
Kirstin Breitenfellner in FALTER 20/2021 vom 19.05.2021 (S. 22)
Sicherheit, Halt und Beharren sind verständliche Bedürfnisse, aber Leben besteht aus Veränderung. Der deutsche Philosoph Wolfgang Welsch definiert den Menschen als Wesen des Transits. Denn alles Seiende existiert in Relationen, und auch die Materie befindet sich im Prozess. Heraklit, Schopenhauer, Nietzsche und Whitehead dienen ihm dabei als Referenzen. Der Mensch sei selbst Natur und könne nur im Zusammenspiel mit deren anderen Teilen ganz und gesund sein. Mit dieser These einher geht eine Kritik am Konstruktivismus. Denn der Geist und damit die menschliche Definitionsmacht agieren nicht im leeren Raum, sondern sind ein Produkt natürlicher Prozesse. Tiere können damit nicht das absolut andere sein, deswegen plädiert Welsch für eine Gemeinschaft der Lebewesen, auch der menschlichen Kulturen, die ihrem Wesen nach hybrid sind.
Eine Buchempfehlung für Zeiten des Umbruchs – denn selbst wenn die meisten von uns das alte Leben zurückhaben wollen, bleibt es im Fluss.


