

Juliane Fischer in FALTER 45/2023 vom 08.11.2023 (S. 30)
Die richtige Sprache zu finden, sei wie das Meißeln eines Felsblocks, sagt die Schauspielerin und Neo-Autorin Valery Tscheplanowa. In ihrem Schreibdebüt ist ihr das gelungen. Schauplatz der autobiografisch inspirierten Spurensuche ist ein Dorf nahe der russischen Stadt Kasan. Die Ich-Erzählerin Walja, die -wie die Autorin -als Kind mit ihrer Mutter Lena nach Deutschland ausgewandert ist, erzählt von Oma Nina und Uroma Tanja.
Ohne zusammenhängende, chronologische Handlung springen wir vom Prothesenwerk in die Psychiatrie und zum Tanzplatz. Tscheplanowa schreibt mitfühlend über Krankheit und die "Goldzahnalten" - ja, sogar eine Sterbeszene hat bei ihr etwas Tröstliches. Außerdem wächst mit der Lektüre der Gusto auf die geschilderten Speisen: Radieschensalat, Grießbrei und Brennnesselsuppe.