

Die spinnen, die Italiker!
Martin Lhotzky in FALTER 44/2017 vom 03.11.2017 (S. 30)
Das spannende neue Asterix-Abenteuer erzählt von einem Wagenrennen über die italienische Halbinsel
Hätte der greise Methusalix – der sich freilich viel zu jung zum Sterben fühlt – nicht versucht, eine Nuss mit den Zähnen aufzuknacken, hätten ihn die uns wohlbekannten Gallier Asterix und Obelix nicht nach Darioritum* in Britannia Minor** zum Zahnbrecher begleiten müssen. Dann hätte Obelix auch nie die Wahrsagerin am Wochenmarkt – hier residieren bekanntlich Zahnbrecher und andere Quacksalber – getroffen, und sie hätte ihm, dem Hinkelsteinlieferanten, nie aus der Hand eine glänzende Karriere als Wagenlenker hervorgelesen. Auch hätten die beiden sonst nie vom großen Wagenrennen durch Italien, vom Fuß der Alpen bis fast zum Zeh des italischen Stiefels erfahren. Teilnehmen an dieser „TransCaliga“*** dürfen alle Völker des Römischen Reiches und sogar Barbaren von außerhalb!
Man sieht schon, ein ungewöhnlicher Beginn für ein Asterix-Abenteuer in diesem 37. Band der Reihe. Es ist der dritte aus den Händen des Duos Ferri/Conrad, das mit „Asterix bei den Pikten“ anno 2013 Albert Uderzo, dem Überlebenden des Schöpfergespanns Goscinny/Uderzo, die Zügel aus der Hand genommen hat und das kleine gallische Dorf und seine Bewohner und Widersacher nun erfolgreich weiter durch die neuen Zeiten führt. Uderzo, der im heurigen April übrigens seinen 90. Geburtstag feierte, war – sagen wir es ehrlich und schonungslos – leider schon seit Jahrzehnten nichts Originelles mehr eingefallen.
Asterix hatte bereits in Band sechs, „Tour de France“ (1970 auf Deutsch erschienen; das Abenteuer spielt allerdings, wie immer, im Jahre 50 v.u.Z.), eine von allerlei Hindernissen begleitete Rundreise durch Gallien unternommen, um die römischen Besatzer, besonders natürlich den „alten Julius“ Cäsar, herauszufordern und zu ärgern.
Man könnte also annehmen, die Tour „Asterix in Italien“ (Originaltitel: „Astérix et la Transitalique“) wäre eine plumpe Wiederholung. Doch weit gefehlt! Ferri und Conrad haben eine eigenständige, teilweise sogar richtig spannende, jedenfalls aber von vielen witzigen Verweisen durchzogene Geschichte erschaffen. Da bekommt man beim „Guten Goten“ als Tagesgericht „Wildschwein mit Sauerkraut“, sprechen sarmatische Barbaren in einer dem kyrillischen Alphabet nicht unähnlichen Schrift oder erfinden sämtliche Wagenlenker mal einfach so den „Palio di Siena“.
Und auch das Team der deutschen Ausgabe (Übersetzung: Klaus Jöken; Textbearbeitung: Alexandra Germann, Matthias Maier, Wolf Stegmaier) leistet hier ziemlich gute Arbeit.
Vom Stil her lehnt sich Zeichner Didier Conrad nun offenbar endgültig an die mittlere asterixinische Klassik an, also in etwa von Band zwölf („Bei den Olympischen Spielen“) bis Band 21 („Das Geschenk Cäsars“), ohne je in stupides Kopieren zu verfallen. Und endlich ist es Obelix, der die Geschichte vorantreibt – er will auch einmal etwas Neues ausprobieren.
Selbstverständlich, so viel sei hier doch verraten, gewinnen er und sein Freund Asterix das Rennen. Aber dann gibt es eben noch eine entzückende Schlusspointe, beim Belenus!