Vorbilder

478 Seiten, Hardcover
€ 67.9
-
+
Lieferbar in 14 Tagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783770550302
Erscheinungsdatum 05.10.2011
Genre Philosophie/Allgemeines, Lexika
Verlag Brill | Fink
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Brill Deutschland GmbH
Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
productsafety@degruyterbrill.com
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

»Was tun Sie, wenn Sie einen Menschen lieben?«, wird Herr Keuner gefragt. Brecht lässt ihn antworten: »Ich mache einen Entwurf von ihm, und sorge, dass er ihm ähnlich wird«, natürlich nicht der Entwurf, sondern der Mensch.
Vorbilder sind Puppen, Masken, Modelle; sie sind Götter, Stars, Prominente, und sie überzeugen ihr Publikum als Maßstäbe, Phantasmen, Ideale. Vorbilder verkörpern, was zur Wirklichkeit treibt. In ihnen manifestiert sich ein unbedingter Wille zur Realität.
Auch wenn diese Realität im eigenen Tod gipfelt.

Mehr Informationen
ISBN 9783770550302
Erscheinungsdatum 05.10.2011
Genre Philosophie/Allgemeines, Lexika
Verlag Brill | Fink
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Brill Deutschland GmbH
Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
productsafety@degruyterbrill.com
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Puppen und Promis, Models und Missen

Philip Hautmann in FALTER 11/2012 vom 16.03.2012 (S. 35)

Medien: Der Kulturphilosoph Thomas Macho hat ein wucherndes Buch über die Geschichte der Vorbilder geschrieben

Thomas Macho, 1952 in Wien geboren, hat sich unter anderem mit der Zeitrechnung, mit Ritualen und Festen und dem Tod auseinandergesetzt. In seinem neuen Buch "Vorbilder" sind seine Erkundungen und Rundgänge zu diesem Thema versammelt – und eines sei gleich vorweggenommen: Diesem Buch gerecht zu werden ist keine einfache Sache.
Sehen wir uns die insgesamt 17 Essays an, in denen sich Macho auf die Suche begibt, welche Vorbilder im Laufe ihrer Geschichte auf die Menschheit gewirkt, wie sich Vorbilder im Lauf der Zeit gewandelt haben und was heute noch als vorbildlich anerkannt werden kann.

Macho eröffnet diesen Reigen mit einer Betrachtung von "Bildern der Zukunft": Zeitrechnungen, Kalender, Methoden der Weissagung, Handorakel und schließlich Symbolisierungen der Geburt und des Todes, des Werdens und Vergehens – also der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Zeitlichkeit und seinem Schicksal.
Im Folgeabschnitt "Puppe oder Statue?" steht die rätselhafte Aura und bisweilen magnetische Anziehungskraft des Statuarischen als gefrorener oder verewigter Zeit bzw. des entrückten Idealen im Mittelpunkt, befestigt am Mythos der Statue des Pygmalion, in die sich in Ovids "Metamorphosen" der Bildhauer, der sie geschaffen hat, verliebt. Unter dem Titel "Nationale Jungfrauen" wird an die Jungfrau Maria oder an Johanna von Orléans als Heilige erinnert, aber auch an Stéphane Mallarmés (1842–1898) Carmen als Gegentyp der in sich tragischen Femme fatale.
Unter "Lebende Modelle" werden die weniger als Persönlichkeiten denn als sinnliche oder materielle "Vorbildformen" firmierenden Models, Missen und Promis der heutigen Medienlandschaft gereiht. Umfangreich fällt Machos Auseinandersetzung mit dem Thema des Gesichts als Bedeutungsträger aus ("Prominente Gesichter") sowie mit dem Bild des Todes als Vor-Bild der eigenen Endlichkeit, von dem bisweilen eine morbide Faszination ausgehen kann.
Im Epilog wird mit Nietzsche, Heidegger und mithilfe der von Peter Sloterdijk so genannten "Anthropotechniken" über einen Entwurf des Menschen über sich hinaus, in ein unbestimmtes und unbestimmbares Vorbild hinein nachgedacht.

Man sieht, jede Menge Stoff, in den natürlich auch Theorie, Diskurs und Philosophiegeschichte hineingewoben ist. Garniert wird das Ganze mit 373 teils einprägsamen Abbildungen. Von dieser Fülle an Material mag man fasziniert sein oder aber ermüdet werden. Den Überblick zu behalten fällt jedenfalls nicht leicht.
Ein derart ausuferndes Forschungsvorhaben ohne Nachwort zu verdauen grenzt für den Leser ans Unmögliche. Ebenso wie die Idee, diesen Stoff auf nur acht Seiten Einleitung zusammenzufassen.
Macho hat genau das getan und bewegt sich in diesem Rahmen von einer Betrachtung der kosmogonischen Scheidung von Chaos und Kosmos über das Verhältnis zwischen Stoff und Form und Platons Höhlengleichnis mäandernd auf jene Ausführungen zu, in denen man die Pointe zu finden hofft: die Erklärung, worum es in diesem Buch eigentlich gehen soll.

Das liest sich dann wie folgt: Die Moderne sei ein "Zeitalter des Triumphs der Formen und der Vorbilder". In den Metropolen der westlichen Industriegesellschaften habe sich "der Ideenhimmel Platons allmählich ausgebreitet", eine wachsende Zahl von Menschen lebe heute "in einer Welt der Vorbilder", die der Globalisierungsprozess immer weiter vorantreibe.
Leider wird man den Eindruck nicht los, dass hier ein beliebig dehnbarer Begriff des Vorbilds angewandt wird, um eine eher rhetorische Bestimmung der Modernität zu unterstützen, und dass es sich auch bei der Frage insgesamt eher um einen Nebenschauplatz der modernen Gesellschaftswissenschaften handelt. Ein solideres theo­retisches Grundgerüst, eine Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse, der kognitiven Psychologie oder der Mimesis eines Gabriel de Tarde (1843–1904) hätte den Erkenntniswert dieses philosophisch-kulturhistorischen Lesebuchs zu transzendieren geholfen.

weiterlesen