

Die patscherten Memoiren des Lukas Resetarits
Wolfgang Kralicek in FALTER 3/2024 vom 19.01.2024 (S. 28)
Dieses Buch sieht nur aus wie die Autobiografie von Lukas Resetarits. Tatsächlich ist es kein Buch von Resetarits, sondern eines über ihn, man erkennt das schon daran, dass es in der dritten Person geschrieben ist. Fritz Schindlecker, der eigentliche Autor, wird auf dem Cover nur im Kleingedruckten und mit dem Hinweis "aufgezeichnet von" angeführt, als wäre er der Ghostwriter. Hinter dieser editorischen Farce stecken natürlich verkaufstechnische Motive des Verlags, aber viel patscherter als hier kann man so etwas wirklich nicht anstellen.
"Kabarett und Kottan" ist die Fortsetzung des im Vorjahr erschienenen Bandes "Krowod" (für den formal dasselbe gilt). Ging es im ersten Teil um Kindheit und Jugend, ist jetzt die Künstlerkarriere das Thema. Das Buch setzt 1976 mit der Arena-Besetzung ein, bei der Lukas Resetarits (wie sein jüngerer Bruder Willi) eine zentrale Rolle spielte. Im Jahr darauf hatte im Konzerthauskeller sein erstes Solokabarettprogramm Premiere; 28 weitere würden folgen. In den frühen 80er-Jahren spielte er außerdem die Titelrolle in "Kottan ermittelt", in der schon etwas dekadenten Spätphase der satirischen ORF-Krimiserie.
Die TV-Präsenz machte Resetarits so populär, dass der Boulevard auf ihn aufmerksam wurde: Kurt Falk wollte ihn als Kolumnisten für Die ganze Woche engagieren; nachdem er dankend abgelehnt hatte, übernahm Christine Nöstlinger den Job. Auch das Angebot, Ensemblemitglied in der Josefstadt zu werden, schlug er aus.
Aber gute Geschichten wie diese machen noch kein gutes Buch. Schindlecker hat jahrzehntelang Kabarettnummern für Resetarits geschrieben, war also nah dran am Mann. Wirklich produktiv aber wird diese Nähe selten. Und leider hält er es für eine gute Idee, ständig aus Wikipedia zu zitieren, um die Geschehnisse historisch zu verorten.
Es hilft nichts: Autobiografien muss man selber schreiben, so lästig das ist.