
Kirstin Breitenfellner in FALTER 3/2024 vom 17.01.2024 (S. )
Der Titel verwirrt: "Wissenschaft" und "verwunschen" scheinen sich zu widersprechen. Das posthum herausgegebene Buch von Marshall Sahlins (1930-2021) kreist um anthropologische Interpretationen von Gesellschaften, die sich von Geistern bzw. Metapersonen umgeben sehen und die Natur als beseelt wahrnehmen - ein Phänomen, das bei vormodernen Kulturen um die ganze Welt zu beobachten ist und aus dem sich die westliche Kultur erst vor etwa 2500 Jahren zu lösen begann.
Zwischen "natürlich" und "übernatürlich" unterscheiden solche Gesellschaften nicht. Sich eine Weltsicht vorzustellen, in der auch Gegenstände einen Willen haben und keine Handlung ohne Zaubersprüche möglich ist, erfordert eine gewisse Gewöhnung, eröffnet aber einen neuen, fast unheimlichen Blick auf das Wesen des Menschen.


