

Diener Deutschland
Margaretha Kopeinig in FALTER 13/2025 vom 28.03.2025 (S. 16)
In seinem neuen Buch "Macht im Umbruch" präsentiert der Politikwissenschaftler Herfried Münkler einen Entwurf für die Neuausrichtung der EU. Wobei Deutschland darin bestimmend ist. Aus historischen Gründen kommt Berlin keine alleinige Führungsrolle zu, es handelt sich vielmehr um "die Rolle eines primus inter pares", eines Ersten unter Gleichen. Der radikale Umbau der EU braucht laut Münkler ein hierarchisches System von Staaten mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten. Deutschland mit Frankreich und Polen bilden den innersten Kreis, und Deutschland käme die Aufgabe eines "servant leader" zu, einer Macht, die dadurch führt, dass "sie sich wesentlich in den Dienst des Gesamtverbandes stellt", schreibt Münkler. Dem ehemaligen Professor an der Humboldt-Universität und Merkel-Berater ist bewusst, dass dieses Konzept nur dann realisiert werden kann, wenn Deutschland eine liberale Demokratie bleibt.
Gesichert ist das nicht. Die Zukunft Deutschlands und der EU lässt sich nicht lösen von der Frage, wie der Kampf zwischen Demokratie und Autokratie ausgeht. "Umbruch der Macht" ist somit ein für unterschiedliche Entwicklungen offener Begriff.