Der Zerfall Jugoslawiens und der überforderte Kontinent
400 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783737101264
Erscheinungsdatum 15.11.2022
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Verlag Rowohlt Berlin
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Kurzbeschreibung des Verlags


Die Jugoslawienkriege haben die Weltöffentlichkeit erschüttert. Sie sind verbunden mit den schlimmsten Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg – mit Folgen, die unmittelbar in unsere Gegenwart reichen.


Norbert Mappes-Niediek, langjähriger Südosteuropa-Korrespondent und zeitweiliger UN-Berater, führt in seiner großen erzählerischen Gesamtdarstellung mitten hinein in dieses dunkle Kapitel der jüngsten europäischen Geschichte: angefangen mit den ersten Panzern in Slowenien und dem Schock darüber, dass im vermeintlich friedlichen Europa plötzlich wieder Krieg ausbricht, bis hin zum UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Er zeichnet die Bruchstellen des ehemaligen Vielvölkerstaats nach, nimmt das unfassbare Massaker im bosnischen Srebrenica in den Blick, fragt nach Interessen und Strategien der Kriegsparteien, aber auch nach der Verantwortung der ausländischen Mächte – und macht so die weltpolitische Tragweite des Konflikts deutlich.


Scharfsichtig und eindringlich schildert Mappes-Niediek, der den Balkan kennt wie wenige andere, den blutigen Zerfall Jugoslawiens – der unseren Kontinent beinah zerrissen und bis heute verändert hat.


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ISBN 9783737101264
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FALTER-Rezension

Der vergessene europäische Krieg

Verdan Džihić in FALTER 20/2023 vom 17.05.2023 (S. 23)

Für sein neues Buch wählte Norbert Mappes-Niediek den Titel "Krieg in Europa", und wäre da nicht der Zusatz "Der Zerfall Jugoslawiens", man würde nahezu automatisch an den Krieg in der Ukraine denken. Als am 24. Februar vergangenen Jahres russische Panzer über die ukrainische Grenze rollten, war in vielen westlichen Medien die Rede vom ersten großen Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Geflissentlich übersahen sie jene Tragödie, die die 1990er-Jahre des vorherigen Jahrhunderts markierte - die Kriege in Ex-Jugoslawien.
Kriege gleichen einander darin, dass sie unvorstellbares Leid verursachen. Sie müssen erzählt werden, Fakten gehören von Lügen und Propaganda getrennt. Dies gilt auch heute, mehr als 30 Jahre nach dem Beginn der Kriege in Jugoslawien. Unermüdlich produzieren die Nachfolgestaaten der Region auch heute ihre nationalistischen Narrative über den Krieg, wo sie sich alle als Opfer der jeweils anderen stilisieren. Das Buch von Mappes-Niediek dekonstruiert so manche dieser Mythen.

Dem deutschen Journalisten und Südosteuropa-Kenner Mappes-Niediek ist eine minutiöse, kenntnisreiche und eindringliche Geschichte der Jugoslawien-Kriege gelungen.

Als Zeitzeuge, Zeitgeschichtler und Politologe zugleich, der noch dazu meisterhaft erzählen kann, gibt es kaum einen anderen im deutschsprachigen Raum, der ein solches Buch hätte schreiben können. Mappes-Niediek schildert nüchtern die Kriegsvorbereitungen und den Kriegsverlauf, seziert das Grundübel des Nationalismus und seine Ausgeburt, die "ethnischen Säuberungen", beschreibt den damals überforderten Kontinent, aber auch die Pax Americana. Dabei gelingt ihm mühelos auch eine eindrückliche Beschreibung des damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milošević und seines kroatischen Counterparts Franjo Tuđman, der Hauptakteure der Kriege.

Durch den russischen Aggressionskrieg liest man das Buch von Mappes-Niediek nicht nur als ein zeitgeschichtliches Zeugnis, sondern auch als eine Beschreibung, in der Leserinnen und Leser unschwer Parallelen zum Krieg in der Ukraine erkennen werden. Wenn Mappes-Niediek die in den Jugoslawien-Kriegen heftig geführten Debatten zwischen "Pazifisten" und "Interventionisten" beschreibt und die große Frage stellt, ob man Gewalt mit Gewalt besiegen kann, führt er auch mitten in die aktuelle Debatte. Ohne die westliche Gewalt hätte man das Milošević-Regime in den 1990er-Jahren nicht stoppen können. Ohne militärische Hilfe des Westens wäre die Ukraine heute womöglich unter russischer Kontrolle.

Die entscheidende, vielleicht in einem neuen Buchprojekt zu erörternde Frage ist aber, was nach dem Ende der Gewalt kommt. Es stimmt nachdenklich, dass auch heute in Bosnien und Herzegowina und zwischen Serbien und dem Kosovo die Lage dermaßen angespannt ist, dass kaum eine Woche ohne Heraufbeschwören neuer Konflikte vergeht. Das spricht weder für die dortigen Eliten noch für die internationale Staatengemeinschaft und die EU, denen am Balkan schlicht zu viele Fehler unterlaufen sind.

Zwischen Mappes-Niedieks eindringlichen Zeilen verstecken sich auch Hinweise auf eine Realutopie für die Gesellschaften am Balkan. An einer Stelle lehnt er sich an den bosnischen Schriftsteller Dževad Karahasan an, der das Zusammenleben der Bosnierinnen und Bosnier unterschiedlicher Zugehörigkeit als eine bestimmte "Kulturform" beschreibt: "So wie jeder Körper eine Innen-und eine Außenseite hat, war man nach innen Serbe, Kroate, Muslim und nach außen einfach Bürger von Sarajevo -oder eben Bosnier"; oder eben Jugoslawe, wenn man als Gastarbeiter am Wiener Südbahnhof ankam. Hier verklärt Mappes-Niediek nicht die Tito-Ideologie der Brüderlichkeit und Einigkeit, sondern weist behutsam darauf hin, dass unter anderen politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen ein besseres Miteinander am Balkan möglich sein müsste.

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