TRACHT MACHT POLITIK

272 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783709981634
Erscheinungsdatum 28.09.2021
Genre Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Verlag Haymon Verlag
Illustrationen Marie Vermont
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Kurzbeschreibung des Verlags

TRÄGST DU TRACHT? ODER REGT SIE DICH AUF? – OB GELIEBT ODER VERDAMMT: TRACHT UND DIRNDL SIND HEISSER DISKUSSIONSSTOFF!

KITSCH, KOMMERZ, KULTURPOLITISCHE WAFFE: WEM GEHÖRT DIE TRACHT?
Man schmückt sich mit ihr auf Volksfesten, Hochzeiten und Empfängen. Patriotische Modelabels haben sie für sich entdeckt. Trachtenvereine pflegen sie in ihren regionalen Ausformungen, die Designer der Haute Couture bringen sie neu interpretiert auf die Laufstege der Welt. PolitikerInnen verschiedenster Lager tragen sie, andere verweigern sich ihr. Die einen hassen, die anderen lieben sie: die Tracht. Egal, in welchen Farben und in welchem Kontext sie getragen wird – eines ist sie immer: ein Statement. Aber wofür? Ist sie ein farbenfrohes Zeichen regionaler Tradition und Zugehörigkeit? Nationalistische Gesinnungskleidung? Symbol einer „Leitkultur“? Oder doch einfach nur ein schönes Stück Stoff?

ÜBER KLEIDERORDNUNGEN, TRADITION UND LÄNDLICHEN SCHICK
Um die Tracht tobt ein Kampf. Aber wo liegen eigentlich die Wurzeln dieser Polarisierung? Von der einfachen Alltagsbekleidung über das Sehnsuchtsobjekt reicher Sommerfrischler und die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten bis zum Dirndl aus dem Discounter folgt Elsbeth Wallnöfer in ihrem Buch dem Weg eines Kleidungsstücks, der verwobener und verstrickter nicht sein könnte. Die Ethnologin und Philosophin fragt nach Demokratisierung und technischem Fortschritt, erzählt von Patriotismus, der Vision einer alldeutschen Kultur und vom nationalsozialistischen Verbot für Juden, Tracht zu tragen. Sie spürt den ursprünglichen Schnitten und Farben der Tracht nach und stellt Billigdirndln von der Stange den Haute Couture-Dirndln auf dem Catwalk gegenüber.

MODE VOR DEM HINTERGRUND ERSTARKENDER NATIONALISTISCHER TENDENZEN
Elsbeth Wallnöfer erzählt von Menschen, Moden und Mythen und legt frei, was vom Dirndl übrigbleibt, wenn Landromantik, politisches Korsett und die hartnäckigsten Irrtümer abgetragen sind. Ein hervorragend recherchiertes, ebenso pointiertes wie leidenschaftliches Buch – und ein beherzter Aufruf, sich das Dirndl zurückzuerobern! Mit zahlreichen Illustrationen.

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ISBN 9783709981634
Erscheinungsdatum 28.09.2021
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Illustrationen Marie Vermont
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FALTER-Rezension

Georg Renöckl in FALTER 40/2021 vom 06.10.2021 (S. 20)

Die Bilder des Kanzlers im Slimfit-Steirer sorgten für heftige Debatten: Die einen sahen in Kurz’ Mariazeller Auftritt eine (weitere) klerikal-faschistoide Inszenierung, die anderen fanden alles ganz normal und kramten Fotos von Ex-Kanzler Christian Kern in der Lederhose oder SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Dirndl aus dem Archiv. Umso schlimmer, wie man nach der Lektüre von Elsbeth Wallnöfers Buch „Tracht Macht Politik“ lernt.

Die Ethnologin und Philosophin liefert darin das nötige Werkzeug zur Analyse des anhaltenden Trachten-Booms in Politik und Alltag. Mit Lust an der pointierten Formulierung zeichnet Wallnöfer die Geschichte eines großen Mummenschanzes nach: Als Wiener Adelige und Großbürger einst voll Sehnsucht nach Unverfälschtheit auf Sommerfrische fuhren, hatten die Einheimischen die unbequemen Gewänder ihrer Vorfahren längst vergessen. Anhand von Genrebildern erfand man die „althergebrachten“ Trachten also einfach neu.

Besonders aufschlussreich ist Wallnöfers Beschreibung jener Bilder, die man damals eben nicht zur Vorlage nahm: Die realistischen Darstellungen der Landbevölkerung waren dafür schlicht zu bunt, zu uneinheitlich und zu ärmlich. Der aufkeimende Nationalismus machte aus der romantischen Schwärmerei eine Waffe. Fieberhaft suchte man nach Uraltem aller Art, um die frisch erfundenen nationalen Gemeinschaften historisch zu legitimieren. Die von Brauchtumsvereinen vereinheitlichten Trachten wurden als „politisches Instrumentarium antisemitischer Pangermanen“ eingesetzt.

Deren in den 1940er-Jahren erdachte Schnitte und Silhouetten dominieren heute noch den Trachten-Look. Dirndl & Co sind also nicht einfach traditionelle Kleidung, sondern Stoff gewordene Ideologie: „Als Medium einer politischen Proklamation nun ist Tracht, nach mehr als 80 Jahren, wieder zu dem geworden, was sie schon mal war: Symbol eines Ethnopopulismus und Zeichen von verallgemeinerndem deutschen Traditionsgut zum Zwecke der Ausgrenzung jener Staatsbürger und Einwohner, die nicht so sind.“

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