Parasiten - Meister der Manipulation

Von ferngelenkten Fischen, Zombie-Ameisen und willenlosen Menschen
192 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783800078967
Erscheinungsdatum 26.09.2025
Genre Sachbücher/Natur, Technik/Naturwissenschaft
Verlag Carl Ueberreuter Verlag
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Carl Ueberreuter Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Parasiten sind keine Randerscheinung – sie beeinflussen die Gesundheit, Evolution und das Zusammenleben von Menschen und Tieren. Das Buch zeigt, wie stark unser Alltag von ihnen geprägt ist, ohne dass wir es bemerken.


Eine Ameise erklimmt mit erstaunlicher Präzision die exakte Höhe eines Grashalmes, beißt zu und wartet – pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk – bis sie gefressen wird. Eine Maus verliert ihre Angst und spaziert todesmutig in den Rachen einer Katze. Ein Fisch tauscht seine Zunge gegen einen blutsaugenden Untermieter und macht pflichtbewusst weiter. Die Regisseure dieser Szenen? Parasiten: unscheinbar, hochspezialisiert und erstaunlich angepasst.


In »Parasiten – Meister der Manipulation« werfen Hans-Peter Hutter und Raoul Mazhar einen ebenso vergnüglichen wie kenntnisreichen Blick darauf, wie Mikroorganismen Verhalten umprogrammieren, Körper kapern und Evolutionsgeschichte mitschreiben: wissenschaftlich präzise, mit trockenem Witz und oft makaber komisch.


  • Überall zu Hause: Urwald, Tiefsee, Stadtwohnung – Parasiten besetzen jeden Lebensraum. Schaben finden jede Ritze; Überträger wie Stechmücken nutzen die Erderwärmung als Ticket in gemäßigte Breiten.
  • Ursprung des Komplexen: Am Anfang stand kein Ei, sondern ein Ur-Parasit. Aus ehemaligen Eindringlingen wurden Zellorganellen, der Motor für das moderne Leben.
  • Fossile Blamagen: Dinos kratzten sich, und wir tun es auch noch: Bernstein und versteinerte »Häufchen« zeigen, dass selbst T-Rex vor Mikroorganismen kapitulierte.
  • Hochkultur am Haken: Pärchenegel prägten das Reich der Pharaonen – vom mysteriösen »a’a« bis zur Mumie. Der Nil nährte Ägypten – und seine Parasiten.
  • Heute, hier, in Ihrer Hosentasche: Moderne Parasiten piepen, blinken, vibrieren. Signale, denen wir uns längst unterworfen haben. Die Biologie erklärt, warum wir klicken, wischen, tippen. Vorbild: Natur. Anreiz: irregeleitete Neugierde.
  • Lenkung statt Raub: Ein Zombie-Pilz taktet Ameisen auf Uhrzeit und Bisshöhe. Einzeller parfümieren uns so, dass Stechmücken nicht vorbeifliegen können. Kontrolle erfolgt subtil, nicht brachial.



  • Wie gut also, dass Sie dieses Buch gekauft haben, denn hier ist Wissenschaft das pure Vergnügen. Nie hätte ich gedacht, dass Parasiten so amüsant (und gleichzeitig erschreckend) sein können. Wer The Last of Us gesehen hat, wird sich freuen zu erfahren, dass Pilze, die ihre Wirte in Zombies verwandeln, ganz real existieren.


    Aus dem Vorwort von Ursula Poznanski 



    »Die raffiniertesten Parasiten haben im Laufe ihrer Evolution die Fähigkeit entwickelt, das Verhalten und die Psyche ihres Wirts zu ihrem eigenen Vorteil zu manipulieren.«

    (Cora Richter | Parasiten: Wie Parasiten ihre Opfer steuern -Medizin – Gesellschaft – Planet Wissen)


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    ISBN 9783800078967
    Erscheinungsdatum 26.09.2025
    Genre Sachbücher/Natur, Technik/Naturwissenschaft
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    FALTER-Rezension

    "Im Prinzip ist der Mensch auch ein Parasit" - "Aber das würden wir so nie sagen!"

    Katharina Kropshofer in FALTER 43/2025 vom 22.10.2025 (S. 50)

    Er ist natürlich im Hawaii-Shirt gekommen: Hans-Peter Hutter, Österreichs berühmtester Umweltmediziner. Gemeinsam mit dem Chefredakteur der Ärzte Woche, Raoul Mazhar, posiert er vor den knochigen Nachbauten von Tyrannosaurus Rex und Triceratops im Naturhistorischen Museum in Wien. Die beiden verbindet eine etwas ungewöhnliche Leidenschaft: die Liebe zu Parasiten, also jenen nervigen Wesen, die uns stechen, Verdauungsprobleme verursachen -oder sogar umbringen. Nun haben sie ein Buch darüber geschrieben und erzählen dem Falter, was sie so faszinierend macht, wieso auch der Mensch manipuliert wird und was das mit Dinosauriern zu tun hat.
    Falter: Herr Hutter, Herr Mazhar, wieso stehen wir gerade hier, um über Parasiten zu sprechen?

    Hans-Peter Hutter: Im Prinzip sterben Parasiten immer mit ihrem Wirtsorganismus - und das seit Millionen Jahren. Das wissen wir von Fraßspuren an fossilen Knochen oder finden ihre verkalkten Eier in den Fäkalien von Dinosauriern -Fäkalien sind das Gold der Paläontologen.

    Gibt es die Parasiten aus der Zeit der Dinosaurier auch heute noch? Hutter: Diese ursprünglichen Parasiten sind vermutlich ausgestorben, aber es gibt heute ähnliche, mit ähnlichen Lebensweisen. Evolution steht nicht still, Mutationen sind die Triebfeder der Weiterentwicklung.

    Raoul Mazhar: Wir können die Parasiten an Schäden an Kieferknochen erkennen -so wie hier beim Tyrannosaurus Rex. In Chicago gibt es ein Weibchen namens Sue. Ihre Läsionen haben moderne Vögel auch -also die direkten Nachfahren von Dinosauriern -, verursacht von einem Parasiten namens Trichomonas gallinae. Sue starb, weil sie so zu geschwächt zum Fressen war. Und die Nachfahren des gleichen Parasiten töten womöglich heute noch Vögel.

    Es gibt Parasiten, die Viren sind, Würmer, Insekten oder Pilze. Was macht einen Parasiten zum Parasiten?

    Hutter: Per Definition kann ein Parasit nicht eigenständig überleben, sondern ist immer abhängig von einem Wirtsorganismus, der Energie liefert oder den "Raum" zur Vermehrung. Und da gibt's verschiedene: Parasiten, die an der Oberfläche hängen wie Zecken oder im Inneren leben, wie Bandwürmer. Auch Fledermäuse sind Parasiten. Mazhar: Oder der Kuckuck! Hutter: Ja, der ist ein Brutparasit, weil er seine Nachkommen von Ersatzeltern ausbrüten lässt.

    Wieso ist es evolutionär gesehen vorteilhaft, parasitär zu leben?

    Hutter: Es hat Vorteile, Dinge auszulagern. Im Prinzip geschieht das auch bei Symbiosen, nur haben beide was davon: Clownfische und Seeanemonen geben sich gegenseitig Schutz und Nahrung. Ein Parasit ist halt auch nicht ganz deppert, wenn er Organismen für seinen Vorteil nutzt. Sprachlich ist Parasitismus immer negativ konnotiert, weil wir es mit Schmarotzer gleichsetzen.

    Mazhar: Das Leben sucht sich immer Nischen, in denen es überleben kann. Wenn man weiß, dass manche Parasiten mehrmals Wirte wechseln, ist das umso faszinierender. Nehmen wir die Malaria: Die wird durch einen Parasiten ausgelöst, der noch einmal in einem Parasit wohnt -wie eine Matrjoschka-Figur! Wenn man sich einmal über den Ekel hinauswagt, öffnet sich eine faszinierende Welt. Dann erkennt man die Schönheit dieser Kreisläufe und wie das eine in das andere greift. Aber inwiefern das evolutionär ein Vorteil war, werden wir wahrscheinlich nie genau wissen.

    Die Plasmodien, die Malaria hervorrufen, leben im Darm der Anopheles-Mücke. Wenn die Weibchen stechen, wandern die Plasmodien in das menschliche Blut. Wie schaffen es Forscher, derart absurd komplexe Abläufe zu entschlüsseln?

    Hutter: Das dauert Jahrhunderte. Seit der Antike dachten die Menschen, dass "Miasmen", also Ausdünstungen, Krankheiten auslösen. An winzige Krankheitserreger wie Einzeller dachte damals niemand. Der Begriff "Malaria" aus dem italienischen "mal aria" heißt deshalb auch "schlechte Luft".

    Mazhar: Man hat das Mikroskop nicht gebaut, um Parasiten zu finden, sondern um zu schauen, was da ist. Und so kam man darauf, dass sich im Blut von Malariakranken unbekannte Strukturen fanden, geborstene rote Blutkörperchen - ein Zufall.

    Die Plasmodien suchen sich den Menschen als Opfer, um sich in ihm fortzupflanzen. Wieso machen sie das nicht in der Mücke?

    Mazhar: Weil eine Mücke kein Elefant ist. Plasmodien vermehren sich geschlechtlich im Endwirt - der Mücke - und ungeschlechtlich im Zwischenwirt - uns Menschen. Sie infizieren uns, weil sie im menschlichen Körper enorm viel Platz haben, anders als in Mücken. Sie infizieren die Leber, klonen sich im Blut und irgendwann reagiert unser Immunsystem. Das sind dann die Malaria-Fieberschübe.

    Was viele Parasiten gemein haben, ist, dass sie klein sind.

    Hutter: Sie stehen im Vordergrund unseres Interesses, weil sie teils sehr böse Krankheiten auslösen.

    Mazhar: Aber es gibt auch sehr große Parasiten: Darmwürmer können mehrere Meter lang werden.

    Hutter: Du hast recht! Aber es geht noch komplizierter. In den Industrieländern nehmen Allergien stark zu. Begründet wird das durch die sogenannte Hygienehypothese. Sie besagt, dass wir als Gesellschaft "überhygienisiert" sind, unsere Kinder keinen Kontakt zu Mikroorganismen haben und ihr Immunsystem so zu wenig trainiert wird. Auch die Wurmerkrankungen bei Kindern haben nachgelassen. Das war unangenehm, hatte aber einen Vorteil: Der Körper entwickelt bestimmte Immunglobuline und T-Zellen, die sich auf parasitäre Erkrankungen stürzen. Manche gehen also davon aus, dass, wenn unser Immunsystem nicht mit Würmern "beschäftigt" ist, es dann bei harmlosen Äpfeln oder Kiwis überreagiert.

    Was also tun?

    Hutter: Es ist ein Balanceakt: Weder in einer vermüllten noch in einer sterilen Wohnung zu leben, bringt gesundheitliche Vorteile.

    Mazhar: Händewaschen ist gut! Regelmäßiges Entwurmen der Haustiere ist auch gut! Aber bitte nicht steril leben, sonst ist das Immunsystem gelangweilt und greift den Körper an, obwohl es Parasiten angreifen sollte.

    Wäre eine Welt ohne Parasiten dann überhaupt eine bessere?

    Hutter: Eigentlich ist die Frage überflüssig. Sie sind Teil unseres grandiosen Ökosystems und haben viele ökologische Aufgaben. Als Pilze und Bakterien zum Beispiel, die abgestorbene Pflanzen abbauen. Sie sind schlicht nicht wegzudenken.

    Mazhar: Unser Immunsystem funktioniert, weil es Herausforderungen gibt. Hätten wir Millionen Jahre ohne Parasiten gelebt, und dann käme durch Zufall ein neuer Erreger wie SARS-CoV-2 daher -wir wären alle binnen Jahren tot.

    Herr Hutter, im Vorwort des Buches erwähnen Sie Ihren Lieblingsparasiten.

    Hutter: Also mein Lieblingsparasit ist der, der mich meidet. An zweiter Stelle kommt der "Zombie-Pilz", Ophiocordyceps unilateralis - der befällt auch nicht mich, sondern Ameisen. Der Pilz dringt in den Kopf der Ameise ein und manipuliert ihr Verhalten. Sie entfernt sich dann von der Kolonie, klettert wie ferngesteuert zu einem Blatt, 25 Zentimeter über dem Boden, wo sie sich festbeißt und verendet. Aus ihrem Exoskelett sprießt dann der Pilz und verstreut seine Sporen, um sich zu vermehren. Die Ameise muss zwar weg von der Kolonie sein, aber doch nah genug dran, damit der Pilz wieder neue Ameisen befallen kann. Das ist doch ein grandioser Schachzug!

    Sie schreiben von Parasiten als Meister der Manipulation. Klingt nach Machiavelli. Ist das nicht ein sehr menschlicher Blick?

    Mazhar: Wenn wir schreiben, Parasiten haben diese oder jene Tücke, dann nur, damit es für Menschen spannender zu lesen ist. Parasiten denken natürlich nicht, dass sie böse sind und andere töten wollen. Sie wollen überleben. Manipulation ist es deshalb, weil sie andere Lebewesen dazu bringen, etwas zu tun, was diesen schadet. Es gibt ja einen Parasiten -ich traue es mich fast nicht, das zu sagen -, der im Verdacht steht, auch den Menschen zu manipulieren.

    Bitte trauen Sie sich!

    Mazhar: Es gibt Hinweise, dass Toxoplasmose zu riskantem Verhalten anstachelt. Mäuse, die befallen sind, riechen eine Katze und laufen trotzdem weiter, als ob sie die Gefahr suchen würden -fast suizidal. So werden sie von Katzen gefressen und die sind der Endwirt von Toxoplasma gondii. Menschen sind eine Sackgasse für Toxoplasmose, ein "Fehlwirt". Untersuchungen zeigen aber, dass viele Autounfälle von Menschen verursacht wurden, die an Toxoplasmose erkrankt waren.

    Hutter: Und je länger sie infiziert waren, desto eher zeigten sie riskantes Fahrverhalten. Mazhar: Forscher erklären sich das so: Als es noch Säbelzahntiger gab, wurden Menschen - oder unsere Vorfahren -wohl regelmäßig von irgendwelchen Großkatzen verspeist. Vielleicht waren wir also mal die Mäuse.

    Was passiert bei Toxoplasmose im Körper?

    Hutter: Genau ist das noch nicht geklärt, interessant ist jedenfalls, dass bei infizierten Männern das Testosteron ansteigt. Ob man da von Manipulation reden kann? Wenn wir "manipulare" mit "in eine Richtung bewegen" übersetzen, dann passt das schon ganz gut. Alle Lebewesen wollen sich immerhin vermehren.

    Aber dann wären wir ja alle Parasiten - auch der Mensch.

    Hutter: In einem gewissen Sinn sind wir das ja auch. Wir parasitieren quasi hier auf dieser Erde. Wir brauchen zum Überleben andere Lebewesen -und gehen mit ihnen nicht wirklich zimperlich um.

    Mazhar: Aber natürlich würden wir nie sagen, der Mensch ist ein Parasit - sonst wird das noch zum Titel dieses Gesprächs!

    Hat die Globalisierung den Parasiten geholfen?

    Hutter: Sie hat die Verbreitung stark begünstigt. Wir haben jetzt gewisse Organismen in Mitteleuropa, die wir ohne einen globalen Temperaturanstieg und Güterverkehr nicht hätten, zum Beispiel bestimmte Moskitoarten. Und die haben tropische Krankheiten im Gepäck. Menschen haben natürlich etwas damit zu tun, wenn sie diese mit dem Flugzeug von A nach B schleppen. Gefährlich ist also die Verbindung von Klimawandel und Globalisierung.

    Sie beide könnten ja auch ein anderes gemeinsames Hobby wie Fußballschauen haben. Wieso haben Sie stattdessen die Welt der Parasiten gewählt?

    Mazhar: Wenn man Parasit hört, denkt man nur "ekelhaft". Aber schon in den Medizinbüchern sind die Kreisläufe dahinter so schön aufgezeichnet. Ich fand das immer schon spannend.

    Hutter: Sie sind schrill und raffiniert. Wir wollen uns jedenfalls nicht über Krankheiten und Erkrankte lustig machen.

    Mazhar: Aber vergiss nicht: Parasiten sind im Endeffekt extrem vulnerabel. Erst wenn sie in uns drin sind, werden sie zu "Monstern".

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