervenzusammenbruchs am wohlsten zu fühlen scheint.
Die Figuren sind komplex angelegt, ­besonders in Fridas Fall spürt man die Nähe der Autorin zu ihrem Ensemble. Es gibt wunderbare surreal-melancholische ­Szenen wie jene, in der Pasha seine komplette ­Familie im Dornröschenschlaf und in verschiedenen Posen über die ganze Wohnung verteilt vorfindet, pointierte Passagen wie: „Pashas Bewegungen zu beobachten, war qualvoller, als Wasser beim Aufkochen zuzuschauen.“ Bei manch beiläufig eingestreuter Albernheit möchte man der Autorin vor Vergnügen fast auf die Schulter hauen.
Und doch dämpft Argwohn die rückhaltlose Begeisterung: Die Autorin beherrscht ihre Mittel etwas zu perfekt und macht von diesen etwas zu selbstsicher Gebrauch. Man liest nicht einfach nur einen Familienroman, sondern erlebt zugleich eine aufwendige Demonstration von Virtuosität. Und immer wieder spürt man Überheblichkeit dem Personal gegenüber: Akhtiorskayas Blick richtet sich gnadenlos, fast schadenfroh auf deren Schwächen. An diesem Punkt solidarisiert man sich mit den Figuren, so nervig sie auch sein mögen, während einem die Autorin zunehmend vorkommt wie die fiese große Schwester, die schon immer alles besser wusste und konnte.

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