Die Flucht der Dichter und Denker

Wie Europas Künstler und Wissenschaftler den Nazis entkamen
208 Seiten, Hardcover
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Reihe Herbert Lackner - Zeitgeschichte
ISBN 9783800076802
Erscheinungsdatum 15.09.2017
Genre Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Verlag Carl Ueberreuter Verlag
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Carl Ueberreuter Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Ausgezeichnet mit dem Bruno-Kreisky-Sonderpreis 2017 Deutschlands und Österreichs Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle entkamen den Nationalsozialisten auf oft abenteuerlichen Wegen. Eine Flüchtlingsgeschichte mit vielen Parallelen zu heute - die Betroffenen kommen allerdings nicht aus Syrien und Afghanistan. Sie waren Nobelpreisträger, Universitätslehrer, weltberühmte Schriftsteller und gefeierte Dirigenten, Juden und Christen, Politiker und Zeitungsredakteure, die ein gemeinsames Schicksal einte: Die Nationalsozialisten wollten sie ermorden. Unter den Flüchtlingen: Sigmund Freud, Stefan Zweig, Joseph Roth, Thomas, Heinrich, Golo und Erika Mann, Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel. Alfred Polgar, Hermann Leopoldi, Ödön von Horvath, Anna Seghers, Robert Stolz, Friedrich Torberg, Karl Farkas, Billy Wilder, u.v.m.


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ISBN 9783800076802
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FALTER-Rezension

Niemand wollte sie haben, niemand holte sie zurück

Barbaba Tóth in FALTER 39/2017 vom 27.09.2017 (S. 23)

Herbert Lackner erzählt von der von den Nazis vertriebenen Intelligenz – und zieht wichtige Parallelen zur Fluchtbewegung des Jahres 2015

H erbert Lackner zu lesen war schon lohnenswert, als er noch Chefredakteur des Profil war. Kaum ein anderer schrieb mit so viel historischem Wissen und aktuellem Einblick über österreichische Innenpolitik. Und kaum ein anderer konnte seinen Erfahrungsschatz und seine Rechercheergebnisse mit Freude am Spannen großer Erzählbögen so schillernd aufbereiten.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Lackner, nach 23 Jahren als Chefredakteur 2015 in den Ruhestand gegangen, nicht das Fach, aber die Darstellungsform wechselt und beim Bücherschreiben landet. Zwischen zwei Buchdeckeln und mit 200 Seiten und mehr lassen sich die großen Zusammenhänge am Ende dann noch besser erzählen als auf vier Seiten in einem Wochenmagazin oder in einem Profil History-Special, das Lackner entwickelt hatte und das von der News-Verlagsgruppe leider nicht fortgeführt wurde.
Als Homo politicus mit journalistischem Gespür hat sich Lackner für sein aktuelles Buch ein Thema ausgesucht, das historisch interessant und gleichzeitig hochgradig aktuell ist. „Die Flucht der Dichter und Denker“ rekonstruiert die Stationen und Routen, die Europas Intellektuelle, Künstler und Wissenschaftler auf der Flucht vor den Nazis nahmen, und setzt sie immer wieder in Bezug zur Fluchtbewegung des Jahres 2015 aus dem Nahen Osten.
Viele Lebensgeschichten, die Lackner in seinem Buch berührt, sind bereits bekannt. Thomas Mann, Heinrich Mann, Franz Werfel, Alma Mahler-Werfel, Joseph Roth, Walter Benjamin, Hannah Arendt, Alfred Döblin, Robert Stolz, Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, Friderike Zweig, Lotte Zweig, Anna Seghers, Sophie Freud, Friedrich Torberg, André Breton, Alfred Polgar, Salvador Dalí, Bertolt Brecht, Karl Farkas, Rudolf Hilferding – die Liste derer, die vor den Nazis fliehen konnten, liest sich wie der Almanach des intellektuellen Lebens vor dem Zweiten Weltkrieg. Viele waren Juden, aber definierten sich nicht ausschließlich über ihr Jüdischsein.

Die Sache in die Länge ziehen...
Lackner spannt ihre Fluchtwege zusammen, verdichtet die Schicksale und liefert so erstmals eine Gesamterzählung dieses intellektuellen Exodus aus Europa, an dessen Folgen Österreichs Kultur bis heute leidet. Denn nach dem Krieg kamen die wenigsten Künstler, Wissenschaftler und Autoren zurück. Die Anreize der österreichischen Regierung, um die vertriebene Intelligenz zurückzuholen, waren bescheiden. „Ich bin dafür, die Sache in die Länge zu ziehen“, der berühmte Ausspruch des Innenministers Oskar Helmers nach dem Krieg, bezogen auf die Restitution jüdischen Eigentums, sagt eigentlich alles.
Das große Weggehen begann schon 1933, nach Hitlers Machtergreifung in Deutschland. Paris und Badeorte wie Nizza oder Sanary-sur-Mer an der französischen Mittelmeerküste wurden zu Intellektuellenkolo­nien auf Zeit. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, nachdem Deutschland Frankreich in einem Blitzkrieg besiegt hatte, mussten die Dichter und Denker weiterfliehen.

Rettungsaktion in Marseille
Maßgeblich an ihrer Rettung beteiligt war der amerikanische Journalist Steven Fry, damals 33 Jahre jung. Auf Initiative des Schriftstellers Thomas Mann, der seit 1938 in Princeton, USA, lebte, war ein Rettungs­komitee gegründet worden. Mit 3500 Dollar – in heutiger Währung etwa 70.000 Euro – reiste Fry nach Marseille und scharte Dissidenten und Künstler um sich, die auf den Fahndungslisten der Nazis standen. Eine Gruppe konnte über Marseille nach Martinique ausreisen. Mit dem Schiff Nea Hellas, einem der letzten, die von Lissabon aus New York direkt ansteuerten, konnte sich eine andere Gruppe prominenter Denker und Dichter retten, darunter der Schriftsteller Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel. Sie waren von Frankreich über die Pyrenäen nach Spanien und weiter nach Portugal gepilgert. 2000 Menschen rettete Fry so das Leben. Die New Yorker Zeitungen berichteten über die Ankunft des Schiffes mit den vielen europäischen Berühmtheiten damals auf der Seite eins.
Unter den Passagieren der Nea Hellas war auch der bekannte Wiener Galerist John Sailer, damals ein Kleinkind von drei Jahren. Sein Vater Hans war Redakteur der Arbeiter-Zeitung gewesen, einst das Parteiorgan der SPÖ. Herbert Lackner – der seine Karriere bei derselben Zeitung begonnen hat – hat John Sailer bei einem Geburtstagsfest kennengelernt, das Ex-Präsident Heinz Fischer alljährlich für seine Frau Margit ausrichtete. Auch Margit Fischer ist ein „Flüchtlingskind“, ihre Eltern flohen vor den Nazis nach Schweden, wo sie geboren wurde. John Sailer war zu klein, um sich an die Überfahrt zu erinnern. Ein Gespräch mit ihm und einem zweiten Flüchtlingskind, Thomas Lachs, ehemals Direktor der Nationalbank, findet sich im Anhang des Buches.
Obwohl die Flüchtenden der 1930er-Jahre Bestsellerautoren, gefeierte Komponisten und bereits berühmte Wissenschaftler waren, schlug ihnen in Frankreich nach dem Sieg Deutschlands Misstrauen, Rassismus und Hass entgegen.
Das ist nur eine von vielen Parallelen, die Lackner in seinem Buch zur Gegenwart zieht. Für das Schicksal des Flüchtenden hat Hannah Arendt universell gültige Worte gefunden. „Wir haben unser Zuhause verloren, das heißt die Vertrautheit des Alltags. Wir haben unseren Beruf verloren, das heißt die Zuversicht, in dieser Welt zu etwas gut zu sein. Wir haben unsere Sprache verloren, das heißt die Natürlichkeit der Reaktionen, Einfachheit in den Gesten, den ungekünstelten Gefühlsausdruck. Wir haben unsere Verwandten in den polnischen Ghettos zurückgelassen, und unsere besten Freunde wurden in Konzentrationslagern ermordet, und das heißt, unser Privatleben ist zerrüttet.“

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