Die Krone der Schöpfung

214 Seiten, Hardcover
€ 18.5
-
+
Lieferung in 7-14 Tagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783751800068
Erscheinungsdatum 02.09.2020
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Matthes & Seitz Berlin
LieferzeitLieferung in 7-14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH
info@matthes-seitz-berlin.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags


Noch immer lebt Lola Randl im Großen Garten, weit weg vom Gewimmel der Großstadt. Hier glaubt sie, den Neurosen der Städter entkommen zu können. Als sich im Frühjahr 2020 ein neues Virus mit kronenartigen Zacken über den gesamten Erdball ausbreitet, stellt sich jedoch schnell die Frage, wie abgeschieden man hier draußen wirklich ist. Die Erzählerin wird von Fieber und Husten heimgesucht und ist sich sicher: Sie hat das Virus längst. Es dauert nicht mehr lange und die gesamte Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Niemand weiß wirklich, wie am besten zu verfahren ist. Täglich machen neue Schreckensnachrichten die Runde, während sich eine völlig ungekannte Angst ausbreitet. Alle sollen Abstand zueinander halten, möglichst nicht mehr vor die Tür gehen. Aber gilt das auch hier in der Einöde? Und überhaupt: Wie sagt sie den anderen im Dorf, dass sie eine Gruppe Städter eingeladen hat? Während ihre Mutter nichts von dem Virus hören möchte und sich auf keinen Fall von der Gartenarbeit abhalten lassen will, suhlt sich ihr Mann in Berichten über historische Seuchen. Sie flüchtet zum Liebhaber, aber auch der ist keine große Hilfe. Zwischen alldem versucht Lola Randl zu verstehen, was das eigentlich ist, ein Virus, wie es funktioniert. Doch ihre Recherche wird gestört durch Anfragen von einer Filmproduktion, die ein Drehbuch für einen Zombiefilm von ihr wollen. So sehr sie auch versucht, die Situation möglichst rational zu erfassen: Nichts wird bleiben, wie es ist.


Mehr Informationen
ISBN 9783751800068
Erscheinungsdatum 02.09.2020
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Matthes & Seitz Berlin
LieferzeitLieferung in 7-14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH
info@matthes-seitz-berlin.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Corona oder die Liebe zur Provinz

Björn Hayer in FALTER 43/2020 vom 21.10.2020 (S. 24)

Die Literatur hat einen neuen Star, einen Bösewicht der Extraklasse. Er ist unsichtbar, unberechenbar und derzeit noch unbekämpfbar: Das Coronavirus infiziert Körper, unser Denken und naturgemäß auch unsere Geschichten. Mag man einerseits gehofft haben, dass sich Schriftstellerinnen im Schatten des Lockdown neu erfinden würden, hat man andererseits dürftige Selbstumkreisungen in der Isolation befürchtet.

Ein Beispiel dafür, dass sich vorerst eher die ernüchternden Vorahnungen bestätigt haben, stellt Lola Randls neuer Roman „Die Krone Der Schöpfung“ dar. Wie schon ihr Debüt, „Der große Garten“ (2019), basiert auch dieser auf autobiografischen Elementen. Erneut nehmen wir am Landleben der 1980 geborenen und erst vor einigen Jahren in die Uckermark gezogenen Autorin teil, begleiten sie beim Gang auf den Markt oder bei ihrem Versuch, ihre ­liaison d’amour mit dem Liebhaber therapeutisch zu retten, ohne den Ehemann zu verprellen. Wir sind live bei Homeschooling oder beim Beobachten der Nachbarn dabei.

Diese Form erzählter Authentizität, für die Randls Schreiben steht, wird zugleich von beständigen Reflexionen über die Folgen von Covid-19 ergänzt. Während die Erzählerin bemüht ist, das begriffslose Geschehen der Pandemie durch eine enzyklopädische Gliederung mit Überschriften wie „Infektion“, „Epidemie“ oder „Superspreader“ in den Griff zu bekommen, wird sie selbst zu einer Panikpatientin.

Das Virus schleicht sich nachts gleich einem Albtraum in das Innere der Schriftstellerin. Befördert werden Ängste durch Liveticker, Hamsterkäufe des Mannes (Vitamintabletten!) und leere Straßen. Und was wäre angesichts dieser Lage und gemäß des Klischees für eine Schriftstellerin naheliegender, als eine Zombieserie zu schreiben, die sich wie ein roter Faden durch die tagebuchartigen Miniaturen zieht?

Randl gelingt eine Chronik der Ereignisse und Gefühlslagen, eine Bestandsaufnahme der Ohnmacht und Orientierungssuche in einem chaotischen Moment der Geschichte. Eine weitergehende Analyse der Krise vermag ihr Buch hingegen nicht zu entwickeln, stattdessen bemüht es eine Reihe banaler Einsichten:„Innerhalb von Herden ist Nähe ein Ausdruck von Zugehörigkeit […] zu einer Spezies, weswegen Gefühle der Einsamkeit nicht ausblieben, aber die meisten gewöhnten sich irgendwie daran.“ Soso.

Ähnlich erhellend fallen auch Hinweise zur Abstandspflicht von 1,5 Metern und deren Beachtung bei Veranstaltungen aus: „Bei Festbestuhlung in Räumen blieben immer drei Plätze frei […]. Waren die Stühle beweglich, bildete sich ein seltsames Muster aus wenigen Stühlen und viel Platz. Aber es kamen ja zu allem auch nur noch die, die unbedingt mussten, also kaum einer.“

Angesichts einer derartig ermüdenden Suada dürften manche Leserinnen sogar die ohnehin schon nervtötenden Corona-Talkshows vorziehen. Aber nicht nur die weitestgehende Inhaltsleere des Textes stößt bei der Lektüre übel auf, auch die Komposition lässt alle höhere Ambition vermissen. Mit dem Ansatz, die Welt in ihrer naturalistischen Echtheit zu beschreiben, verweigert sich Randl einer Metaebene. Nur da und dort finden sich zwischen Zutatenlisten für den Sauerteig und einer Polemik gegen den Pandemie-Profiteur Amazon reflexive Passagen zur Pest oder zum Modell der Heldenreise, das uns wohl als Anleitung zum Bestehen der Krise dienen soll.

Ein intensiveres und erkenntnisstiftendes Nachdenken über die Ursachen und Lehren von Corona vermisst man ebenso wie einen ästhetischen Erneuerungsschub. So aber reicht der Radius des Romans über die nächsten Felder des Dorfes nicht hinaus.

weiterlesen