

Putins Propagandaschlacht
Ulrich Rüdenauer in FALTER 22/2025 vom 28.05.2025 (S. 18)
Die russische Journalistin Irina Rastorgueva bastelt in ihrem Buch "Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung" eine Collage aus Unwahrheiten, Abstrusitäten und Hasstiraden. Das Material dieser Montage stammt aus Nachrichten des russischen TV, aus Zeitungen, Onlinemedien, Regierungsverlautbarungen. Seit Putin an der Macht ist, habe sich "die Kreml-Propaganda so weit von der Realität entfernt, dass sie zu einem eigenständigen Bild der Welt geworden ist". In dieser alternativen Welt gibt es eigene Spielregeln, die bei Rastorgueva in aller Monstrosität sichtbar werden. Der fortwährende Angriff auf Sinnzusammenhänge hat dabei Methode.
Es geht nicht darum, die Unwahrheit zu verschleiern. Sondern darum, durch den permanenten Ausstoß an Lügen die Zweifel an der Wahrheit zum Grundgefühl zu machen. So lange schon wird über staatliche und soziale Medien gelogen, "dass die Gesellschaft aufgehört hat, überhaupt noch etwas zu glauben". Es ist zwar nicht allzu analytisch, dafür aber äußerst augenöffnend, wie Rastorgueva die Propagandaschlacht mit unglaublichen Beispielen illustriert. Im Frühjahr wurde sie dafür mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet.