Von der namenlosen Menge

über Klasse, Wut & Einsamkeit
176 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783709982310
Erscheinungsdatum 14.05.2024
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Verlag Haymon Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

Die Vermessung sozialer Wahrscheinlichkeiten

Das Archiv meiner sozialen Wut
Geschichten von der unteren Klasse, Literatur über soziale Herkunft – meist sind das Erzählungen von Aufbruch und Aufstieg. Olivier Davids Essays kreisen um diejenigen, die unten geblieben sind. Die, mit den schmerzenden Körpern, die Nachtarbeitenden, die Vergessenen – und um ihn selbst. Wie fühlt es sich an, mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit den Wohlstand höherer Klassen zu bezahlen? Was bedeutet es, unten zu bleiben, damit die oberen ihren Status, ihre Macht, ihre Privilegien behalten können? Wie selbstbestimmt kann die Entscheidung, allein zu bleiben sein, wenn soziale Beziehungen durch Vereinzelung, Geldmangel und eingeschränkte Teilhabe unter Druck stehen? Wie soll Geschichte weitergegeben werden, wenn es kein kollektives Gedächtnis armer Menschen gibt?

„Es geht hier nicht um die Kulturalisierung von Armut, nach dem Motto: So sind sie, die Armen. Es geht um das Aufzeigen von Lebensrealitäten als Kausalketten.“
Olivier David beschäftigt sich anhand von Beobachtungen und Erfahrungen mit dem Einfluss von Klasse auf sein Leben – und die Leben derer, die er seine Leute nennt. In sprachgewaltigen, intimen, wütenden und dabei einfühlsamen Essays schreibt er über innere Migration, vom Fremdsein und einer blauen Angst. Und er ringt zugleich um eine Erzählweise, die den Geschichten von unten gerecht wird. „Von der namenlosen Menge“ ist ein Versuch, sich selbst in die Welt einzuschreiben, denn: „Für gewöhnlich liest unsereins nicht vor Publikum aus Büchern, unsereins trägt Sicherheitsschuhe beim Arbeiten, hat Kopfhörer auf den Ohren gegen den Lärm, hat Schmerzen irgendwo, lehnt, wo er kann, gähnt, so oft es geht …“

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FALTER-Rezension

Die Wut der unteren Klassen

Robert Misik in FALTER 42/2024 vom 18.10.2024 (S. 18)

Menschen aus der Arbeiterklasse haben an ihrem Körper "Arbeitsnarben","Klassennarben"; jene aus der Mittel-und Oberschicht eher "Freizeitnarben","Hobbynarben", etwa vom Sport. "Die Fälle, in denen körperliche Arbeit nicht gut ausgeht, sind es, die die Lebensläufe vieler Menschen in der unteren Klasse bestimmen", schreibt Olivier David in seinem Großessay "Von der namenlosen Menge", der die Lebenswelten und Verwundungen der arbeitenden Klassen und der Unterschichten seziert. Das frühe Sterben, die Abnutzung, die psychischen Bedrängungen, die mentalen Krankheiten, das Nur-eine-Nummer-Sein, eben: Namenlossein.
Olivier Davids Buch ist mehr als eine teilnehmende Beobachtung. David spricht von "meinen Leuten". Selbst ist er in Hamburg in den sogenannten "schlechten Vierteln" aufgewachsen. Straßenkind. Seine Eltern arm, gestrandet. Drogen sind im Spiel, regelmäßige Gefängnisaufenthalte des Vaters. Schon die Großeltern immer in diesem Milieu. Es sind seine Realitäten, und er kennt die Mentalitäten. "Ein Ertrinkender denkt in aller Regel nicht wohlwollend oder voller Schmerz an andere Ertrinkende, dafür ist er zu sehr mit seinem eigenen Ertrinken beschäftigt." Die Ressourcen an Solidarität sind endlich.

David kennt aber auch die anderen Welten: Seine Mutter gibt ihn in eine Waldorf-Schule, die er irgendwann schmeißt. Je nach Milieu ist er ein anderer.

Davids zorniges Buch reiht sich in das autofiktionale Schreiben ein, das heute mit Namen wie Annie Ernaux, Didier Eribon oder Edouard Louis verbunden ist, eine Textgattung, die manchmal auch als Arbeiterklassenliteratur beschrieben wird, aber oft eigentlich eine "Wie ich die Arbeiterklasse verlassen habe"-Literatur ist.

Bei David ist das alles härter, noch näher dran, damit auch ohne Sentimentalitäten und weniger Ich-Umkreisung. Über sich selbst sagt er ganz ungeschützt: "Ich trage eine Wut in mir." Die ist bei ihm mit einer guten Portion an Selbstreflexion verbunden.

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