

Kulturkämpfe, immer schon
Barbaba Tóth in FALTER 48/2023 vom 01.12.2023 (S. 24)
Eine FPÖ, die Künstlerinnen und Intellektuelle angreift. Theateraufführungen, die von radikalen Rechten gestürmt werden. Aufklärungsfilme, die von der Kirche und vermeintlichen Sittenwächtern im Parlament attackiert werden: Kulturkämpfe in Österreich folgen im letzten Jahrhundert den immer gleichen Mustern, die Akteure wandeln sich, aber ihre Argumente bleiben gleich. Schnell wird klar: Das Ringen um Aufklärung, um Fortschritt, der Kampf um die Freiheit der Kunst stieß in Österreich immer auf besonders großen Widerstand. Linke Mehrheiten gab es nur kurz, im Laufe der 1970er-Jahre, davor und danach dominierte kulturfeindliches, dumpfes, tendenziell rassistisches und immer wieder antisemitisches Gedankengut. Das 1950 beschlossene "Schmutz-und Schundgesetz" wird erst 1972 aufgehoben. Es ist ein Glücksfall, dass der Historiker und Journalist Herbert Lackner, bis 2015 Profil-Chefredakteur, sein breites historisches und politisches Wissen nun in Buchform weitergibt. Lackner ist ein erfahrener Erzähler, so lebendig erlebt man Zeitgeschichte selten.