

Sebastian Fasthuber in FALTER 15/2010 vom 14.04.2010 (S. 21)
Als er 1894 "Pudd'nhead Wilson" veröffentlichte, benötigte Twain so dringend einen Hit wie manch alternder Popstar. Die großen Erfolge lagen schon länger zurück, zudem hatte er sich schwer verspekuliert. Um einen Bankrott abzuwenden, schrieb er in einem Monat bis zu 60.000 Worte. Vielleicht wirkt der Roman, der prompt floppte, auch deshalb seltsam unfertig. Inzwischen wird er trotz aller Unstimmigkeiten zu den bedeutenderen Werken des Autors gezählt.
Die Titelfigur ist ein kluger Jurist, der von seinen Dörflernachbarn aufgrund seines exotischen Hobbys – Fingerabdrücke – für einen Verrückten gehalten wird. Am Ende werden Abdrücke aus Wilsons Sammlung helfen, einen Mordfall aufzuklären. "Knallkopf Wilson" schwankt zwischen dem damals populär werdenden Krimigenre und einer Verwechslungsgeschichte um einen lediglich ein bisschen schwarzen Jungen, der am Ende als Sklave verkauft wird. Der vormals beliebteste Schriftsteller Amerikas zeichnet ein düsteres Bild seiner Heimat.