Die Frau, die gegen den Strom schwamm

Reportagen
208 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783711721419
Erscheinungsdatum 04.09.2023
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Verlag Picus Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

Eine russische Frau wird in ein psychiatrisches Gefängnis eingesperrt, weil sie Briefe politischer Gefangener abschreibt und verbreitet. Diese Geschichte schnappt ein vierzehnjähriger Wiener im Radio auf und beschließt, Journalist zu werden. Wie die Geschichte der Briefschreiberin weiterging, erfährt er erst ein halbes Jahrhundert später – als sie mit siebenundsiebzig Jahren auf den Roten Platz geht, um für Meinungsfreiheit zu demonstrieren.Zu diesem Zeitpunkt lebt Christian Schüller in der Türkei. Er hat in Ländern gearbeitet, wo Unterdrückung und Willkür den Alltag beherrschen. Seine Reportagen handeln von Menschen, die ihre Ohnmacht an Schwächeren auslassen – und von anderen, die sich in große Schwierigkeiten bringen, weil sie ihrem Gewissen folgen. Von denen, die sich von sogenannten starken Männern mitreißen lassen, und von Frauen, die gegen den Strom schwimmen.

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FALTER-Rezension

Wie Moskaus Mutter Courage einen ORF-Journalisten schuf

Tessa Szyszkowitz in FALTER 36/2023 vom 06.09.2023 (S. 19)

Christian Schüller war lange Jahre Korrespondent des ORF in den USA, Lateinamerika, in der Türkei und im Iran. Er war auch für das österreichische Fernsehen in Moskau. Um diese Erfahrung geht es im Kern in seinen Erinnerungen: "Die Frau, die gegen den Strom schwamm" erzählt die Geschichte von Natalja Gorbanewskaja. Die russische Dichterin und Dissidentin hat mit ihrer Zivilcourage, Kultiviertheit und Resilienz nicht nur Schüller beeindruckt.
1968 protestierte die Menschenrechtsaktivistin auf dem Roten Platz gegen die mit sowjetischen Panzern durchgeführte Unterdrückung des Prager Frühlings. Sie wurde in der Folge eingesperrt, für verrückt erklärt und im berüchtigten Serbskij-Zentrum für Sozialpsychiatrie wegen "Schizophrenie" zwangsbehandelt. Viel später kam die Dissidentin, die längst mit polnischem Pass in Paris lebte, wieder mit russischen Ordnungskräften in Konflikt: 2013 wurde sie bei einer Demo in Moskau zur Erinnerung an den 45. Jahrestag der Invasion der Tschechoslowakei erneut verhaftet. Sie kam erst nach heftigen Protesten aus dem Ausland wieder frei. Sie starb im selben Jahr in Paris.

Spiegel der eigenen Biografie Schüller geht es nicht allein um Gorbanewskaja. An ihrer außerordentlichen Biografie spiegelt er seine eigene Entwicklung. Er war zehn Jahre alt, als die junge Mutter mit ihrem Protest am Roten Platz ihre Freiheit aufs Spiel setzte. Erst knapp vor ihrem Tod erzählt Schüller Gorbanewskaja am Telefon, dass er wegen ihr Journalist geworden ist. Dass er von 1987 bis 1994 ORF-Korrespondent in Moskau war und über den Zusammenbruch der Sowjetunion berichtete. Und den Beginn eines demokratischen Russlands beobachtete. Im Sommer 1990 interviewt er auf einer Waldlichtung Boris Jelzin. Kann Russland demokratisch werden? "Auch wenn es schwer geht, den Totalitarismus abzustreifen", sagt Jelzin: "Wer mich jetzt kennt, der weiß, dass ich eher der Demokratie zuneige." In Moskau interviewt Schüller auch jenen Psychiater, der Gorbanewskaja in die Psychiatrie sperrte. Zurück in Wien leitete Schüller von 1995 bis 2011 die Reportage-Reihe "Am Schauplatz" im ORF. Danach wurde er ORF-Korrespondent in Istanbul.

Bei all seinen Stationen als Korrespondent denkt Schüller mit, was die russische Bürgerrechtlerin an seiner Stelle tun würde: "Wer in einem westlichen Land lebt, soll sich für das mitverantwortlich fühlen, was in seinem Namen geschieht", glaubt er. Schon als 16-jähriger Schüler engagiert er sich bei Amnesty International. Bei den Passanten am Infostand in der Wiener Innenstadt hält man ihn für einen Nestbeschmutzer: "Dann geh doch nach Moskau, wenn es dir hier nicht gefällt!"

Blick zurück -und nach vorne Schüller schließt seine Erinnerungen mit einer Reise 2016 in die Ukraine. An der Grenze zum Gebiet der moskautreuen Separatisten herrschte schon damals Krieg - "aber die Welt nahm keine Notiz davon". Das hat sich geändert. Christian Schüllers Blick zurück ist auch einer nach vorne.

Denn Russland ist 2023 in die Zeit zurückgefallen, in der Natalja Gorbanewskaja zwangspsychiatriert wurde. In einem ihrer Gedichte heißt es: "Man muss wirklich verrückt sein, um die Moral der Zeit korrigieren zu wollen aber manchmal verstehe ich nicht, wie sie denken, sie könnten recht behalten, die Doktoren in den weißen Mänteln über der Uniform. Dass nicht doch eine andere Moral kommen wird. Und die Wahrheit die verrückten Nebel zerstreut."

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